mijasper
08.12.2006, 11:03

Re: Re: Mir scheint, dir mangelt es nicht allein an Phantasie ... (mit Text und Bildchen)

Hallo Michael!


» Nimm mir bitte die Kritik nicht krumm, aber das sollte konstruktiv gemeint
» sein!

Unter konstruktiver Kritik verstehe ich etwas anderes als ...
Ich kann beim besten Willen außer der Farbgebung nichts am Modell erkennen, was darauf schließen lässt , dass das ne v90 wäre!
... eine Aussage, die ich als Unverschämtheit empfinde!

Da dein letzter Beitrag wesentlich besonnener ist, fällt meine Antwort auch entsprechend ausführlicher aus (obgleich ich seit Wochen äußerst schreibfaul bin ...).


» Ich war ehrlich gesagt bis jetzt immer begeistert von deinen Modellen ,
» nur bei der V90 scheinen die Proportionen nicht zu stimmen...

Bei keinem meiner Modelle stimmen die Proportionen mit denen ihrer Vorbilder überein, und das hat gleich mehrere bedeutsame Ursachen.
Doch zunächst ein Beispiel, das wohl keines Kommentars bedarf:

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Kein maßstabgetreues Bauen:

Zwar bin ich stets bemüht, der jeweiligen Vorlage noch ein wenig näher zu kommen – und dies verweist vornehmlich auf mein Interesse an kleinen und kleinsten Details –, doch gibt es bezüglich der Maße meiner Modelle eigene Vorgaben und Grenzen, an denen ich innehalte, um der vorherrschenden Harmonie nicht den Garaus zu machen.

Die Höhe:
Meine Erstlingswerke einmal außen vor lassend, sind meine Modelle allesamt aufeinander abgestimmt; die veranschlagte (Maximal-) Höhe darf jedoch bei Bedarf durchaus minimal unter- oder überschritten werden. (Im Falle besagter Lok hingegen ist der Spielraum ausgereizt. Um dem Original zu genügen, hätte beispielsweise aber ihr gesamter Aufbau inkl. Rangierbühnen noch 1-2 Platten höher gelegt werden müssen.)

Die Breite:
Meine Dieselloks weisen eine 8er Breite auf, während sich meine Güterwaggons mit 7 Noppen zufrieden geben (müssen). Dieses Missverhältnis ist der oben angesprochenen Harmonie jedoch in keiner Weise abträglich, und das ist nur gut so, denn ansonsten - im Zuge einer Angleichung - würde mein Interesse an der Gestaltung entweder der einen oder der anderen Spezies vermutlich allzu stark begrenzt werden.

Die Länge:
Im Allgemeinen lautet meine Vorgabe: Stauchen!, auch wenn sich dadurch das Modell vom Original weiter entfernt. Und dass ein Modell, dessen reale Vorlage länger ist als die eines anderen Modells, auch entsprechend großzügiger gestaltet werden sollte, versteht sich ohnehin fast von selbst.

Das Verhältnis von Höhe, Breite und Länge jedes meiner Modelle ist im unteren Bereich der Skala gerade so ausgewogen, dass ich noch gut mit ihnen leben kann. Für mehr Originalität reicht es nicht ...


... und damit gleiten wir auch bereits hinüber zu einer weiteren, mit jener sehr eng verbundenen und nicht minder wesentlichen Ursache:
Vorgegebene Größen der Bauteile (Flexröhrchen und Schläuche einmal ausgenommen ... *zwinker*).

Beispiel: SNOT-Technik
Nein, ich werde das Thema hier nicht weitschweifig darlegen, denn es sollte ein Blick auf das folgende Bild genügen, um die Einschränkung des Höhenmaßes (hier: der Vorbauten) zu erkennen:

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Beispiel: Form- und großflächige Teile
Schiebetür
Beabsichtige ich etwa, meine Waggon-Sammlung um gedeckte Güterwagen mit Schiebetüren zu erweitern, so steht die Höhe des Modells bereits weitgehend fest, sofern ich auf das entsprechende Formteil zurückzugreifen gedenke (wozu ich gemeinhin neige). Das Höhenmaß anderer und vor allem vergleichbarer Modelle ohne Schiebetüren ist damit bereits vorgegeben; möge also niemand einen Zug entsprechend folgenden Beispiels zusammenstellen:

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4x4 Fliese
Da in meinem Ursprungsbeitrag auch ein Selbstentladewagen Erwähnung findet, möchte ich hier auch ein Beispiel für die Einschränkung durch Verwendung großflächiger Bauteile zum Besten geben.
Das Modell ist, gemessen im unteren Kastenbereich, 26 Noppen (ohne Stirnbühnen) + X lang.
Bei einem Vergleich mit seinem Vorbild wird sogleich deutlich, dass die Entladeklappen besagten Modells, im Wesentlichen bestehend aus drei 4x4 Fliesen, um etwa 2 Noppen verlängert werden müssten, um den Proportionen des Originals zu entsprechen. Letztendlich hatte ich mich also zwischen einer zu kurzen und einer zu langen Version zu entscheiden.

Beispiel: Fenster und Motor
Vorab ein Ausschnitt eines grottenschlechten Fotos einer V90/BR 294 (ein besseres mit annähernd Seitenansicht – warum wohl niemand diese Lok von der Seite ablichten mag ...!? – steht mir leider nicht zur Verfügung):

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Was fällt auf?
Die Räder der jeweils äußeren Achsen werden gerade noch von den Umläufen überdacht; die Tanks befinden sich zur Hälfte unter dem Führerstand und erstrecken sich vom Einstieg hin nach vorn, sind also etwa 1/3 länger als der Führerstand.
Meinem Modell obliegen entsprechend die folgenden Vorgaben:
Die Länge des Führerstandes ist begrenzt auf 6 Noppen – und fällt somit unwesentlich kürzer aus als sein Vorbild -, da ich auf das 2x6x2 Fenster zurückgreife. Proportional dazu sind die Tanks 8-lang zu gestalten, und ein 9V Eisenbahnmotor misst 10 Noppen in der Länge.
Daraus ergibt sich nun folgendes Bild: Motor – 1er Lücke – Tank – 1er Lücke – Motor. (Jene Lücken sind bekanntermaßen unerlässlich, sollen die Drehgestelle ihrem Namen auch tatsächlich gerecht werden.)
Die Länge der Umläufe beträgt somit 30 Noppen, und die Position des Führerstandes ist fixiert.
Du wirst zugeben müssen, dass eine vorbildgetreue Umsetzung aller Proportionen ein heikles Unterfangen, wenn nicht gar schlichtweg unmöglich ist, denn entweder wird die Unterkonstruktion vernachlässigt oder die Gestaltung geht zu Lasten der Aufbauten. Ich entschied mich für letzteres - auf den Fotos kommt der Unterbau wie gewohnt nicht zur Geltung, doch schließlich besitze ich das Modell! -, zumal die Aufbauten des Originals in ihrer Gesamtheit nicht gerade ein optischer Leckerbissen sind.
Der Charakter des Vorbilds ist aus besagten Gründen keineswegs unzweifelhaft getroffen, und vielleicht gefällt mir das Modell gerade deshalb auch ungleich besser als seine vermeintliche Vorlage, doch deine Bemerkung: Die Lok sieht wohl von den Proportionen her eher , wíe ne V100 aus !, ist absurd!

Beispiel: Gleismaterial
Ein Foto sollte genügen, um dies leidige Thema rasch ad acta zu legen:

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(Ich gebe zu, hier ein extremes Beispiel gewählt zu haben – mit hoffentlich abschreckender Wirkung!)


» Das Bild hier zum Beispiel zeigt dein Moc in einer V90-typischen Position.

Eine V90-typische Position?
Gemeint ist vermutlich der (Blick-) Winkel, aus welchem die fotografische Aufnahme gemacht worden ist.
Nun, keines der von mir veröffentlichten Fotos zeigt mein Modell in der (besser: einer) von dir als typisch bezeichneten Position, und das mit Absicht.
Keine Aufnahme vermag das Modell so wiederzugeben, wie es tatsächlich ist respektive hier vor mir stehend auf mich wirkt, und ich habe deutlich mehr Versuche als sonst unternommen, annähernd brauchbare Bilder zustande zu bringen.

Hier einmal drei Aufnahmen aus einer Flut von unveröffentlichtem Material, welche – wenn auch nicht zwingend typisch - Ausmaße und Proportionen etwas deutlicher werden lassen:

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Fortsetzung folgt ...


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