HoMa
28.06.2006, 11:06

Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Bauunlust

Diese Wort mit den vielen "u" scheint sich wohl so langsam zum Unwort des Jahres vieler 1000steine- und LEGO-Fans zu entwickeln? Ich möchte in diesem Beitrag versuchen, verschiedene Aspekte dieses Mysteriums aufzuzeigen. Also der Frage nachgehen, was Bauunlust ist und welche Auswirkungen sie hat. Dem gegenüber möchte ich auch die Situation aus meiner ganz persönlichen Sicht schildern.

Bauunlust bezeichnet aus meiner Sicht einen (zeitweisen) Zustand eines LEGO-Fans, der zwar über die notwendigen Ressourcen wie Zeit, Platz oder Material verfügt, gleichzeitig aber keine Inspirationen zum bauen neuer Kreationen hat. Oder sich zumindest einredet, keine Inspiration zu haben. Betroffene AFOLs scheinen einen sehr sehr guten Mechanismus zu haben, diesen Zustand der Bauunlust zu hegen und zu pflegen. Nahezu alle Faktoren werden aufgegriffen um als Beweis der Bauunlust "mißbraucht" zu werden. Diese Faktoren liegen sowohl in externen - also von der betroffenen Person nicht direkt beeinflussbaren Faktoren als auch in internen - als von der Person beeinflussbaren Faktoren.

Externe Faktoren

- Farbänderung von hell-/dunkelgrau und braun
- Qualitätsprobleme bei LEGO
- allg. Firmenpolitik von LEGO (Abschaffung 9V System, nicht AFOL-gerechte Themen, Stellenabbau und Produktionsverlagerung usw.)

Diese Faktoren sind jeder für sich sicherlich sehr ärgerlich und lösen beim LEGO-Fan verständlicherweise keine Begeisterungsstürme aus. Man fragt sich, ob man für so eine Firma durch MOCs auf Ausstellungen und der eigenen Homepage Werbung machen möchte. Das ist aus meiner Sicht berechtigt, reicht aber gleichzeitig nicht dazu aus, eine notwendige Bedingung für eine Bauunlust darzustellen. Ich nehme mal mich als Gegenargument. Ich lass diese externen Faktoren der Firma LEGO nicht so nah an mich ran, finde es zwar nicht toll, arangiere mich (noch) damit. Ich habe auch im sechsten Jahr meines AFOL-Daseins genug Möglichkeiten, mein Geld für das Hobby zu investieren. Auch wenn ich keinerlei Sets mehr kaufe, der Kiloverkauf und diverse BrickLink-Händler dürften mich als guten Kunden in Erinnerung haben. Ich kann also genug "Material" für MOCs beschaffen. Ich kann auch gut damit leben, dass ich trotz aller unklugen Schachzüge von LEGO indirekt Werbung für LEGO mache. So nach dem Motto: "Seht her was man trotz der widrigen Umstände doch noch alles machen kann!"

Interne Faktoren

- Material ist unsortiert und mocen bedeutet zu 70% Sortierarbeit
- Platzmangel, man baut lieber kein MOC, weil man nicht weiß, wo man es hinstellen könnte
- Mangelnde Inspiration. Man weiß nicht was man bauen soll, man geht mit leerem Blick durch die Gassen und über den Bahnsteig. Jedes (Eisenbahn-)Vorbild hat doch schon irgendwer viel besser gebaut, es gibt nichts was man noch bauen könnte, was dann auch noch ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Und wer braucht schon die zwanzigste Version einer E03 oder einer BigBoy-Dampflok?
- Anspruch, man baut kein MOC, da man sich einredet, dass es den eigenen, hohen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird und man den Zenit in Sachen Bautechnik bereits überschritten hat. (Man könnte das eine Art "Zidane-Phänomen" nennen)
- Gleichzeitig sieht man aktuelle MOCs (z.B. von Misterzumbi oder mijasper und Co.) und dann sagt man sich: "dieses Niveau kann ich eh nicht erreichen, also lass ich es lieber gleich sein."
- Keine Zeit, da man sich um Beruf, Familie, Weltmeisterschaft oder andere Dinge kümmern muss.
- Allgemeine Unzufriedenheit mit sich selber in der Welt. Die Bauunlust ist nur ein Teilaspekt einer allg. Unlust im Leben.

Einige dieser internen Faktoren kenne auch ich. Wer sich meine Homepage anschaut wird auch feststellen, dass hier lange nichts mehr passiert ist. Venedig war eine echte Herausforderung für das 2. TSL. Beim 3. TSL sollte es noch schöner und größer werden. Und was war, ich habe es gerade mal geschafft ein weiteres Haus in sandblau dazu zu bauen. Auch der Kurzurlaub in Venedig hat nicht dazu geführt, diese MOC zu aktualisieren bzw. zu erweitern. Nachdem ich es zum vierten Mal im Jahr 2005 nach einer öffentlichen Ausstellung abgebaut hatte, hab ich mir gesagt, dass es doch einfacher wäre, alles wieder auseinander zu nehmen. Jetzt denke ich, dass es gut war, dies nicht zu tun. Venedig steht in Kisten verpackt im Keller und wurde diese Jahr noch keines Bilckes gewürdigt. Für mich ist das Ok, irgendwann kommt vielleicht wieder der Gedanke, diese ABS Wasserstadt mal wieder aufzubauen oder umzubauen.

Relativ inspirationslos habe ich dann auch das letzte Jahr verbracht, das einzige MOC war die alte Stuttgarter Straßenbahn "Linie 15". Allerdings wurde diese nie ganz fertig, weil immer noch die Aufkleber fehlen. Aber eine kurze Dienstreise in eine deutsche Landeshauptstadt hat dann im März 2006 wieder das Baufieber ausgelöst und ich hoffe stark, dieses MOC bis zum TSL fertig zu bekommen. Also von Bauunlust kann bei mir gerade keine Rede sein. Ich hab mich auch gefragt, ob man seine eigene, hohe Messlatte erreichen und übertrumpfen kann. Ganz subjektiv würde ich jetzt sagen: Ja man kann. Ein vieleckiges Gebäude mit Innenausstattung stellt andere und neue Herausforderungen an die Baukunst als ein rechteckiger BigBoy-Tender oder ein rechteckiger Venedig-Wohnkasten.

... weiter siehe Teil 2


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Alf
28.06.2006, 12:46

Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo Holger!

Auch ich kann dem Gesagten nur zustimmen. Die einen oder anderen Gründe sind sicher dafür verantwortlich, dass auch ich gute 3 Jahre erneute Lego-Pause hinter mir habe.

Das Problem ist, das halt mit eben diesen Inspirations- und sonstigen Schwierigkeiten jeder anders umzugehen pflegt. Wie die letztendliche Entscheidung aussieht, bleibt nunmal jedem selbst überlassen.

Vielleicht reflektieren Ben & Co. ja einmal das Gesagte/Geschriebene und kommen aus ihrem 'Bauloch' heraus. So mancher mag es gar als Anregung nehmen, aus einem Tief heraus zu klettern, welches er sich selbst ein wenig gegraben hat.

Und wenn nicht...
Nun ja, jeder ist seines Glückes Schmied, gell? Dann werden wir halt mit der Hinterlassenschaft so manch scheidendem Mitgliedes dieser Gemeinschaft leben müssen/können - welch ein Satzkonstrukt - könnte das mal jemand grammatikalisch unter die Lupe nehmen? :-D

Gruß
Alf


Prof. Tarantoga
28.06.2006, 13:14

Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo Alf,

da Du schon darum bittest: grammatikalisch korrekt und stilistisch besser wäre:

"Hinterlassenschaft so manch eines scheidendeN Mitglieds". Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. :-)

Gruß
Ursa


abhf
28.06.2006, 13:30

Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo Holger,

Gratulation zu dieser Ausarbeitung. In weiten Teilen bin ich voll und ganz deiner Meinung. Jede (Lego)-Zeit hat ihre Charakteristika und es ist völlig normal, dass Dinge, die vor Jahren die Höhe der Baukunst waren, heute nur müde belächelt werden. Es gibt halt heute Teile in fast unbegrenzter Menge und auch neue Teile, die eine ganz andere Detaillierung ermöglichen. Jede Zeit hat auch Ihre Baumeister – wie Jojo und Ben – die vor ein paar Jahren sicher Maßstäbe gesetzt haben. Heute sind es andere – z.B. Misterzumbi und Mijasper aus neuester Zeit -, die mich immer wieder in Erstaunen versetzen.

Jeder empfindet die heutige Situation natürlich anders, je nachdem welchen Kenntnisstand der der guten alten Zeit man hat. Wer heute einsteigt, dürfte mit der Altgrau-Diskussion schon wenig anfangen können und für den dürften aktuelle Sets eine wesentlich höhere Attraktivität aufweisen für für jemanden, der jahrelang das alte Grau gesammelt und verbaut hat.

Trotzdem kann man sich wie du und auch ich ganz gut mit der aktuellen Situation arrangieren. 4,5V und 12V sind schon lange Vergangenheit, Altgrau ist passé, 9V wird es in Kürze sein. Na und? Es gibt soviel Altbestände und aktuelle Alternativen drum herum. Man muss das Beste daraus machen. Vielleicht braucht man ein dickes Fell, um all das zu akzeptieren.

Alles schon mal da gewesen – für Dampfloks mag das gelten, aber es gibt noch so viele interessante Objekte, die allemal nachbauenswert sind. Solch interessante Bauwerke, warum baut zum Beispiel keiner die Dresdener Frauenkirche nach? Da gibt es doch die Herausforderung, mal aus der Rechtwinkligkeit der Legobauten auszubrechen! Wenn man darin allerdings keine Herausforderung finden kann, sollte man es lassen.

Unabhängig davon gibt es für mich noch ganz andere Motivationsaspekte. Unser Ältester (12 Jahre) z.B. verbringt bereits heute einen Großteil seiner Freizeit im Bau komplexer Mocs, sicher noch mit Hilfestellung und „Anleihenahme“, aber es ist toll zu sehen, was er so auf die Beine stellt. Gibt’s übrigens auf dem TSL 2006 zu sehen. Wir kommen diesmal mit zwei Anlagen…. Oder die Anerkennung von Besuchern auf den diversen Ausstellungen, wenn man diese einmal in die Geheimnisse des Legobauens einweiht und nicht nur im Gemeinschaftsraum „rumhängt“ ;. Und und und…. Insgesamt doch zu fast 100% nette, hilfsbereite Menschen, so unterschiedlich und auch fehlerbehaftet wie sie alle sein mögen.

Und grad frisch entdeckt (Danke Thekla!):

[image]



Mit zwei meiner Mocs (Bild 1 u. 3 von links) vertreten. Das motiviert denn doch. Will ja nicht sagen, dass ich nicht solz auf so was bin.


Natürlich gibt es auch für mich Dinge, die ich zurzeit als störend, negativ und lästig empfinde. Das ist z.B. das Breittreten der Grau-Diskussion, das Genörgel von fehlender Motivation und „ich bau ja nix mehr“, die Behandlung von Neulingen und der Umgangston untereinander. Da können wir uns deutlich verbessern. Natürlich gibt es auch Dinge bei Lego, die ich als bedrohlich einschätze wie z.B. die deutlich schlechtere Qualität. Hier macht Widerstand vielleicht eher Sinn, denn das ist vielleicht ein Punkt, wo Einflussnahme etwas bewirken kann – im Gegensatz zur Wiedereinführung von Altgrau.

Also, positiv denken und nach Berlin kommen.


Andreas Böker (abhf)


Brickniel
28.06.2006, 14:00

Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo Legoländer!

Ein gut geschriebener Beitrag von Holger, ich hoffe, er kann manche Leute wieder ermuntern weiterzumachen (ich will ja niemanden anschauen, aber...).

Letztendlich ist es aber die jeweils eigene Entscheidung.

Meine derzeitige Lage ist, das ich von Händler zu Händler streife und die letzten altgrauen Gleise zusammenkaufe. Ansonsten wird nur bei B-O-A, Bricklink und eBay gekauft. Allerdings spiele ich mit dem Gedanken an den Brückenschwertransporter.

Also, ich habe zu wenig Steine und zuviel Lust zum Bauen. Hilfe! :-D

Erbauliche Grüße,

Daniel

P.S.: René, mach' hinne mit schicken! :-P


Rat
28.06.2006, 14:30

Bei mir ist das alles anders gelaufen !

Hallo Holger,
bei mir ist es eher so, daß Elke jetzt sämtliche Mittel und Steine
auf sich zieht, so daß es auch momentan keinen Sinn macht eines der
Modelle zu bauen, worauf ich Lust hätte.
Aufgrund dieser Umstände hatte ich mich halt auf Beratung, Bau von Zubehör
und Statik für Substruktionen verlagert.
Über den Bau von elektronischem Zubehör kam dann der Kontakt zu Lego und
seitdem ist meine Freizeit voll ausgelastet mit der Entwicklung von
Elektronik für Lego.

Die Farbumstellung stört mich kaum noch -ich benutze nur weiße Teile.

Die Eisenbahn kann machen was sie will - wir machen das jetzt eh Modular
und auf alle Bedürfnisse anpaßbar.

Die Paßgenauigkeit errinnert mich stark an italienische Burgbauteile
(Man mußte immer solange drehen, bis sie zusammenpaßten oder ggf. eben ein
anderes Teil benutzen. )
aus meiner Kindheit - aber ich baue ja nie mehr als 3 Teile aufeinander.

Ich ärgere mich nicht mehr über neue Sets, neue Formteile ...

Also bin ich doch richtig glücklich !!!


Leider bleibt mir sehr wenig Zeit, mich im Forum zu betätigen und
es gibt auch keine Modelle zum Vorzeigen - ich bitte um Entschuldigung!!!

Viele Grüße,
Stefan

P.S. : Das Beste ist, daß mein Beitrag immer verschwindet, wenn ich ihn dann
fertig getippt habe.
Der Knopf "Vorschau" wird dann mit "loggen sie sich bitte ein" quittiert
und man landet wieder im Forum.

Einige meiner Kommentare sind dem schon zum Opfer gefallen, weil ich
einfach keinen Drang hatte alles nochmal zu tippen.

Diesmal hatte ich ihn vorher in die Zwischenablage kopiert - ÄÄÄTTTSCH !!!


legolaner
28.06.2006, 15:00

Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo liebe LL,

natürlich sind viele Bauwerke wie Dampfloks, Kirchen, Häuser und Burgen schon einmal da gewesen und manche von denen haben ein gewisser Weise einen Baumaßstab gesetzt. Und vielleicht waren es damals andere Baumeister als heute, denn da kommen viele Dinge wie Zeit, Familie & Co, aber auch Altgrau/Neugrau etc. dazu. Aber geht es wirklich darum, das schönste, das größte, das gesnotteste Moc, der beste Baumeister zu sein? Ja, es mag den Anschein haben, dass manche Dinge, die vor Jahren die Höhe der Baukunst waren, heute nur müde belächelt werden, ja, vielleicht kommt es einem vor, dass die Dampfloks von "früher" ein wenig altbacken aussehen, dass die Häuser von damals ein wenig zu viereckig wirken etc. (Klar, heute gibt es viel mehr Möglichkeiten an Spezialteile zu kommen als früher). Aber geht es darum wirklich? Ist das die Seele unseres Hobbies, die Seele unser Leidenschaft, die zum Vorschein kommt, wenn die Finger einen LEGO-Stein in der Hand halten und ihn unausweichlich mit anderen Steinen kombinieren müssen? Müssen wir bei den großen Meistern in die Lehre gehen und mit unseren kleinen Mocs in die Ecke stellen? Es ist nicht ein 1000Steine-Land, das uns zum Bauen inspiriert, es ist nicht eine große Ausstellung, bei der wir andere übertreffen müssen, es ist unsere Steinleidenschaft, die immer wieder in uns durchbrennt, egal, ob wir etwas Genials oder Normales machen, es ist die Zeit, die wir mit Tüfteln, mit Überlegen und Snotten verbringen, die Zeit auf der Suche nach dem Stein, es ist nicht die Gigantomanie, die uns antreibt, nicht der Vergleich und Wettbewerb mit anderen - sondern die Zeit, die wir zum Kräftetanken beim Lego-Sortieren und Bauen verbringen und das Gefühl, das wir am Ende haben, dass wir auch zufrieden mit dem Ergebnis sein können, es muss nicht das schönste, größte und beste sein, aber jedesmal ist es unsere Kreation, unsere Dampflok, unser Haus oder unser Schiff. Das ist das Größte und sollte es auch sein.

In diesem Sinne, ran an die Steine, auch wenn sie kackbraun sind...

Legolaner


Prof. Tarantoga
28.06.2006, 15:32

Re: Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

» Hallo liebe LL,

» In diesem Sinne, ran an die Steine, auch wenn sie kackbraun sind...

oder mausgrau, steingrau, zementgrau...

Genau, das ist die richtige Philosophie! Ich meine auch, wer seine eigenen MOCs immer nur an irgendwelchen Idealen mißt, wird dabei auf Dauer nicht glücklich.

Bauen mit Lego macht Spaß, weil es entspannt, und man kann sich von manchen Dingen ablenken. Vor einigen Jahren stand bei mir z.B. eine nicht unriskante OP an (um die ich dann dank eines fähigen Docs dann doch noch rum kam), da hab ich z.B. gebaut, um nicht immer da dran rumdenken zu müssen.

Daß es inzwischen zur Sucht ausgeartet ist, tut dem Vergnügen keinen Abbruch.
Und die neuen Farben schrecken mich auch nicht. Viel schlimmer finde ich, daß immer mal wieder richtig schöne Farben für kurze Zeit und in nur wenigen Teilen auf den Markt kommen und dann wieder sang- und klanglos verschwinden. Sandrot zum Bleistift.

Gruß
Ursa


Widdi
28.06.2006, 15:58

Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 2)

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen HoMa!

Mir persönlich sind die Grautöne egal, da ich ohnehin auf Lego City stehe, aber ich habe zur Zeit genügend andere Probleme (Abschluss, Ausbildungsplatzsuche, Führerschein) und zu wenig Geld und Steine, um größere Bauten umsetzen zu können. Ich baue allerdings ohnehin hauptsächlich im Stil der 80er-Mitt 90er, da ich meine Bauten recht einfach halte und bei Gebäuden nach hinten offen lasse. Ich habe auch keine Skrupel Neu- und altgrau zu mischen, manchmal nehme ich sogar Fremdteile (Megabloks) dazu *duck*. Was die Qualität betrifft, hatte ich bisher kaum Probleme.

mFg Widdi


Jojo
28.06.2006, 16:28

Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo!


Ich antworte mal, denn zufällig bin ich ja einer der Ex-Erstliga-Bauer, die sich derzeit mit ihrer Bauunlust wichtigmachen. Ich werde mich auch bemühen, dies meinen letzten Beitrag zu diesem Thema sein zu lassen.

Du hast einige Faktoren benannt, die absolut zutreffen. So etwa:

» - Anspruch, man baut kein MOC, da man sich einredet, dass es den eigenen, hohen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird und man den Zenit in Sachen Bautechnik bereits überschritten hat.

In der Tat habe ich im letzten Jahr verschiedene Projekte begonnen, von denen Ihr nie Kenntnis erlangen werdet, weil ich sie nach kurzer Zeit unter- und abbrach. Was ich da zusammengestümpert hatte, war ideenlos, langweilig und in sich nicht stimmig.

Außerdem merkte ich, daß ich immer nach dem einfachsten Lösungsweg suchte, ohne Lust daran zu haben, die gewünschte Form auf kompliziertem Wege herbeizuführen. Ich muß dazusagen, daß ich niemals irgendwas bloß „snotte“, um „halt was zu snotten“; sondern gesnottet wird bei mir, weil es in der jeweiligen Bausituation erforderlich ist. Aber sobald es die Bausituation erfordert hätte, daß ich irgendwelche Tricks anwendete, hatte ich keine Lust mehr, an der Stelle weiterzubauen. Und das ist eigentlich für mich das deutlichste Anzeichen dafür, daß ich an wirklicher Bauunlust leide und nicht bloß aus Trotz gegen die von Dir angeführten externen Faktoren nix mehr baue. Gleichwohl sind, wie Du richtig sagtest, diese externen Faktoren keineswegs förderlich.

» - Gleichzeitig sieht man aktuelle MOCs (z.B. von Misterzumbi oder mijasper und Co.) und dann sagt man sich: "dieses Niveau kann ich eh nicht erreichen, also lass ich es lieber gleich sein."

Auch das ist zutreffend. Wenn ich deren Bauten sehe, dann denke ich mir: Die bauen das, was ich auch bauen könnte, nur bauen sie es besser, als ich es könnte. Also warum soll ich es dann noch bauen?
NaTÜRlich geht es beim Bauen mit Lego nicht darum, irgendwen zu überflügeln oder auf Deibel-komm-raus das beste MOC wo gibt zu bauen. Nach welchen Kriterien sollte man das auch bewerten? Aber ich persönlich habe dennoch den Anspruch, so gut zu bauen, daß es allgemein als originell und hervorragend empfunden werden kann. Wenn andere bauen, was ich bauen könnte, und wenn sie es bereits so gut oder besser bauen als ich, dann brauche ich es nicht mehr zu tun. Denn das wäre ja unoriginell.

Vor allem brauche ich auch nichts zu bauen, was ich selbst schon besser gebaut habe. So baute ich zum Beispiel fürs zweite TSL eine Burg. Diese ist zu Recht nicht als Teil meines Œvres bekannt, denn sie war uninspiriert und lieblos dahingeklatscht. Der Bau hatte mir keine rechte Freude bereitet, da ich mich nach meiner *hüstel* umubelten Burg Falckenstein lediglich noch selbst zitieren konnte, ohne mich zu verbessern. Das war langweilig.

Inzwischen brauche ich überhaupt nicht mehr daran zu denken, eine weitere Burg zu bauen, denn meine Burgen werden nun von anderen gebaut:
http://www.brickshelf.com...n/gallery.cgi?f=187173
Sobald ich das erste Bild sah, welches in diesem BrickShelf-Ordner zu sehen war, wußte ich: Der Knabe ließ sich von mir inspirieren. Und der weitere Baufortschritt bestätigte diese meine Annahme. Für dieses „Work in progress“ (WIP) ließ er sich auf Classic-Castle.com von den dortigen Kindern feiern. Und ich machte mir meine Gedanken: Wenn du zitiert wirst, ohne daß es irgendwem auffällt, daß du zitiert wurdest, dann bist du vielleicht zu alt für diese Scheiße. Du warst stilbildend, aber deine Zeit ist vorüber. Mission erfüllt, andere sollen nun weiterbauen.


» Ist das alles zu viel? Sind wir übersättigt? Will man nicht vielleicht doch lieber ein Nischenmensch sein, der zurückgezogen und etwas skuril zwar biologisch schon erwachsen ist, dennoch aber einen Kindheitstraum als Hobby weiterleben lässt?

Ich mache keinen Hehl daraus, daß ich so empfinde. Ich bin ein elitärer Arsch. Lego war ein originelles Hobby, das man mit wenigen Gleichgesinnten teilte. Ich versteckte dieses Hobby nicht, aber ich legte auch keinen Werth darauf, daß es den allgemein anerkannten Status von Modelleisenbahn oder Fußballspielen erlangte. Nun ist es etwas, über das regelmäßig bei Pro7 berichtet wird. Viele hier mögen ja stolz darauf sein, ich bin es nicht.


» - Allgemeine Unzufriedenheit mit sich selber in der Welt. Die Bauunlust ist nur ein Teilaspekt einer allg. Unlust im Leben.

Zutreffend, aber das geht ja hier niemanden etwas an.


» Ich finde nicht alle Aspekte dieses Verhaltens akzeptabel.

Wenn einer keinen Bock hat, zu bauen, sich einzubringen, einen Internetauftritt zu pflegen und zu bezahlen (!), dann mag man das bedauerlich finden, aber es hat akzeptiert zu werden.


Tschüß
Jojo


Alf
28.06.2006, 18:05

Re: Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

» Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. :-)
»
» Gruß
» Ursa

Hallo Ursa,

besten Dank für den grammatikalischen Service - ich wusste doch, dass das Kreuzen des Genitivs mit des Dativs Ablegern nur irgendeinen Spruch, aber nix wirklich sinnvoll germanisches einherbringt :-D

Gruß
Alf


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