IngoAlthoefer
16.06.2023, 09:31

+1Collatz, 3n+1, V2 und ...

Hallo Ben,

ich wechsle mal tatsächlich ins offtopic-Unterforum, in Antwort
auf Deinen Beitrag im Thread "Lothar Collatz und sein 3n+1-Problem":

> Mein erster Gedanke war umgekehrt: hätte Collatz nicht mit 3n+1
> gespielt, so wäre die Zielgenauigkeit der V2 erhöht gewesen.

So war es ja nicht. Während des Jobs in Darmstadt (V2-Ballistik) hat
Collatz zwar mit dem Kollegen Ulrich Sinogowitz nach Feierabend
gespielt und Spiele erfunden (auch eine V2-Version von "Schiffe
versenken", Artilleriespiel genannt), aber wohl kein 3n+1.

Zur V2-Steuerung. In Dresden gab es eine Gruppe um Prof. Wolman,
die eine V2-Steuerung mit Funkleitstrahl entwickelte. Die wollten
die Militärs aber nicht einsetzen, weil sie befürchteten, dass die
Briten den Funkleitstrahl entdecken (und manipulieren) könnten.

In Darmstadt entstand die V2-Steuerung mittels automatischer
Integration des Kurses in der Rakete, und das ging dann nur auf +-15 km
genau. Tricky war zusätzlich, dass die Briten alle deutschen Agenten
in London umgedreht hatten. Diese meldeten die Einschläge der V2 dann
"fast immer" als zu weit westlich, so dass die Deutschen die Schüsse
verkürzten. Hauptleidtragende waren die Londoner in den östlichen
Stadtteilen; dort lebte vor allem ärmere Bevölkerung. Dazu gab es einen
Disput im englischen Parlament - die Militärs ignorierten die sich daraus
ergebenden Forderungen.
In Darmstadt wusste man in den 1950ern noch nichts davon. Dort wurde (Mitte
der 1950er) auf Rudolf Zurmühl herumgehackt: Er hätte einen größeren Erfolg
der V2 in London verkackt, weil er die Coriolis-Kraft nicht richtig berechnet
hätte. (Der Darmstädter, der mir das erzählt hat, ist seriös. Er hat
mir aber nicht erlaubt, seinen Namen in diesem Zusammenhang zu nennen.)

Die letzten V2 wurden Ende März 1945 abgeschossen. Vielleicht waren diese
Schüsse auch einer der Gründe für die Bombardierung von Dresden durch die
Briten am 13.-15. Februar 1945. (Die Briten wussten, dass am V2-Projekt
auch eine Dresdner Gruppe beteiligt war.)

>> Und ohne sein Problem und Deine Präsentation in Lego wäre ich
>> gestern eine Stunde eher zu Hause gewesen, die ich morgens damit
>> verspielt hatte.
>
> Es wirkt also noch fort.

Dein Diagramm im anderen Thread sieht übrigens aus wie eine Orgel,
wenn man es um 180 Grad dreht.

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Ergänzung: In Hamburg war Wolf Hofmann ein Doktorand bei Collatz
(Promotion 1970). Hofmann wurde selbst Prof. In einem Hofmann-Skript
von 2005/06 wird als ein Anwendungsbeispiel eine "friedliche Rakete"
genannt. Siehe S. 5 in
https://www4.math.uni-ham...Funktionalanalysis.pdf

Meine Anfrage, ob sich das irgendwie auch auf Collatz und die V2 bezog,
ließ Herr Hofmann unbeantwortet.

Viele Grüße, Ingo.


LEGO kennt kein Valsch (alte Klemmbaustein-Weisheit)


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