HoMa
28.06.2006, 11:06

Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Bauunlust

Diese Wort mit den vielen "u" scheint sich wohl so langsam zum Unwort des Jahres vieler 1000steine- und LEGO-Fans zu entwickeln? Ich möchte in diesem Beitrag versuchen, verschiedene Aspekte dieses Mysteriums aufzuzeigen. Also der Frage nachgehen, was Bauunlust ist und welche Auswirkungen sie hat. Dem gegenüber möchte ich auch die Situation aus meiner ganz persönlichen Sicht schildern.

Bauunlust bezeichnet aus meiner Sicht einen (zeitweisen) Zustand eines LEGO-Fans, der zwar über die notwendigen Ressourcen wie Zeit, Platz oder Material verfügt, gleichzeitig aber keine Inspirationen zum bauen neuer Kreationen hat. Oder sich zumindest einredet, keine Inspiration zu haben. Betroffene AFOLs scheinen einen sehr sehr guten Mechanismus zu haben, diesen Zustand der Bauunlust zu hegen und zu pflegen. Nahezu alle Faktoren werden aufgegriffen um als Beweis der Bauunlust "mißbraucht" zu werden. Diese Faktoren liegen sowohl in externen - also von der betroffenen Person nicht direkt beeinflussbaren Faktoren als auch in internen - als von der Person beeinflussbaren Faktoren.

Externe Faktoren

- Farbänderung von hell-/dunkelgrau und braun
- Qualitätsprobleme bei LEGO
- allg. Firmenpolitik von LEGO (Abschaffung 9V System, nicht AFOL-gerechte Themen, Stellenabbau und Produktionsverlagerung usw.)

Diese Faktoren sind jeder für sich sicherlich sehr ärgerlich und lösen beim LEGO-Fan verständlicherweise keine Begeisterungsstürme aus. Man fragt sich, ob man für so eine Firma durch MOCs auf Ausstellungen und der eigenen Homepage Werbung machen möchte. Das ist aus meiner Sicht berechtigt, reicht aber gleichzeitig nicht dazu aus, eine notwendige Bedingung für eine Bauunlust darzustellen. Ich nehme mal mich als Gegenargument. Ich lass diese externen Faktoren der Firma LEGO nicht so nah an mich ran, finde es zwar nicht toll, arangiere mich (noch) damit. Ich habe auch im sechsten Jahr meines AFOL-Daseins genug Möglichkeiten, mein Geld für das Hobby zu investieren. Auch wenn ich keinerlei Sets mehr kaufe, der Kiloverkauf und diverse BrickLink-Händler dürften mich als guten Kunden in Erinnerung haben. Ich kann also genug "Material" für MOCs beschaffen. Ich kann auch gut damit leben, dass ich trotz aller unklugen Schachzüge von LEGO indirekt Werbung für LEGO mache. So nach dem Motto: "Seht her was man trotz der widrigen Umstände doch noch alles machen kann!"

Interne Faktoren

- Material ist unsortiert und mocen bedeutet zu 70% Sortierarbeit
- Platzmangel, man baut lieber kein MOC, weil man nicht weiß, wo man es hinstellen könnte
- Mangelnde Inspiration. Man weiß nicht was man bauen soll, man geht mit leerem Blick durch die Gassen und über den Bahnsteig. Jedes (Eisenbahn-)Vorbild hat doch schon irgendwer viel besser gebaut, es gibt nichts was man noch bauen könnte, was dann auch noch ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Und wer braucht schon die zwanzigste Version einer E03 oder einer BigBoy-Dampflok?
- Anspruch, man baut kein MOC, da man sich einredet, dass es den eigenen, hohen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird und man den Zenit in Sachen Bautechnik bereits überschritten hat. (Man könnte das eine Art "Zidane-Phänomen" nennen)
- Gleichzeitig sieht man aktuelle MOCs (z.B. von Misterzumbi oder mijasper und Co.) und dann sagt man sich: "dieses Niveau kann ich eh nicht erreichen, also lass ich es lieber gleich sein."
- Keine Zeit, da man sich um Beruf, Familie, Weltmeisterschaft oder andere Dinge kümmern muss.
- Allgemeine Unzufriedenheit mit sich selber in der Welt. Die Bauunlust ist nur ein Teilaspekt einer allg. Unlust im Leben.

Einige dieser internen Faktoren kenne auch ich. Wer sich meine Homepage anschaut wird auch feststellen, dass hier lange nichts mehr passiert ist. Venedig war eine echte Herausforderung für das 2. TSL. Beim 3. TSL sollte es noch schöner und größer werden. Und was war, ich habe es gerade mal geschafft ein weiteres Haus in sandblau dazu zu bauen. Auch der Kurzurlaub in Venedig hat nicht dazu geführt, diese MOC zu aktualisieren bzw. zu erweitern. Nachdem ich es zum vierten Mal im Jahr 2005 nach einer öffentlichen Ausstellung abgebaut hatte, hab ich mir gesagt, dass es doch einfacher wäre, alles wieder auseinander zu nehmen. Jetzt denke ich, dass es gut war, dies nicht zu tun. Venedig steht in Kisten verpackt im Keller und wurde diese Jahr noch keines Bilckes gewürdigt. Für mich ist das Ok, irgendwann kommt vielleicht wieder der Gedanke, diese ABS Wasserstadt mal wieder aufzubauen oder umzubauen.

Relativ inspirationslos habe ich dann auch das letzte Jahr verbracht, das einzige MOC war die alte Stuttgarter Straßenbahn "Linie 15". Allerdings wurde diese nie ganz fertig, weil immer noch die Aufkleber fehlen. Aber eine kurze Dienstreise in eine deutsche Landeshauptstadt hat dann im März 2006 wieder das Baufieber ausgelöst und ich hoffe stark, dieses MOC bis zum TSL fertig zu bekommen. Also von Bauunlust kann bei mir gerade keine Rede sein. Ich hab mich auch gefragt, ob man seine eigene, hohe Messlatte erreichen und übertrumpfen kann. Ganz subjektiv würde ich jetzt sagen: Ja man kann. Ein vieleckiges Gebäude mit Innenausstattung stellt andere und neue Herausforderungen an die Baukunst als ein rechteckiger BigBoy-Tender oder ein rechteckiger Venedig-Wohnkasten.

... weiter siehe Teil 2


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HoMa
28.06.2006, 18:31

Re: Re: Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo,

erkenne ich hier sogar eine Paradoxie?

Einerseits will der AFOL eine so exotische Art sein, dass weder Pro7 dafür eine Aufnahmetaste drückt noch irgendein gleichgesinnter nur den Hauch einer Chance hat, sich inspirieren zu lassen und man lieber im verborgenen moct und nicht mal dem Postboten seine Werke zeigt.

Andererseits - viel mehr gleichzeitig - hat der AFOL das Bedürfnis Teil einer kleinen, eingeschworenen Gemeinschaft zu sein, die sich ständig selber huldigt und sich vor der Welt verschließt. Vor allem geht es ihm um den - nicht ausgesprochenen - Wettkampf gegen den inneren Schweinehund und die wenigen anderen wer das beste, meistgesnotteste MOC baut. Dazu braucht er die Gemeinschaft, die Bilder im Netz, die Treffen.

Wie das bei Paradoxien nun mal so ist, geht beides gleichzeitig eben nicht. Man könnte es einen Schmarotzer nennen, der aus beiden Seiten das jeweils beste für sich herauszieht ohne selber etwas zurück zu geben. Und so geht dann die Gemeinschaft zu Grunde.

Aber hier passiert ja was anderes. Es werden nicht weniger, es werden mehr. Mehr Fans, mehr Ressourcen zum Recherchieren, zum Präsentieren, zum Einkaufen ... und das passt jemanden mit traditioneller bzw. konservativer Denkweise eben nicht so gut in den Kram. So jemand kann das nur ändern, wenn er sich in sein Schneckenhaus verkricht und sich ein neues, noch exklusiveres Hobby sucht. Die Community - wenn Du das neue so nennen willst - kann damit sicherlich gut überleben. Ob der einzelne damit glücklich wird, wage ich zu beweifeln.

Ich bleib dabei, was hier für jeden einzelnen und für die Gruppe als ganzes passiert ist ein Spiegelbild der Gesellschaft im Kleinen. In Zeiten der Individualisieurng und Pluralisierung der Lebenslagen ist tatsächlich jeder sein eigener Herr (bzw. seine Dame). Es liegt an einem selber, wie man die Dinge wahrnimmt, bewertet und sein Handeln danach ausrichtet.

1000grüße
HoMa


ratz
28.06.2006, 20:58

um den medientheoretischen faden etwas weiterzuspinnen...

... auch wenn es evtl. keinen interessiert :

interessanterweise wechselt grubaluk in seinem argument das medium: vom klassischen

» Musikinstrument, eine[r] Kamera, [der] Schrift und Pinsel und Papier

kommt er ziemlich schnell zu

» Urlaubsvideo, Breitwand-Weltraumfeuer und finnischem Problemfilm.

- und zwar nicht zufällig. erstgenannte medien symbolisieren die klassischen künstlerischen ausdrucksmittel, bei denen - stark vereinfacht - vermittels der hand des künstlers seine individualität unverwechselbar in das werk mit einfliesst.
letzteres medium aber gehört zu den modernen massenmedien (d.h. photo, film, digitales gedöns), deren vornehmliche eigenschaft der technischen reproduzierbarkeit jegliche auratische qualität ausschliesst. dies ist nicht unbedingt als negativ anzusehen, sondern diesen medien jeweils spezifisch. ein film, ein photo, ein computerprogramm sind unendlich technisch reproduzierbar und basieren auf industriell verfertigter "hardware" und verarbeitung.

legosteine weisen nun gerade diese qualität der unendlichen, industriell produzierten verfügbarkeit und reproduzierbarkeit auf: jeder stein ist überall auf der welt formal standardisiert, in massen verfügbar, universell kombinierbar. jede kombination kann beliebig vervielfältigt und in ihre bestandteile zurückatomisiert werden, man landet beim immer gleichen ausgangsstoff.
im gegenzug verweisen die produkte imer auf diese eigenschaft der reproduzierbarkeit: alles ist nachbaubar, erweiterbar, veränderbar, austauschbar. einen individuellen anstrich gibt es lediglich in der, wie grubaluk schrieb, geburtsphase des mediums, wo neue ideen für kurze zeit einen urheber beanspruchen können, bevor sie ins allgemeingut übergehen (wie lange wird man sich auf den hitchcock-zoom als solchen beziehen? wer weiss schon noch den ersten photographen des in milch fallenden tropfens, wer kennt/interessiert sich für den urheber der basic-programmiersprache usw.).
darin sehe ich die crux des legosteins, der ein entindividualisierter baustein mit den besagten eigenschaften ist, damit auratische schöpfungen nicht zulässt, zugleich jedoch sein potential erst in der massenhaften anwendung und weiterentwicklung auf einer anderen ebene als der der individuellen kreation erst entfalten muss.

ob das jemals der fall sein kann/wird, wird sich erst dann zeigen, wenn der bisher gehaltene standard (z.b. mit noppen versehene, in massen produzierte und distribuierte steine) mittel- bis langfristig durchgehalten wird, um dem medium legostein die möglichkeit der entfaltung zu bieten, wie sie photographie und film (übrigens trotz ständiger veränderung der jeweiligen standards!) seit etwa 100 jahren haben.

naja, so weit so schlecht in einem zuge hingeschrieben. wer rausfindet, woher ich das alles geklaut und 'umgebaut' habe, kriegt eine walter-benjamin-gedenk-minifigur gespendet... äh, ups :-D na seis drum.

cu, r.


jens
28.06.2006, 21:10

Lieber Herr Jojo,

ich mag elitäre Ärsche.

Gruß,
jens


ApophisV
28.06.2006, 21:22

Re: um den medientheoretischen faden etwas weiterzuspinnen...

Hi!

» ... auch wenn es evtl. keinen interessiert :
Doch, mich!!!

Ich muss sagen: Dieser Beitrag ist das wohl schärfste Posting, welches ich die letzten Jahre in einem LEGO-Forum lesen durfte! :-)

Ernsthaft, ich glaube sogar mein ehemaliger Philo-Lehrer wäre beeindruckt!

Daher kann ich Dir zu allem wirklich nur zustimmen, auch wenn ich selbst niemals zu solchen Einsichten gekommen wäre! :-D (Meine Abi-Zeugnis Note in Philo bestätigt diese Aussage übrigens *schäm*)

Viele Grüße,

Daniel


grubaluk
28.06.2006, 21:33

Re: um den medientheoretischen faden etwas weiterzuspinnen...

» naja, so weit so schlecht in einem zuge hingeschrieben. wer rausfindet,
» woher ich das alles geklaut und 'umgebaut' habe, kriegt eine
» walter-benjamin-gedenk-minifigur gespendet... äh, ups :-D na seis drum.

öhhh..."Der Legostein im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit"?


Rollingbricks
28.06.2006, 21:58

Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo Holger und alle die es lesen,

mein erstes Posting ist an diesem schei... Einloggen gescheitert. Nochmal, nur jetzt kürzer...

bei mir sind es ganz und gar die von dir als "externe Faktoren" genannte Gründe.

Ich habe inzwischen ein superschickes Arbeitszimmer, in dem ich perfekt aufgeräumt meine LEGO-Steine unterbringen kann.
An Inspiration mangelt es nicht, nur an farbkorrekten Steinen.
Ohne ein Modell zu zerlegen schaffe ich nicht mal mehr als einen 30x30x30 cm Kubus. Wie soll man da noch anspruchsvoll bauen?

LEGO soll nicht erst den Herbst abwarten (was für ein Blödsinn!), sondern endlich eine verbindliche Aussage zur 9V Eisenbahn machen.
Ich kriege so'n dicken Hals, bei dem Gedanken, viel Geld in die Eisenbahn gesenkt zu haben, ohne Perspektive dieses Hobby weiter betreiben zu können.
Und dabei besitze ich nur zwei Weichen. Doch Weichen in Fehlfarben will ich nicht. Und in der derzeitigen Situation der Verunsicherung seitens LEGO kaufe ich eh keine LEGO-Eisenbahnprodukte, noch LEGO-Steine überhaupt.

Ich habe noch viele andere Hobbies und bin auch im Beruf sehr engagiert. Ich kann auch über sehr lange Strecken ohne LEGO auskommen. Warum sollte ich also gerade in der aktuellen Situation mein Geld in LEGO senken?

Die Frage ist nur, ob LEGO ohne seine Fans auskommen kann!

Ich bin immer wieder hin- und hergerissen, ob ich ein Modell öffentlich zeigen soll oder nicht. Für diese Firma aus Jütland mit der wirklich bescheuerten Produktpolitik will ich auf gar keinen Fall werben. Aber natürlich zeigt man ein Modell, mit dem man selbst zufrieden ist, auch gerne anderen.

Übrigens Jojo: Ich finde die Modelle von MrZumbi und MiJasper gar nicht besser als die von dir, Ben oder Homa! Nicht falsch verstehen, sie sind schon toll, aber eben nicht messbar besser. Ich finde auch ein bestimmtes Modell nicht besser, nur weil es tolle Sondersteine enthält.

Ich sehe es so: LEGO bauen macht Spaß und Spaß teilt man gerne mit Gleichgesinnten. LEGO will aber vor allem eins, Geld verdienen und dafür schreckt man in Dänemark vor nichts zurück. Die Firma LEGO gehört nicht zu den Gleichgesinnten - leider. Da hilft uns auch ein redlicher und von den eigenen Leuten nicht beachteter Jan nicht weiter.

Gruß
Dirk


Hümpfch™
28.06.2006, 23:15

Re: Bauunlust

» » - Gleichzeitig sieht man aktuelle MOCs (z.B. von Misterzumbi oder mijasper und Co.) und dann sagt man sich: "dieses Niveau kann ich eh nicht erreichen, also lass ich es lieber gleich sein."

» Auch das ist zutreffend. Wenn ich deren Bauten sehe, dann denke ich mir: Die bauen das, was ich auch bauen könnte, nur bauen sie es besser, als ich es könnte. Also warum soll ich es dann noch bauen? NaTÜRlich geht es beim Bauen mit Lego nicht darum, irgendwen zu überflügeln oder auf Deibel-komm-raus das beste MOC wo gibt zu bauen. Nach welchen Kriterien sollte man das auch bewerten? Aber ich persönlich habe dennoch den Anspruch, so gut zu bauen, daß es allgemein als originell und hervorragend empfunden werden kann. Wenn andere bauen, was ich bauen könnte, und wenn sie es bereits so gut oder besser bauen als ich, dann brauche ich es nicht mehr zu tun. Denn das wäre ja unoriginell.

Hi Jojo,
hier möchte ich mal einhaken.
Wieso meinst Du, dass Du einen IKEA-Tisch oder einen Heckflossenchevy bauen könntest? Ich bezweifle, dass Du das könntest, denn Du würdest es ja nicht mal versuchen, weil Du andere Sachen baust, wie etwa ein Pfefferminzschokoladekaminzimmer oder eine fette Burg oder eine Moonbase-Bar.
Schon allein deswegen läßt sich gar nicht behaupten: "Wenn ich das bauen würde, wäre es nicht annähernd so gut."
Bautechniken und/oder -stile entwickeln sich m.M.n. immer individuell an den Motiven, die man gerade baut.
Und gerade deswegen lässt sich auch nicht sagen, wer irgendetwas "besser" baut.
Selbst bei gleichen Motiven, wie der hier letztens von Monteur vorgestellten BR24, lässt sich nicht unbedingt sagen, ob sie besser als die, die Ben mal irgendwann gebaut hat. Sie ist anders aber weder schlechter noch besser.
Wenn Du also der Meinung bist, dass Deine Bauunlust unter anderem damit zu tun hast, dass andere besser bauen, so ist das einfach Quatsch, weil sich das auf diesem Niveau nicht vergleichen lässt.
Fakt ist aber, dass die Zahl der Spitzen-MOCcer stetig wächst und die Elite längst keine Handvoll mehr ist, sondern gut zwei Dutzend umfasst.
Du kannst also einzig und allein Angst haben, in dieser "Riesenmasse" unterzugehen.
Das kann jedoch nicht passieren, wenn Du es, wie Thekla weiter unten sehr zutreffend schreibt, "selbst in die Hand nimmst", sprich wieder mal was baust. Warum sollte Deine Fähigkeit, gute MOCs abzuliefern, plötzlich verschwunden sein? Das kann wohl kaum daran liegen, dass inzwischen auch andere Leute gut bauen können.
(Das soll jetzt aber beileibe keine Aufforderung oder Aufmunterung sein, meinetwegen schieb Dir doch Deine Steine sonstwohin.)
Wenn Du Dich mal umschaust, wirst Du feststellen, dass die wirklich guten MOCcer ständig neue Motive umsetzen, und sich dabei nicht unbedingt weiter steigern. Wer trotzdem diesen Anspruch hat, wird nämlich schnell an eine Grenze kommen.
Wer aber einfach weiter baut, weil das Bauen Spaß macht, baut automatisch gut, und wer sich in der Szene einmal einen Namen gemacht hat, wird den auch immer behalten, auch wenn er längere Zeit mal nix baut.
Oder hat jemand Pudie vergessen, der schon ewig nicht mehr hier war und das letzte Mal vor zwei Jahren ein MOC abgeliefert hat?
Ich hatte letztes Jahr auch eine Schaffenspause, weil mir wenig geglückt ist. Mein damaliges Projekt musste ich einstampfen, nicht weil mir die Ideen ausgingen, sondern weil es sich u.a. schlichtweg nicht realisieren ließ.
Und das Radioteleskop für Skaerbek? Naja, war auch nur so ein Not-MOC, nicht besonders prickelnd, hat auch kaum einer beachtet, trotzdem hat mir keiner hinterhergerufen, "der kann ja nicht mehr bauen".
Ich denke, das ist in erster Linie eine Motiv-Frage, ob man Lust hat zu bauen oder nicht. Wenn Dir einfach nix einfällt, was Du mal in Lego umsetzen solltest, dann warte ein bisschen, sowas kann man nicht erzwingen.

Die Farbumstellung ist natürlich ein Riesen-Hemmschuh, ging mir auch so. Aber inzwischen habe ich festgestellt, dass es genug junge echtgraue Sets gibt, die ich noch nicht habe und die man immer noch mal kaufen könnte. Bei eBay gibts soviel "alte" Neuware, das glaubt man kaum. Die Steine, die man in größeren Mengen zum Bauen braucht, gibts auch immer weiter bei Bricklink und eBay, ich kaufte da in diesem Jahr fürs aktuelle MOC bestimmt 2 Kilo grau plus Beifang.
Und bei speziellen Teilen, die in echtgrau sehr selten oder gar nicht existieren, werde ich mich in Zukunft nicht scheuen, zu neugrau zu greifen, wenn es nicht anders geht. Diese Teile sind dann nämlich meist wegen Ihrer Funktion verbaut und es fällt dann wirklich kaum auf, weil Einzelteile.

» Inzwischen brauche ich überhaupt nicht mehr daran zu denken, eine weitere Burg zu bauen, denn meine Burgen werden nun von anderen gebaut [...] Wenn du zitiert wirst, ohne daß es irgendwem auffällt, daß du zitiert wurdest, dann bist du vielleicht zu alt für diese Scheiße. Du warst stilbildend, aber deine Zeit ist vorüber. Mission erfüllt, andere sollen nun weiterbauen.

Was ist denn das für ein Mist? Wenn man zitiert wird, (aber nicht kopiert, denn das dürfte bei so einem komplexen Gebilde wie einer Burg auch kaum gehen) dann ist das doch ein Beweis, wie gut man ist. Und wenns keiner merkt? Ja, schau doch mal, _wer_ das nicht merkt. Sind es vielleicht nur die "Neuen", die Deine Werke nur vom Hörensagen kennen und denen Du kein Begriff bist, weil Du nicht aktiv bist? Auch hier hast Du es durch Deine Baupräsenz selbst in der Hand, ob man merkt, dass Du zitiert wirst oder nicht.

Ich habe das Gefühl, dass Dir z.Zt. einfach nichts einfällt, was Du mal bauen könntest und den ganzen anderen Senf nur drumherum als Entschuldigung oder Ausrede benutzt.

Komm einfach mal beim TSL vorbei und lass Dich inspirieren.

Und Du kannst ja auch was mitbringen und anonym ausstellen, wenn Du meinst, es sei zu schlecht, und dann mal die Reaktionen beobachten

» » - Allgemeine Unzufriedenheit mit sich selber in der Welt. Die Bauunlust ist nur ein Teilaspekt einer allg. Unlust im Leben.

» Zutreffend, aber das geht ja hier niemanden etwas an.

Tja, das merkt man aber trotzdem und hier dürfte es auch wenig helfen, den Kopf in den Sand zu stecken.

Gruß Ronald


Misterzumbi
28.06.2006, 23:54

Re: Bauunlust ... ein Analyseversuch (Teil 1)

Hallo,

Ich muß fast zustimmen. Aber eben nur fast, weil ich sowas wie "Bauunlust" in den letzten drei Jahren, in denen ich mich wieder mit Lego beschäftige, höchstens ein bis zwei Wochen am Stück hatte. Manchmal wegen Zeitmangel, aber meistens weil ich einfach keinen Bock auf das rasseln der Steine habe.
Teilweise baue ich nichts, weil mir einfach die Steine fehlen, ich bin leider nicht einer von den Glücklichen die "mal eben" bei Bricklink bestellen können.
Ich versuche auch erstmal mit dem auszukommen was ich gerade zu Hand habe, Geld wächst leider nicht auf Bäumen, und es gibt sachen die man eben kaufen muss, Lego gehört bei mir leider nicht dazu...Was aber teilweise recht positiv ist weil ich gezwungen bin andere Wege zu gehen, und mir mal eben was neues zu überlegen anstatt zu kopieren.
So gibt es auch bei mir Wochen in denen ich nichts baue, zwei Tage später baue ich zwei vorzeigbare MOCs an einem Abend.
Zu Ideenklau oder Inspiration von Anderen (besseren) stehe ich, es is meiner Meinung nach sinnlos wunderschön angefangene Sachen zu verwerfen, nur weil man selbst krampfhaft überlegt wie was zu lösen ist, und Mr.X es eh schon besser gelöst hat. Es gibt auch grandiose einfälle (wie das versetzen der einzelnen Panele um eine halbe platte nach hinten bei Homa's Waggons)die man einfach so übernimmt. Mir ist auch aufgefallen daß in letzter Zeit die Leute versuchen immerwieder Neue ideen für die simpelsten Sachen zu finden (bloß nicht so bauen wie der da) was zumindest im Bereich Eisenbahn deutlich zu sehen ist. Wieviele verschiedene Ideen für Geländer an einer Lok kann es denn noch geben? EGAL, wir probieren es aus! Sieht nach nix aus und zieht damit das ganze Ding runter? Wurscht, war meine Idee! Fällt es beim angucken auseinander? Null Problemo, ich habe es mir selbst ausgedacht!
Solches Denken bringt zwar neue Ideen ans Licht, ob diese dann gut sind muss jeder fü sich selbst entscheiden.
Außerdem bin ich auch einer von denen, die es nicht lassen würden einen MOC zu bauen, nur weil den Jemand vohrer schon gebaut hat. Ben's Dampfloks sind wunderschön, aber wenn ich mal auf die Idee komme auch eine von der Sorte haben zu wollen bau' ich mir halt eine.

Sollen doch alle Nörgler aufhören, ich liebe meine Steine und werde bestimmt auch weiterhin Jemanden finden der mit mir spielen will.

Greetings Adam

[image]


chris
29.06.2006, 08:54

Augen zu und durch ... - die Motivation kommt überraschend

Hallo zusammen,

auch ich möchte nun doch zu diesem Thema Stellung beziehen.

Obwohl ich bei vielen Ausstellungen dabei bin baue ich in erster Linie für mich selbst.

Dabei zählt für mich, dass meine Bauten mir bei der Planung schon Freude bereiten, dass ich Spaß beim probieren der Umsetzung habe und immer wieder verbesserungen vornehmen kann. Und dass am Schluß ein Modell dasteht das so ist wie ich es mir vorgestellt habe.

Natürlich blicke ich neidisch auf die Bauten der anderen - deren Detailtreue und Ideen (ok, manche Idee leihe ich mir dann schon mal aus).

Der größte Schock für mich war jedoch beim TSL2005, als René mir sagte dass mein MOC direkt neben Jojos stehen sollte - ein Alptraum - wollte René damit den Unterschied zwischen Detailtreue und Grobklotzigkeit demonstrieren ??

Noch wärend der Ausstellung wurde mir klar dass jeder eben seinen Stiel hat, und ich habe es nicht bereut mein Modell in der Nachbarschaft von Jojo zu wissen. (Jojo du warst ein sehr angenehmer Nachbar).

Übrigens, die größe eines Modells ist für mich zweitrangig, - obwohl ich selbst eher 'grössere' Modelle baue bin ich gerade über die Mini-Szenen der anderen begeistert (und würde für das TSL durchaus auch mal eine Glasvitrine mit den genialen Minis vorschlagen).

Bauunlust müssen wir sicherlich akzeptieren, - aber wie hier schon erwähnt wäre es sehr schade das bisher erreichte den anderen vorzuenthalten.

Grüße aus dem sonnigen Stuttgart
Chris Schneider

(aktuelles Projekt: Vorhänge nähen)


Dan
29.06.2006, 10:43

Re: Re: Bauunlust - Bescheiden...

Hallo LLL!

Wenn ich mich mit den Altmeistern oder auch Neumeistern vergleiche brauche ich garnicht erst anzufangen mit Lego zu bauen. Sie haben viel mehr Techniken (z.b. Sont) oder Steine (in Massen) als ich habe und wohl auch jemals haben werde.


Zitat von Misterzumbi:
...Teilweise baue ich nichts, weil mir einfach die Steine fehlen, ich bin leider nicht einer von den Glücklichen die "mal eben" bei Bricklink bestellen können.
Ich versuche auch erstmal mit dem auszukommen was ich gerade zu Hand habe, Geld wächst leider nicht auf Bäumen, und es gibt sachen die man eben kaufen muss, Lego gehört bei mir leider nicht dazu...

Das Mag ein Grund dafür sein. Ich "Liebe" Lego kann aber nicht soviel aufbringen wie man anderer.

Auch vom Stil her baue ich eher schlichter, baue aber das was mir gefällt, auch wenn es kaum beachtnug findet.


Ich versuche mich daran zu halten:
Zitat von Hümpfch™ :
...Wer aber einfach weiter baut, weil das Bauen Spaß macht, baut automatisch gut, und wer sich in der Szene einmal einen Namen gemacht hat, wird den auch immerbehalten, auch wenn er längere Zeit mal nix baut. ...


Auch wenn ich mir bis jetzt wohl kaum einen Namen gemacht habe, oder vielleicht auch nie machen werde.
Mir bereitet das Lego bauen freude, auch wenn es nicht an die Detailtreue oder Bautechniken anderer herankommt.

Aber ich will meine "Bauten" mit anderen Teilen, so das sich vielleicht jemand findet der auch daran freude hat. Ungeachtet der Techniken usw.

Ich hoffe ich werde irgendwann auch mal ein MOC ausstellen können, auch wenn es in berreichen ist die hier kaum jemanden interessieren wie das Thema Piraten oder Mechas (Dabei baue ich nur Friedliche Mechas OHNE WAFFEn).

MFG Dan


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