arminpfano
19.10.2014, 23:29

+35Kleines Fachwerk-Kompendium

Hallo liebe LFF (Lego-Fachwerk-Fans),

nachdem ich gerade meine neu entwickelte „APADIFA“-Technik (Armins Patent-Diagonal-Fachwerk-Bautechnik) für Fachwerk-Häuser mit Diagonalbalken veröffentlicht habe (hier: APADIFA-Thread), in diesem Posting wie versprochen noch der Überblick über andere Bautechniken, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen bin. Das ist sozusagen ein Fachwerk-Kompendium – hoffentlich nützlich für den einen oder die andere. Mir ging es wie gesagt um die realistische Nachbildung der Diagonalhölzer einer Fachwerkkonstruktion, die Bewertung erfolgt vor allem unter diesem Gesichtspunkt.

Vorab: Ich kann teilweise nicht mehr nachvollziehen, woher einige der Bilder und Fotos stammen und erlaube mir, diese ohne Quellennachweis zu verwenden. Falls der eine oder die andere die eigenen Fotos wieder erkennt, hoffe ich, das ist so ok.

Nochmals kurz zum Ausgangsproblem:
Hier ein Bild eines Fachwerkhauses aus dem 17. Jahrhundert. Kennzeichnend sind die horizontal, vertikal und diagonal verlaufenden Balken, denn diese ergeben zusammen die Stabilität der Fachwerkstruktur. Horizontal und vertikal sind kein Problem mit Standard-Lego-Teilen. Die zentrale Herausforderung sind die Diagonalhölzer. Die Grundfrage: Wie bekommt man den Balken optisch quer in oder über eine Mauerwand?

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Es gibt durchaus Fachwerkhäuser ohne diese Diagonalbalken, bzw. mit nur wenigen z.B. hier:

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Solche Häuser sind einfach nachzubauen und wirken realistisch. Hier ein schönes Beispiel von DWK:

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Quelle

Ähnliche Beispiele wären typische Tudor-Häuser aus England. Man bekommt damit ein irgendwie historisches, eher norddeutsch bis englisch geprägtes Flair hin. In Süddeutschland dagegen wird praktisch immer mit Diagonalverstrebungen gebaut.

Von TLC selbst gibt es zwei Teile dazu, allerdings nur in rot und gelb. Für die meisten Projekte ist es faktisch unbrauchbar.

Teil 2345p01:

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Dann gibt es noch das hier, das habe ich im Bricklink-Katalog auf die Schnelle nicht gefunden:

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Eine radikale Lösung besteht darin, passende Aufkleber zu drucken – hier ein Vorschlag aus Argentinien. Sehr schön von der Wirkung her, aber für den aufrechten deutschen AFOL kommt so eine Blasphemie natürlich nicht in Frage. FREMDTEILE – ARRGHH...

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Quelle



Bekannte Lösungsmöglichkeiten:


Hier verschiedene „echte“ Bautechniken. Wie üblich haben alle so ihre Vor- und Nachteile.

Man kann die Diagonalen mit Schrägsteinen andeuten bzw. simulieren:

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TLC selbst folgt dieser Methode, beim Set 10193 „Medieval Market Village“:
10193 im Bricklink-Katalog

Sieht schon recht gut aus, bleibt aber technisch und optisch nur teilweise befriedigend. Ähnlich auch folgende Lösung:

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Hier wird durch die aufgesetzten schwarzen 1x1-Fliesen ein optisches Diagonalelement eingebracht. Schon ein Fortschritt, aber noch nicht das Gelbe vom Ei (ich meine nur die Technik, das MOC ist toll!).

Auch verbreitet, aber unelegant, ist die „Treppenbauweise“:

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Man muss schon in ziemlich großem Maßstab bauen, um den Treppeneffekt in den Hintergrund treten zu lassen. Im Minifig-Maßstab ist das praktisch unmöglich. Im Legoland Günzburg steht diese Häuserzeile, hier geht es einigermaßen. Mir gefällt es aber immer noch nicht richtig.

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Der Vorteil: Man kann praktisch alle Neigungswinkel und –kombinationen bauen. Nachteil: Auch ein Laie sieht sofort, dass hier etwas nur angenähert wird. Es bleibt „pixelig“.

Interessanter ist diese Lösung:

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Damit kann man recht gut gestalten:

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Hier wird mit positiven und negativen Schrägsteinen mit hoher Neigung gearbeitet, z.B. Teil Nr. 2449, und dazwischen Fließen als Balken eingeklemmt. Sehr schön bei diesem MOC: Die Auflagen der Balken, die sie nach unten optisch verlängern und auch statisch begründen.
Der Nachteil: Die Diagonalbalken können nicht in den Ecken enden, wie es in der Realität meist gemacht wird. Außerdem ist die Länge der Balken auf die Höhe des Schrägsteins beschränkt. Bei dem beliebten 2449 ist das ein wenig zu wenig, man muss noch etwas dazu tricksen.

Es gibt noch größere Schrägsteine, z.B. diesen hier (6044):

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oder den 30249:

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aber bislang bin ich auf keine Technik gestoßen, die diese Teile für Fachwerk nützt – kennt jemand was?

Trotzdem: Damit kann man schon recht realistische Ergebnisse erzielen:

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Der Preis dafür: Eine aufwendige Hinter-Konstruktion. Die Nutzung der Innenräume wird entsprechend eingeschränkt:

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Mit abgerundeten Elementen kann man auch arbeiten, wie hier ein MOC von Frank_Lloyd_Knight:

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Quelle

Sieht nett aus. Wie bei APADIFA bleiben Nischen und Ecken, wo man mit negativen Schrägsteinen auf Bögen arbeiten muss. Ich finde, diese Technik hat noch Potenzial – ich kenne nicht viele MOCs, die so gebaut sind.

Sehr verbreitet ist diese Technik: Die Nachbildung der Balkenstruktur per Längs-Tile auf der eigentlichen (normal gebauten) Mauer:

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Das sieht gut aus und wirkt hübsch dreidimensional. Viele der tollen Mittelalter-Szenarien von Derfel Cadarn sind damit gemacht. Nachteil: Es bleiben unschöne Ecken bei den Diagonalteilen, man sieht einfach, dass es aufgesetzt ist. Außerdem verlaufen im Original die Balken ja nicht auf der Mauer, sondern eher darin, sogar etwas tiefer gesetzt.

Das erste Problem kann man mindern, indem man dafür sorgt, dass die Diagonalteile über gleichfarbigen Längs- oder Querbalken enden, z.B. hier ein MOC von Phil:

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Quelle

Hier sieht man auch gut, welch schönen Effekt es hat, wenn man der realen Balkenkonstruktion möglichst folgt, z.B. bei den zwei Querträgern im Mauerwerk, auf der die Längsbalken im OG aufsetzen.

Eine ähnliche Variante besteht darin, runde Stäbe als außen aufgelegte Diagonalbalken zu nutzen, wie hier von Derfel Cadarn:

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Quelle

Für kleinere, kreuzförmige Strukturen gibt es folgende Lösung von Ben:

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(vgl. auch den kompletten Thread mit der Anleitung)

Siehr sehr schön aus. Solche Verstrebungen dienen in der Realität eher dem Tragen von Fensterrahmen etc.und nicht der Versteifung des Gesamthauses. Außerdem ist hier eine „Abdeckschicht“ von Balken erforderlich.

Eine einfachere Variante für die Stelle unter den Fenstern ist die Verwendung der Unterteile von kleinen Drehscheiben, die auf weiße Plates geklipst werden. Hier ein MOC von Kevoh:

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Quelle

Schaut gut aus, ist aber eher eine Ergänzung.

Eine sehr realistische und extrem aufwendige Technik für Diagonalbalken hat Kai entwickelt:

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Die Technik wird hier genau erläutert:

Sieht supergut aus, nur ein Innenausbau ist damit schwierig.

Eine weitere, sehr elaborierte Lösung:

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Auch sehr aufwendig. Mehr Details zur Machart hier bei Flickr. Hier die Anwendung.

Dann gibt es noch folgenden Vorschlag, mal von Paddi gepostet:

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Quelle

Das sieht sehr schön aus. Nur die Konstruktion bleibt offen – wie halten die einzelnen Lagen zusammen?
Dieses Bild war dann der Ausgangspunkt, um meine APADIFA-Technik daraus zu machen. Mehr dazu hier:

APADIFA



So – ich hoffe, das war interessant und freue mich über alle Hinweise und Ergänzungen zu Fachwerk-Techniken, die ich übersehen habe.

Liebe Grüße und gutes Bauen


Armin



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