LEGO, aber klar doch. Cool. Bequemer Modellbau ohne Kleber und Gestank sowie im Wesentlichen frei von körperlicher Anstrengung. Sobald der Wunsch hinzukommt, MOCs öffentlich zu präsentieren wird aber schnell klar, dass schnell aus einem 'bisschen was basteln' echte Arbeit werden kann.
Eine lohnenswerte und schöne Arbeit, indes. Das Erlebnis des Aufbau-Freitags, wenn gemeinsam mit an- und ausgepackt wird, ist für sich genommen schon sehr er-bau-lich (!).
Mit Spannung erwartet: Samstag, der erste Tag. Bleiben die Besucher aus oder gibt es schon vor Öffnung eine lange Warteschlange? Werden eigene MOCs wahrgenommen oder gar gewürdigt? Wird jemandes MOC Schäden erleiden oder Steine einbüßen? Fragen über Fragen.... Lampenfieber!
Samstag, 14.09.2024, 09:57 Uhr: warten auf den Startschuss
An der Kasse wecken die dort präsentierten Sondermodelle -auch aus vergangenen Jahren- erste Neugier; besonders aber das aktuelle Sondermodell zum 75-jährigen Jubiläum der Berliner Luftbrücke (das Luftbrückendenkmal, gekrönt von einem „Rosinenbomber“) findet als echter Hingucker zurecht Anklang.
Erschwerte Bedingungen: viele Austeller und Besucher mussten per Schienen-Ersatzverkehr raus nach Berlin-Tegel. Gut, dass wir dafür unsere "Großen Gelben" haben (gemeint ist der Bus, nicht der Taler... Taler sind rar in Berlin).
Das Publikum entpuppt sich als fast ebenso vielfältig wie die ausgestellten MOCs. Und wir wissen ja: bei Personen Ü30 handelt es sich ziemlich oft um die wahren Fans, die sich für den Besuch der Ausstellung ein "Alibi-Kind" mitnehmen...
Eine These, die sich nach Befragung einiger kleiner Besucher zum Teil bestätigt. Manche werden einfach von ihren Eltern glatt mitgeschleppt (sind dann aber begeistert!)
À propos die lieben Kleinen: der Nachwuchs sollte gleich erstes Untersuchungsobjekt des Hofreporters sein: Aufsicht in der Spielecke der Ausstellung, welche rasch von Jungvolk besetzt wird. Ohne größere Absprache fand sich ein gemeinsames Thema
(Ägypten, was wohl am großen Angebot sandfarbener Steine gelegen haben mag). Ergebnis allein des ersten Tages:
Konzentriert arbeitende zukünftige TFOLs zeigten sich teilweise leicht genervt von meinen Interview-Versuchen und ließen sich vom „alten Mann“ gerade mal so aus ihrer Konzentration lösen. Meine Nachforschungen zum Bauverhalten ergaben, dass zuhause zwar meist nach Anleitung gebaut wird; die vom Hersteller vorgegeben Bausätze aber auch gern mal als „nicht so doll“ empfunden werden; durchaus erwachsene Antworten, wir AFOLs sind da ja oft kaum anders.
Beim Thema Sortieren gingen die Meinungen krass auseinander: vom Knirps, der daheim peinlichst genau nach Formen UND Farben sortiert bis zum größeren Naseweis, der vom sortieren gar nichts hält... naja, man hört's und denkt sich seinen Teil: die werden beide noch viele Teile und Erfahrungen sammeln.
Aber eigentlich sind wir ja ein Verein von und für AFOLs, also hinein in die Besuchermasse, die dieses Mal immerhin in weiser Voraussicht vorab in überschaubare Häppchen eingeteilt wurde.
Übermäßiges Gedränge ist bekanntlich schädlich für MOCs (und Luftqualität, dazu später mehr).
Schnell kommt man ins Gespräch. Sensationshungrige ohne Blick für's Detail treffen auf Enthusiasten, die sich viel Zeit zum Hinschauen nehmen und entsprechend mit einer erschlagenden Vielfalt von Einzelheiten belohnt werden.
Es werden zahlreiche Fragen zu Entstehungsgeschichte verschiedener Exponate gestellt. Leider bleibt die Frage, "was hat sich der Künstler wohl dabei gedacht" oftmals unbeantwortet, denn diejenigen, die Auskunft geben könnten, sind meist selbst gerade als Aufsicht oder anderweitig beschäftigt und MOC-Karten werden, hmm....leider, diesbezüglich gerne sehr sparsam formuliert, um es mal höflich auszudrücken.
Zuviel MOC-umentation führt nicht immer zu Lesefreude. Gucken: ja, fragen: vielleicht, lesen: ungern. Wird mir eine Lehre sein:
Allzu schlimm ist das aber nicht, denn, wie jeder weiß, der schon mal mit Publikum gearbeitet hat: Schilder und Hinweistafeln werden ja gerne sowieso nur als Deko angesehen, nicht aber gelesen... Es war auch oft ein kleiner Denkanstoß nötig, um Leuten zu zeigen, dass sie sich einbringen konnten. Besonders bei den zu erratenden
Comicfiguren war das schade. Es wurde viel gedrängelt, gezeigt, sogar berührt (..!) aber auf die deutlich zum ausfüllen bereit liegenden Stifte und Quizbögen mussten Jung und Alt manchmal mit der Nase gestoßen werden.
Seufz.
Selbsterklärend hingegen rollt und bewegt sich alles (na ja, vieles) im
Technic-Bereich. Leute jeden Alters, die staunend den imposanten Trucks, Eisenbahnen und anderen Gerätschaften bei der Arbeit zuschauen mag man gar nicht mit Fragen behelligen. Es ist nur klar: sie genießen die Show.
Überhaupt wird auch die gewagte Frage nach Unzufriedenheiten und Kritikpunkten von allen Befragten glatt verneint. Denn die Vielfalt macht es aus: von Wimmelbild-Liebhabern über Space- und SciFi Fans bis zu Archtektur-Begeisterten kommen alle auf ihre Kosten.
Einzelne Bitten nach mehr MOCs, die aufklappbar ihr Innenleben preisgeben oder auch der Ruf einer jungen Besucherin nach „aber nächstes Mal macht Ihr bitte mehr Bionicle...“ sind ja nicht wirklich planbar und somit auch kaum erfüllbar (vielleicht fühlt sich jemand aus dem erlauchten Kreis der AFOLs jetzt bei der Planung nächster MOCs genau dazu angestiftet... ?)
Wäre auch als Querschnittsmodell mit zeigbarem Innenleben denkbar gewesen: die
Interstellar Queen (ich denk' drüber nach):
Und ach ja, die AFOLs: nicht nur untereinander, sondern auch mit interessierten Besuchern wurde viel gefachsimpelt und so manche wertvolle Erfahrung ausgetauscht.
Der Samstag endete mit dem Fazit: rd. 1000 Besucher und keine Katastrophen. Der traditionelle
AFOL-Abend mit Spiel, Völlerei und ordentlich lockeren Geldbeuteln bei der Versteigerung konnte beruhigt genossen werden.
Ein sehr wichtiger Abschnitt des Tageswerks: das Buffet!
Der Sonntag brachte dann gegen Mittag den 2000sten Besucher und weiter gute Laune, bei letzten Endes 2172 Besuchern insgesamt. Kein Rekord, aber doch beachtlich.
Mehr für Statistikfreunde:
Zu meinem persönlichen Vergnügen darf ich berichten, dass ein Freund, der "nur mal gucken" wollte weil er ein paar kleine Sets sein Eigen nennt, den Blick nicht von den kleinen, feinen Szenen und Figurdarstellungen auf 16x16 lösen konnte... später habe ich ihn dann mit einer Tüte voller 16x16 Plates, aktuellem Sondermodell und weiteren Pretiosen "ertappt". Ha! Wunderbar.
Kleiner Wermutstropfen beider Tage war, wie aus Erfahrung wogl zu erwarten, die Luftqualität in den Verkausbereichen im Obergeschoss. Die Hauswartschaft liess sich erst zum einschalten der Lüftung erweichen, nachdem die Temperaturen dort subtropische Werte erreichten... Händler und Besucher haben's dann aber gedankt (und SteineWahn-Veteranen sind ja insgesamt doch eher hart im Nehmen).
Wer hat an der Uhr gedreht? Nachdem am Sonntagnachmittag die MOC-Prämierungen stattgefunden haben, zu 18:00 Uhr die restlichen Besucher verabschiedet werden und alles mit dem Abtransport beginnt stellt sich fast so etwas wie Wehmut ein.
So sehen Sieger aus (MOC #1: ein unbeugsames Dorf)
Aber der Kopf ist in den zwei Tagen mit Plänen und Ideen für neue MOCs gefüllt worden und auch die Zeit zur nächsten Ausstellung hier oder anderenorts wird wohl gar nicht reichen, all das auch umzusetzen...
Eins erscheint mir sicher: alle werden gern wiederkommen, ich schließe mich da nicht aus.
Michael (MRKBerlin)
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