Farnheim
21.12.2016, 11:09

Als Antwort auf den Beitrag von Brick459

Re: Selbständig mit MOC Bausätzen

Hallo.

MOCs zu verkaufen und davon seinen Lebensunterhalt allein zu bestreiten, stelle ich mir extrem schwierig vor. Ich kenne einige Bricklink-Händler persönlich, und selbst der Handel mit losen Teilen ist sicher kein Selbstläufer. Und dann auch noch MOCs. Selbstgebaute Modelle in Kleinserie zu einem reellen Preis anzubieten könnte recht zäh verlaufen. Vielleicht geht es aber auch besser als gedacht. Ich habe es eben auch noch nicht probiert. Allerdings als eigens Selbständiger kann ich Dir nur empfehlen, vorab einige strategische Überlegungen zu Deinen Projekt anzustellen.

In Deine Kalkulation sollten neben Materialkosten auch der Zeitaufwand des Bauens, die Modellidee selbst, Personal- und weitere Verbrauchs- sowie die Herstellungs- und Produktionskosten der Anleitung und Verpackung einfließen – tja, und etwas verdienen möchtest Du daran ja schließlich auch noch. Und schwupp wird ein kleines 150-Teile-MÖCchen 40 oder 50 Euro teuer. Dann muss das aber ein verdammt originelles MOC sein, dass es damit einen Kaufanreiz schafft.

Vor dem Start solltest Du Dir den Markt angesehen und analysiert haben. Wie stellen sich Mitbewerber dar? Was bieten sie zu welchem Preisgefüge an? Gibt es saisonale Specials? Und was ist der Markt überhaupt bereit auszugeben? Bedenke, dass Du gerade in der Anfangszeit die eigenen Kosten so gering wie möglich halten solltest. Und ein weiterer Mitarbeiter (oder Freelancer) in Gestalt eines MOC-Entwicklers, möchte schließlich auch etwas von dem Einnahmekuchen abhaben.

Überlege, wie Dich der Markt wahrnehmen soll. Wie trittst Du auf? Welche Marketing-/Werbemaßnahmen planst Du, um Dich ins Bewusstsein Deiner Zielgruppe zu bringen? Startest Du direkt mit einem Ladenlokal? Versendet per Internet-Shop von daheim? Gibt es Marktlücken, die Du besetzen kannst?

Vllt. bist Du aber auch finanziell potent genug, um gerade die harte Anfangsphase finanziell so zu überbrücken, dass Du dennoch mit dem Projekt gut Leben kannst, oder Du startest Deine Selbständigkeit aus einem festen Anstellungsverhältnis heraus fließend. Ein Kaltstart ist aber ungleich schwieriger. Überlege, ob Du einen Kredit benötigst? Wie und wo Du ihn bekommst? Wer bürgt für Dich? Wie wird er über welche Laufzeit getilgt? Bekommst Du gar als sog. „Start-Up“-Unternehmer Unterstützung vom Staat? Und bedenke, selbst wenn es anfänglich gut läuft, es bleibt nicht immer so. Wenn nichts sicher ist, das aber. Wie überbrückst Du einnahmensarme Perioden?

Ich kenne Deinen beruflichen Werdegang und Deine fachliche Qualifikation nicht, optimalerweise hast Du aber schon Erfahrung mit einer Selbständigkeit gesammelt, und Dir ist auch die Buchhaltung nicht fremd. Ich empfehle Dir in jedem Falle vorab eine Kostenaufstellung zu machen, um zu sehen, wieviel Du jeden Monat einnehmen musst, um Deinen Lebensunterhalt abzudecken, um nicht Gefahr zu laufen, sich zu verschulden. Ein Businessplan hilft auch dabei.

Das klingt sicher alles sehr kompliziert, und Du willst bloß ein paar MOCs verkaufen. Aber es ist ein Geschäft – DEIN Geschäft. Und Du willst irgendwann davon Leben können. Daher ist eine gute Vorbereitung Gold wert. Daher wünsche ich Dir viel Glück dabei.

Maik


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