Creatur
29.12.2024, 21:12

Editiert von
Creatur
29.12.2024, 21:25

Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs

Hallo,

ich hbaue aktuell an einem MOC eines Piratenschiffs aus dem 17. Jahrhundert basierend auf der 10210 Imperial Flagship.
Nun habe ich allerdings ein paar Fragen bzgl. der Authentizität der damaligen Schiffe.

Mein Schiff soll 3 Masten haben, die äüßeren beiden Masten jeweils mit 2 Segeln, der Hauptmast 3 Segel wie bei der 10210. Die Segel die ich verwende sind die aus der 21322 Piratenbucht.
Da hier aber nur 2 Größen von Segeln enthalten sind stellt sich mir die Frage, ob ich beim Hauptmast lieber 1x das kleine Segel oben und darunter 2x das große Segel verwenden soll oder 2x klein und 1x groß oder eine ganz andere Kombination.

Außerdem würde mich noch interessieren, ob damals wirklich Ankerketten verwendet wurde oder doch eher Ankertaue.

Vielen Dank für die Mithilfe.



Schmalspurbastler
29.12.2024, 23:56

Als Antwort auf den Beitrag von Creatur

Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs

Hallo,

ohne da ein ausgewiesener Experte zu sein würde ich folgende Besegelung vorschlagen:
- Bugspriet: 1 Blinde, ggf. Sprietmast mit Oberblinde (am besten brickbuild in gerefftem Zustand, weil dazu die Segel aus der Piratenbucht zu groß sind).
Ich würde auch keinen Klüver nehmen, die sieht man eher auf jüngeren Schiffen.
- Fockmast: 2-3 Rahsegel, die großen nur unten, 1-2 kleinere darüber
- Großmast: 2-3 Rahsegel (unbedingt genauso viele und gleiche Anordnung wie am Fockmast – unterschiedliche Segelanzahlen an Fock- und Großmast wären sehr unüblich, höchstens 2 große unter nur einem kleinen)
- Besanmast: max. 1 Rahsegel (das kleinere) in der oberen Masthälfte und darunter ein Lateinersegel (da kannst du prima das Klüversegel aus der Piratenbucht verwenden).
Der Besanmast sollte auch etwas niedriger als der Fockmast sein.

Meines Wissens wurden damals ausschließlich Ankertrossen verwendet.

Viele Grüße,
Christoph



PLAYLECOBRICKS
30.12.2024, 14:12

Als Antwort auf den Beitrag von Creatur

Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs

Hallo,

ich bin auch kein ausgewiesener Experte, hatte aber schon immer ein Faible für Segelschiffe und habe etwas Literatur dazu da. Nur zwei Segel am Fockmast erscheint mir für das 17. Jahrhundert wenig, hätte das eher früher verortet, so wie hier zum Beispiel (16. Jahrhundert):

https://www.1000steine.de...g/90124-1735563376.jpg

Hier eine Übersicht über die Masten und Rahen eines französischen Linienschiffes aus dem 17 Jahrhundert:

https://www.1000steine.de...g/90124-1735563503.jpg

Piratenschiffe waren natürlich wesentlich kleiner, aber vielleicht hilft es trotzdem. Man sieht allein schon an der Länge der Rahen, dass die Segel nicht gleich groß waren. Mit nur zwei Größen von Segeln kommt man m. E. nicht aus, wenn es einigermaßen authentisch sein soll. Wenn Dein MOC puristisch sein soll, wird Du vermutlich auf gebaute Segel zurückgreifen müssen. Falls das nicht der Fall ist, kann man Segel auch schön aus Seidenpapier machen.

Ankerketten kamen m. W. erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf.

Ich hoffe das hilft weiter.



friccius
30.12.2024, 14:38

Als Antwort auf den Beitrag von Creatur

Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs - Ankerketten

Hi Folks,

mal kurz eine Klarstellung zum Thema Ankerketten:

Die ersten Ankerketten stammen bereits aus der Bronzezeit! Römer und Griechen kannte auch Ankerketten. Ebenso ist bei einem Fund eines Wikingerschiffes von Anfang des 10. Jahrhunderts auch eine eiserne Ankerkette mit Anker nachgewiesen.

In diesem Sinne morgen einen guten Rutsch und
Vie leG rüße
Andreas


Wer LEGO® verfälscht oder nachmacht, oder verfälschtes oder nachgemachtes LEGO® in Umlauf bringt, wird mit MegaBloks nicht unter fünf Jahren bestraft.

[image]


Schmalspurbastler
30.12.2024, 20:39

Als Antwort auf den Beitrag von friccius

Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs - Ankerketten

friccius hat geschrieben:

Die ersten Ankerketten stammen bereits aus der Bronzezeit!


Stimmt zwar, aber auf Abbildungen von europäischen Schiffen des 17. Jh. sieht man eigentlich immer Ankertaue.
Laut Wikipedia geriet die Ankerkette (in Europa?) in Vergessenheit und kam erst im 19. Jh. wieder auf. Taue waren leichter (beim Ankern ungünstig, im Hinblick auf mögliche Zuladung von Vorteil) und einfacher in der Handhabung.

PLAYLECOBRICKS hat geschrieben:
Nur zwei Segel am Fockmast erscheint mir für das 17. Jahrhundert wenig


Das kommt wohl sehr auf den jeweiligen Schiffstyp an. Wiederum bei Wikipedia waren Abbildungen von Fleuten und Pinassen (wie z. B. die "Queen Anne's Revenge", wenn auch Anfang des 18. Jh., eine war) aus der Mitte des 17. Jh. hinterlegt, die an Fock- und Großmast je nur zwei Rahsegel fuhren.



PLAYLECOBRICKS
31.12.2024, 12:54

Als Antwort auf den Beitrag von Creatur

Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs

Dass es auf den Schiffstyp ankommt, stimmt natürlich. Die Kombination aus drei Segeln am Großmast und zwei Segeln am Fockmast wie in Lego 10210 (darauf soll der MOC ja basieren) habe ich jedoch in Darstellungen von Schiffen des 17. Jahrhunderts noch nicht gesehen (was natürlich nicht ausschließt, dass es sie nicht doch gab ...). Piratenschiffe waren sowieso eine "Klasse für sich", die sich durchaus von gängigen Handels- und Kriegsschiffen der Zeit unterscheiden konnte, weil die Piraten eben alles nahmen, was sie kriegen konnten und sicher auch vor Umbauten nicht zurückschreckten. Insofern gibt es da auch recht viel Freiheit. Was ich bei Lego 10210 jedoch für nicht realistisch halte, ist die Takelung des Besanmastes: Kein Besansegel längs zum Kiel und dafür zwei Rahsegel.



Eisbär
31.12.2024, 15:40

Als Antwort auf den Beitrag von PLAYLECOBRICKS

+1Re: Frage zur Authentizität eines Piratenschiffs:Streitpunkt seit demJahre...

LLL!

----1297. Damals wurde die IOSSST* gegründet und schrieb genauestens vor, wie die Segelführung bei Segelschiffen zu sein hatte. ABSweichende Segelführung wurde mit Entern, Kielholen, im äußersten Falle, dh Nichteinholen der falschen Segel, durch Versenken geahndet. Daher sind die Böden der Weltmeeere von falsch besegelten Schiffswracks übärfüllt. Exkurz: Zum Glück für die Wikinger gab es diese Regeln erst nach der Wikingerzeit, sonst hätten sie alle Schiffe ändern müssen, wären nie nach Island und Grönland gekommen und wie hätte die Welt dann ausgesehen? Im Nordatlantik sehr lückenhaft. (Und die DHB Mannschaft stünde mit ohne Trainer da.)
Bei den Auseinandersetzungen zwischen Piraten und Blau/Rotröcken ging es immer nur um die Durchsetzung der von der IOSSST vorgeschriebenen Segelführung. Die ganzen Geschichten von vergrabenen Schätzen waren nur vorgeschobene Ausflüchte, was man daran merkt, daß sie (die Schätze) ja nie gefunden werden.

Seit dem Jahre 1978 aber gibt es auch die IOSLSST/UA_BT**, die sich durch ihre mißverstandene (?) Toleranz von der IOSSST ABSgrenzen will und eben nicht vorschreibt, wie die Segel zu führen sind. Sie schreibt eben nur vor, daß alle Segel aus echtem Legomaterial zu sein haben. Ausnahmen gibt es nur für Tauwerk, das zur Not auch aus Netzflickgarn zweckentfremdet werden darf, vorausgesetzt, es ist schwarz. Schwarz wie Teer nämlich.

*Internaschonahle*** Ornasisaschohn*** zur Standardisierung von Segelschiffstakelaschen***.

**Internationale Organisation zur Standardisierung von Legosegelschiffstakelagen. UnterABSteilung-Besanmasttakelage.

***Damals gab's noch keine ebenso standardisierte Rechtschreibung, wegen der vielen Linkshänder fehlte sogar der Begriff Rechtschreibung. Es gab auch noch keine Vorschriften, daß mit rechts geschrieben werden muß.

Wenn Euch jemand einreden will, daß es verschiedene Segelschiffstypen mit dito Segelschiffssegelführungen gab, nicht vergessen, daß die alle als Wracks ihr kärgliches Dasein vergeuden.

Was der segelschiffsaffinen Öffentlichkeit bisher unbekannt geblieben ist, ist, ob die IOSSST sich auch für Legosegelschiffssegelführungen verantwortlich sieht und dementsprechend nicht regelkonform getakelte Legosegelschiffe dem Untergange zuzuführen bäreit ist.

Bekannt aber ist, daß alles dies nur für Segelschiffe, aber nicht für Segelboote gilt.

Da mach was draus.

ABSgetakelte Grüße
M.a



Thekla gefällt das