Sheriff von Snottingham
02.08.2009, 19:47

Mein Sermon dazu. (Vorsicht Pathos!)

Hallo.

Gunther schrieb:

"(...)"My own Creation" bezieht sich ja nicht auf das herstellen von Teilen sondern auf das Zusammenfügen der vorhandenen, aber in sich begrenzten, Möglichkeiten."

Dem stimme ich zu.

Du, Andi, schriebst:

"Ist es keine Creation, wenn man stundenlang am Computer sitzt, um einen
Torso zu entwerfen, zu zeichnen und auszudrucken?
Klar, ist viel einfacher, schnell bei Bricklink vorbeizuschauen und sich
irgendeinen irgendwie passenden zu bestellen.
Nur das letzteres für mich weniger "own creation" ist, sondern mehr
schnell was zusammenstecken...

gruß Andi"

Dem stimme ich nur zum Teil zu.

Natürlich ist es kreativ, stundenlang am PC zu sitzen und einen Torso zu entwerfen. Aber ich finde es viel kreativer, aus den Teilen, die es gibt, etwas zu schaffen, was dem Vorbild am nächsten kommt. Hat man kein Vorbild, ist man ja noch freier, sich irgendeinen passenden Torso zu suchen.

Das mag jetzt nicht hauptsächlich Minifigkörper betreffen, die es mit passenden Hemden, Westen oder dergleichen zu bedrucken oder zu bekleben gilt. Da schaue ich *schnell* bei BL rein und suche mir unter den mehr als tausend dort gelisteten Torsi irgendeinen irgendwie passenden aus, der meinen Vorstellungen am nächsten kommt.

Nein, mir geht es um das Herausarbeiten von Bauteilen an Gebäuden, wie es HoMa (Dresdner Frauenkirche) oder abhf (Langeoog) mustergültig vormachen. Natürlich sehen Brickmillers gefräste Fenster vorbildgerecht aus, wie es mit Lego so wohl nicht geht, aber da setze ich mich lieber stundenlang hin und frickel mir meine Fenster so zurecht, wie es die Teile hergeben. Da gehen dann eben hunderte transparente 1x1-Plättchen drauf (Gab es mal in Billund). Und mit "schnell was zusammenstecken" liegst du völlig falsch. Da wird nächtelang gegrübelt, ausprobiert, verworfen, was Neues probiert, hundertfach bei BL nachgeschaut, ob ein bestimmtes Teil in der gesuchten Farbe in der gesuchten Menge möglichst in Deutschland zum angemessenen Preis erhältlich ist, bis es dann schlußendlich einigermaßen paßt.
Dann baut man das Gebäude drumherum und stellt fest, daß die Fenster doch nicht soo dolle sind und fängt wieder von vorne an. Danach stellt man fest, daß es ein bestimmtes Teil doch nicht in der gewünschten Farbe gibt. Also nochmal umbauen...

Was ich sagen will: es fliegt einem nichts zu, jedenfalls mir nicht. Jedes einzelne Teil wird in der Regel dutzendfach umgesteckt, ausgetauscht oder manchmal wieder (wörtlich!) verworfen. Dafür ist das Ergebnis dann um so befriedigender, weil authentisch. Mag schwülstig klingen, geht mir aber so. [Das ist auch der Grund, warum ich hier erst ein Haus gezeigt habe. Alles andere liegt hier noch unfertig rum, zum Teil jahrelang, und wartet auf eine Eingebung von mir. Was mir selber nicht gefällt, zeige ich auch nicht öffentlich.]

Ferner bin ich der Meinung, daß man für ein gelungenes Projekt (fast) keine Kosten und Mühe scheuen sollte, wenn der gewünschte Effekt nicht anders zu erzielen ist. Ich will nicht irgendwas dahinrotzen, was besser hätte gemacht werden können. (Das ist aber natürlich eine Frage des jeweiligen Geldbeutels und soll jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil kaufe die Teile, die ich brauche, notfalls weltweit ein, das ist dann eben so. Punkt.)

So, das soll reichen für heute. Vielen Dank für eure Aufmerkamkeit.


Christian


P.S.:

Für diesen Beitrag habe ich inklusive Signaturerstellung mal eben zwei Stunden verdaddelt und an den Formulierungen gefeilt, aber egal, das war es mir wert. Smiley.


Gesamter Thread: