Hallo zusammen,
heute möchte ich meine voll funktionsfähige und vollautomatische Schiebebühne für die 12V-Eisenbahn vorstellen. Angeregt wurde das Projekt durch eine Diskussion hier über die Möglichkeit einer Steuerung mit NXT. Nun, ich habe kein NXT, also mussten anderen Lösungen gefunden werden.
Es wurde nichts gesägt oder geklebt, keinerlei Fremdteile verwendet, alles ist Original Lego.
Eine Schiebebühne dient, wie eine Drehscheibe, dem platzsparenden Abstellen von Loks.
Oft, aber nicht immer, sind sie mit Lokschuppen kombiniert.
Merkmale
- Komplett mit einem 12V-Trafo betrieben
- Automatisches Stoppen der Bühne nach Befehl „Stopp am nächsten Gleis“
- Automatisches Abschalten der Stromversorgung auf nicht angefahrenen Gleisen
- Kompaktes Stellpult mit Kontrollfunktion
Design
Das Modell sollte aufgrund seiner Technik auch im „Vintage-Look“ entstehen, also die bunte Welt der frühen 80er-Lego-Jahre zeigen, passend zu der Lok aus dem Set 7740, die als Testobjekt herhalten musste. Entsprechend sparsam ist die Detaillierung; Fliesen wurden nur verwandt, wo sie für die Funktion dringend benötigt wurden, ansonsten ist das Ganze noppig, die Gebäude offen und licht. Die vorherrschenden Farben sind grau, rot, gelb, blau und schwarz.
Teile
Neuere Teile sind die zwölf Slopes 1x1x2/3 54200, die Rutschkupplungen 60c01, das Schaltgetriebe mit den beiden 6542, die Pin Connectoren 62462 und ein paar Liftarms zur Versteifung des Getriebeblocks.
Die meisten anderen Teile sind aus der Zeit, auch die Kabel inklusive Stecker.
Funktion
Die Bühne selbst liegt einfach auf Straßenplatten auf, die den Unterbau für die gesamte Anlage bilden. Wegen des hohen Gewichts der Lok gibt es in der Mitte noch ein paar Reihen aus Fliesen.
Bewegt wird sie durch zwei Zahnstangenschieber, die durch einen Antrieb im Maschinenhaus geschoben werden. Durch den Antrieb beider Stangen gibt es kein Verkanten der Bühne.
Neben der linken Stange liegt eine Reihe von Fliesen mit Vertiefungen (unten links zu erkennen), die die Haltepunkte markieren. Neben der rechten Stange liegen die Kabel für Bühnenstrom und Signalstrom. (Das wäre in grau noch gefälliger, aber das gab die Bastelkiste nicht her.)
Ein gravierendes Problem bei dieser Art der Lösung ist das Spiel und somit die Präzision, die Bühne hält bei mir mit einer Genauigkeit von ca. +/- 1/4 Schienenkopfbreite, das wären 1/8 Noppe oder 1mm. Das ist genau genug.
Bedienung
Zum Fahren gibt es zwei Schalter:
- zum Fahren rechts/links
- zum Wählen 1.Gang - Halten / 2.Gang weiterfahren
Im 1. Gang läuft die Bühne langsam und hält am nächsten Gleis (unabhängig von der Fahrtrichtung), im 2. Gang fährt sie schnell und an den abgehenden Gleisen weiter ohne zu halten.
Zusätzlich kann das Bühnengleis und damit auch alle abgehenden Gleise abgeschaltet werden, die Signale auf der Bühne gehen dann auf „Rot“. Die zwei Gittermastleuchten können mit auch mit einem Signalschalter betätigt werden.
Technik
Die Technik verbirgt sich im Maschinenhaus, das in zwei Teilen abnehmbar ist.
Mangels 12V-Motoren wurde das Ganze zunächst mit PF-Technik gebaut. Aber das war doch ein arger Stilbruch. Also kamen zwei 12V-Eisenbahmotoren zum Einsatz, sie sitzen in massiven Motorblöcken. Die Verbindung zum Getriebe erfolgt über ein Laserschwert, einen 3/4 Technic-Pin und ein 24er Zahnrad. Das hört sich gefährlich an, funktioniert aber einwandfrei.
Der Bühnen-Antrieb besteht aus Motor (schwarz) einem Getriebe zur Anpassung der Drehzahl (im schwarzen Block) und einem Schaltgetriebe 1:1 bzw. 16:24 für Schnell/Langsam. Beide Abtriebe arbeiten auf je ein 8er Zahnrad in den Zahnstangen, beide sind immer im Eingriff, eins dreht immer leer.
Der rote Motor betätigt nur einen Hebel, der der schwarzen Verriegelungsbalken anhebt. Wird dieser Hebel nach oben gefahren, legt sich der Verriegelungsbalken auf die Fliesenleiste neben der Zahnstange, kommt dort eine Vertiefung fällt er einfach hinein und klemmt Antrieb und Bühne fest.
Im Bild kann man den Stein (mit den Röhren nach oben) rechts neben der Kupplung erahnen.
Beide Motoren haben an geeigneter Stelle in Getriebe Rutschkupplungen, dauerhaftes Laufenlassen richtet keinen Schaden an und sprengt auch nicht das Getriebe.
Über den gelben Liftarm sind Hebelarm und Schaltgetriebe verbunden, sie werden immer zusammen geschaltet.
Gleisübergänge
Eine besondere Herausforderung war es, die Übergänge zwischen Bühne und Gleisen zu realisieren, ohne dass die Lok-Schleifer sich verhaken.
Die Lösung liegt in einer Mischung aus Fliesen und 2/3 Slopes; die um eine Platte erhöhten Fliesen führen die Räder, so dass an den Stellen, wo keine Gleise sind, keine Entgleisungsgefahr besteht.
Entscheidend ist für eine einwandfreie Funktion ist, dass es keinen Höhenversatz gibt. Deswegen ist die Bühne in der Mitte quer komplett getrennt, so dass jede Seite „herunterhängen“ und fest auf der Straße aufliegen kann. Würde man sie mit Flachsteinen durchgehend bauen, würde sie sich noch oben biegen.
Elektrik
Bei allen Gleisen sind alle dem Maschinehaus zugewandten Stromschienen mit einem Trafo-Anschluss fest verbunden. Für die andere Stromschiene gilt:
- Zufahrgleis: Dauerstrom
- Bühnengleis: über den Signalschalter im Stellpult
- Abstellgleise: über bewegliche Kontakte.
Der Strom kommt vom Bühnengleis durch das Häuschen und endet in dem Kontakt eines Steckers, der an einen Liftarm beweglich gelagert ist. Kommt die Bühne an ein Gleis, wird der Kontakt durch einen 2/3 Slope angehoben und legt sich auf den quer gelegten Gleiskontakt, der in einer 1x1 Plate mit Clip steckt. Der bewegliche Kontakt ist leicht schräg nach oben eingebaut, damit er nicht an den Clips hängenbleibt. Das Gewicht des Liftarms ist völlig ausreichend für eine sichere Kontaktgabe.
Wichtig ist es, für die Kontakte die der Zweifach-Stecker 766c01 zu nutzen, sie sind länger.
Stellpult
Im Stellpult ist ein zusätzliches Signal für den Zustand des Bühnengleises eingebaut. Im Sichtfenster gibt es eine Farbanzeige, ob die Bühne hält oder weiterfährt.
Fazit
Die Bauzeit betrug ca. vier Wochen, Irrwege eingeschlossen. Am Anfang schienen die Probleme recht groß, nicht zuletzt auch wegen der ziemlich großen Kräfte. Aber letztlich bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Wie immer bei mir: verbaut wurde, was da ist, das ist schon mal älter oder verfärbt.
Neu gekauft für dieses Projekt wurden nur die Geländer auf der Bühne und ein paar Zahnstangen, die aber noch in der Osterpost sind.
Ich hoffe die Bühne und die verbaute Technik gefallen dem einen oder anderen.
Grüße
Werner