IngoAlthoefer
26.10.2016, 15:33

Als Antwort auf den Beitrag von Zypper

Re: Zeig dein Gesicht

Lieber Andreas,

danke für die ganzen Hintergrund-Informationen.

Zypper hat geschrieben:

Zum Werk gehört eine Performance, d.h. eine barfüßige
Begehung des Objektes durch mich mit anschließender Rezitation ...

Da musste ich zuerst an "aua" denken und dann an die Unterschiede
zwischen der Wahrnehmung vom Barfuss-Gehen auf Duplo-Platten, LEGO-Platten
und Modulex-Platten (wovon ich knapp 20 grosse habe).

... Ingeborg Bachmann ...

Leider war ich noch nicht reif genug, als wir Geschichten
von ihr in der Schule (11. Klasse) zu lesen hatten...

... insgesamt mit der Resonanz sehr zufrieden: Das Werk hat Aufmerksamkeit
erzeugt. Es erschien sozusagen aus dem Nichts, war ein paar Tage "da" und
verschwand dann wieder. Nur diese paar Fotos zeugen davon, dass "es"
stattgefunden hat. Genau darauf kommt es mir ja an, denn Kunst soll mMn
nichts bedeuten, sondern sein.

Mein allererster Gedankenblitz war eine Erinnerung an Nachmittage als
Jugendlicher im Freibad. Da gab es ein grosses Freiluftschach (mit 4m x 4m
Grundfläche). Speziell ein Bademeister hat sich - wohl aus Bequemlichkeit - immer
geweigert, die Figuren aus dem Schuppen zu holen.

Da haben wir eines Tages "normale" (kleine) Schachfiguren mitgebracht und mit
denen auf dem riesigen Brett gespielt. Das erregte Aufsehen war enorm; viele
Schaulustige standen um das Brett herum. Irgendwann stand auch der Bademeister
mit in der zweiten Reihe und schaute uns fragend an. Mein Kurzkommentar: "Wir
wissen uns zu helfen!" Ab dem Tag hat er die grossen Figuren "immer" herausgestellt.

Das, was der Einzelne drin sieht: Das soll es sein. Nichts anderes.

Genau.

Als mir die grosse Höhe des Ausstellungs-Raumes bewusst wurde, musste
ich an eine Foucaultsche Pendeluhr denken: Man könnte unten an strategischen
Stellen insgesamt 12 Minifiguren aufstellen und oben an der Hallendecke ein
schweres Pendel aufhängen und starten. Bei richtigen Positionen würde in
jeder Stunde genau eine der Minifiguren durch das Pendel umgestossen.

Mir ist bewusst, dass ich mich mit dieser Öffnung zum Dialog angreifbar
und vereinnahmbar mache, aber ebenso ist mir bewusst, dass ich das eben
aushalten ... muss

So geht es allen Künstlern. Danke, dass Du Dich nicht hinter
Arroganz verschanzt.

... oder auf die öffentliche Präsentation meiner Vorstellungen von einem
gelungenen MOC künftig eben verzichten muss.

Nix da. Weitermachen!

Ingo.


LEGO kennt kein Valsch (alte Klemmbaustein-Weisheit)


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