Schmalspurbastler
07.04.2024, 21:20

+23Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Hallo zusammen,

inspiriert durch den tollen Feldbahnzug von 'Marwel' habe ich mich auch mal an einem etwas größeren Maßstab versucht und eine Feldbahnlokomotive nach Vorbild der Ns 1 vom Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg konstruiert.

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Der Maßstab beträgt ungefähr 1:13, d. h. die Lego-Spurweite von 38 mm entspricht der 500 mm Feldbahnspur.
Das spezielle an dem Modell ist, dass es quasi wie das Original bedient wird. Eine Fernsteuerung ist nicht verbaut.

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Die Bedienelemente, im folgenden Foto von links nach rechts, sind:
• Gashebel (betätigt den Drehregler der Lego-Akkubox)
• „Anlasser“ (betätigt den Knopf auf der Akkubox)
• Handrad für die Gangwahl (betätigt über eine Kette und ein Schneckengetriebe das 2-Ganggetriebe; links = 1. Gang, Mitte = Leerlauf, rechts = 2. Gang)
• Hebel für das Wendegetriebe (vor = vorwärts, Mitte = Leerlauf, hinten = rückwärts)
• Handbremse (wirkt über Hebel als Klotzbremse auf die Hinterachse)

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Was fehlt ist die Beleuchtung, die Sandstreueinrichtung und die gebremste Vorderachse.

Als Stromquelle dient, wie gesagt, die Lego-Akkubox. Ein PowerFunction-M-Motor treibt über eine Kette das 2-Gang-Getriebe an. Die Untersetzungsstufen des Getriebes betragen (laut Sariel’s Gear Ratio Calculator) 3,34:1 im 1. Gang und 2:1 im 2. Gang, womit die Lok auch eine maßstäblich halbwegs realistische Höchstgeschwindigkeit von ca. 17 cm/s erreicht. Aus dem Getriebe verläuft die Antriebswelle in das Wendegetriebe (Stirnradgetriebe mit Vorgelegewelle) und von diesem über ein Winkelgetriebe zu einer Vorgelegewelle unter dem Führerstand.
Ich habe das Getriebe hier nochmal separat nachgebaut:

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Der Antrieb der Achsen erfolgt, wie im Original über Ketten. Von der Vorgelegewelle am Getriebeausgang verläuft eine Kette unter dem Führerstand zur Hinterachse und von dieser eine zweite zur Vorderachse.

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Somit arbeitet der Antriebsstrang auch beim Einfedern der Achsen. Diese laufen nämlich in den alten Federelementen „Brick, Modified 1 x 2 x 2 1/3 with Spring Unit (Shock Absorber)“ (Bricklink-ID 2605c01). Die Lok ist somit gefedert, auch wenn sie aufgrund des Gewichts natürlich sofort durchsackt. Den Federweg habe ich um gut eine Plate reduziert, damit die Lok nicht zu tief hängt.

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Die Handbremse wirkt leider nur auf die Räder der Hinterachse, da sowohl der Platz für das Bremsgestänge zwischen den Achsen, als auch der Platz für die Aufhängung der Bremshebel über der Vorderachse zu knapp bemessen war. Das Bremsgestänge hat mit dem Original auch nicht viel zu tun, aber es funktioniert.
Als Bremsklötze dienen Gummikonnektoren.

Um die Frontlastigkeit etwas zu verringern (insbesondere weil die Federung sonst das Hinterteil der Lok hochdrücken würde), sind im Boden unter dem Führerstand drei alte „Train Level Crossing Gate Type 2, Counterweight (Coated Metal)“-Gegengewichte (Bricklink-ID 70163) eingelassen sowie ein „Brick, Modified 2 x 6 x 2 Weight - Bottom Sealed, Dimple on Ends“-Gewichtsstein (Bricklink-ID 73090b) unter der Sitzbank platziert.

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In dieser Form ist die Lok mit reinen Lego-Elementen leider noch nicht baubar, da die Akkubox mit „Bügelperlen“ von Bluebrixx an der rechten Motorabdeckung fixiert ist und zwei dünne 11er Liftarme von MouldKing als Bremshebel und Bestandteil des Gashebels verbaut sind. Ich arbeite aber an einer komplett Lego-tauglichen Version.

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Wie gesagt, wird die Lok von einem PF-M-Motor angetrieben. Letztendlich ist diese Motorisierung etwas zu knapp bemessen. Ohne Haftgummis auf den Rädern zieht sie in der Ebene einen Zug aus drei beladenen Loren auch im 2. Gang ohne Probleme durch die R40-Kurven. Allerdings reicht das Gewicht der Lok nicht aus, um den Zug über Steigungen (1 oder 2 Plates pro Schiene) zu befördern, da drehen die Räder durch.
Mit Haftgummis hat sie, aufgrund des Radstands, in R40-Kurven mit Zug am Haken im 2. Gang schon zu kämpfen. Sie schafft dann zwar die Steigung noch (auch wenn diese in einer Kurve liegt), aber da tut sie sich schon sehr schwer. Ein L-Motor wäre sicher die bessere Wahl gewesen, war hier aus Platzgründen aber schwierig zu verbauen.

Alles in allem bin ich mit dem Resultat aber ganz zufrieden. Die Lok funktioniert grundsätzlich wie sie soll und sie ist erstaunlich robust.
Hier noch zwei kurze Videos:




Ich hoffe auch euch gefällt sie und freue mich über Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge.

Viele Grüße,
Christoph

PS.: Zu den erwähnten Loren mache ich noch einen separaten Beitrag.



Tenderlok
07.04.2024, 21:58

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Hallo Christoph,

ich gebe zu, dass ich das Modell auf den ersten Blick etwas unspektakulär fand.
Aber wirklich nur auf den ersten Blick
Denn was du unter der Hülle an Funktionen verbaut hast, ist grandios. Tolle konstruktive Ideen, super umgesetzt!

Schmalspurbastler hat geschrieben:

Den Federweg habe ich um gut eine Plate reduziert, damit die Lok nicht zu tief hängt.

Diesen Satz verstehe ich allerdings ehrlich gesagt nicht so ganz.
Wie hast du das gemacht? Und bedeutet das nicht, dass die Achsaufhängung jetzt nur noch aus-, aber nicht mehr einfedern kann?

So oder so, tolles Modell!

Viele Grüße
Sven



grubaluk
07.04.2024, 22:15

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Hi!
sehr gelungene Idee und Tüftelei. Falls Du Dich währenddessen gefragt hast, ob das was bringt: ja - der Aufwand hat sich gelohnt!

Gruß
Andreas



Thomas52xxx
08.04.2024, 05:52

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Grandios!
Ich finde es klasse, wenn der zusätzlich zur Verfügung stehenden Raum durch Funktionen genutzt wird. Sich dabei am Vorbild zu orientieren, ist selten eine schlechte Idee.


Gruß
Thomas

mein Blog
noppenbahner.de


Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Funktionstechnisch ein hervoragendes Modell.
Wirklich großes Kino!

Mir persöhnlich wäre das Aussehen wichtiger gewesen, da könnte man noch etwas upadeten, auch ist das fahren etwas schwierig, da man ja immer ans Modell greifen muss um was zu betätigen.
Vielleicht die Achsen kürzen und außen an den Federlagern noch Bricks anbringen oder so anbringen um die Federungs-Steine optisch zu kaschieren.

Aber wirklich, technisch hätte ich das nie so hinbekommen, Hut ab!


Viele Grüße euer
FreudenreichesKlemmbausteinchen


Ben®
08.04.2024, 15:20

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Hi Christoph,

einen kurzen Moment lang war ich wenig beeindruckt von dieser klotzigen Feldbahn. Bis ich die vielen technischen Funktionen nachvollziehen versuchte und dabei merkte, was da alles drinsteckt.
Alleine der Gashebel und dessen Wirkung auf das Drehpoti von der PF-Akkubox. Zwei Getriebe für Umkehr und Geschwindigkeit. Anlasser. Federung! Bremse.

Wirklich cool. Da müsste man ja eigentlich eine Teststrecke mit den 4,5 Volt-Gleisen auslegen und die absichtlich schlecht setzen, damit die Federung ordentlich was zu rumpeln und auszugleichen hat.
Mit 10 Knopf-Breite ist die kleine Lok dann schon wieder etwas zu groß für die Technik-Figuren, oder?

Ich bin begeistert, was Du hier in dem Volumen hineingequetscht hast. Meine einzige Frage betrifft ebenfalls die Federung und Deine Aussage dazu.

Die Lok ist somit gefedert, auch wenn sie aufgrund des Gewichts natürlich sofort durchsackt.


Sind diese Federn so weich, dass die Lok bis auf Anschlag durchsackt und derzeit nur aus- aber nicht mehr einfedern kann? Oder meinst Du nur, dass sie eben etwas einfedert und von der Stellung aus, sowohl ein wie ausfedern kann (wie z.B. bei jedem Auto gebräuchlich)?

Leg Godt!

Ben



Schmalspurbastler hat geschrieben:
Hallo zusammen,

inspiriert durch den tollen Feldbahnzug von 'Marwel' habe ich mich auch mal an einem etwas größeren Maßstab versucht und eine Feldbahnlokomotive nach Vorbild der Ns 1 vom Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg konstruiert.

[image]


Der Maßstab beträgt ungefähr 1:13, d. h. die Lego-Spurweite von 38 mm entspricht der 500 mm Feldbahnspur.
Das spezielle an dem Modell ist, dass es quasi wie das Original bedient wird. Eine Fernsteuerung ist nicht verbaut.

[image]


Die Bedienelemente, im folgenden Foto von links nach rechts, sind:
• Gashebel (betätigt den Drehregler der Lego-Akkubox)
• „Anlasser“ (betätigt den Knopf auf der Akkubox)
• Handrad für die Gangwahl (betätigt über eine Kette und ein Schneckengetriebe das 2-Ganggetriebe; links = 1. Gang, Mitte = Leerlauf, rechts = 2. Gang)
• Hebel für das Wendegetriebe (vor = vorwärts, Mitte = Leerlauf, hinten = rückwärts)
• Handbremse (wirkt über Hebel als Klotzbremse auf die Hinterachse)

Als Stromquelle dient, wie gesagt, die Lego-Akkubox. Ein PowerFunction-M-Motor treibt über eine Kette das 2-Gang-Getriebe an. Die Untersetzungsstufen des Getriebes betragen (laut Sariel’s Gear Ratio Calculator) 3,34:1 im 1. Gang und 2:1 im 2. Gang, womit die Lok auch eine maßstäblich halbwegs realistische Höchstgeschwindigkeit von ca. 17 cm/s erreicht. Aus dem Getriebe verläuft die Antriebswelle in das Wendegetriebe (Stirnradgetriebe mit Vorgelegewelle) und von diesem über ein Winkelgetriebe zu einer Vorgelegewelle unter dem Führerstand.
Ich habe das Getriebe hier nochmal separat nachgebaut:

Der Antrieb der Achsen erfolgt, wie im Original über Ketten. Von der Vorgelegewelle am Getriebeausgang verläuft eine Kette unter dem Führerstand zur Hinterachse und von dieser eine zweite zur Vorderachse.
Somit arbeitet der Antriebsstrang auch beim Einfedern der Achsen. Diese laufen nämlich in den alten Federelementen „Brick, Modified 1 x 2 x 2 1/3 with Spring Unit (Shock Absorber)“ (Bricklink-ID 2605c01).



Ich hoffe auch euch gefällt sie und freue mich über Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge.

Viele Grüße,
Christoph

PS.: Zu den erwähnten Loren mache ich noch einen separaten Beitrag.


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mehr Bilder gibt's hier:

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"blay s....!" - Aber China Klone (puke!) sind noch viel schlimmer...


Schmalspurbastler
08.04.2024, 19:39

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Guten Abend,

vielen, vielen Dank für die vielen Kommentare, das Lob und die Anmerkungen!!!

Tenderlok hat geschrieben:

Wie hast du das gemacht? Und bedeutet das nicht, dass die Achsaufhängung jetzt nur noch aus-, aber nicht mehr einfedern kann?

Ben® hat geschrieben:
Sind diese Federn so weich, dass die Lok bis auf Anschlag durchsackt und derzeit nur aus- aber nicht mehr einfedern kann?

Es ist leider in der Tat so, dass die Räder nur noch ausfedern können. Die Lok wiegt knapp 700 g. Das halten die vier kleinen Federchen nicht in der Schwebe. Ich hatte diese Federung schon einmal in einer ca. 450 g schweren, zweiachsigen Lok verbaut (8w, von der Größe ähnlich meines V10C-Verschnitts und das war schon sehr knapp, mit nur noch einem halben mm verbleibendem Federweg.

Die Federelemente haben ja einen Federweg von gut 2 Plates. Das hätte voll eingefedert nicht gut ausgesehen. Ich habe deshalb auf der Innenseite noch eine Lage Plates unter den Vorsprung im Bauteil gelegt (etwas konfus erklärt, siehe Foto). Die Achsen verlaufen darunter in diesen 1er-Hülsen, damit sie beim einfedern nicht schleifen. Dadurch bleibt den Achsaufnahmen nur noch eine Plate Federweg.

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FreudenreichesKlemmbausteinchen hat geschrieben:
Mir persöhnlich wäre das Aussehen wichtiger gewesen, da könnte man noch etwas upadeten, auch ist das fahren etwas schwierig, da man ja immer ans Modell greifen muss um was zu betätigen.
Vielleicht die Achsen kürzen und außen an den Federlagern noch Bricks anbringen oder so anbringen um die Federungs-Steine optisch zu kaschieren.

Bei dem Modell hier stand natürlich die Funktionalität klar im Vordergrund. Mir ist die Front der Kühlerhaube noch etwas zu platt. Da will ich bei einer geplanten Überarbeitung noch mal beigehen.
Bei der Optik der Federn bin ich zwiegespalten. Einerseits soll sie ruhig zeigen, dass sie Federn hat, andererseits haben die Schraubenfedern natürlich nichts mit der Realität zu tun.
Im Original stützen sich die Radsätze auf Blattfedern, die hinter der Radsatzführung weiter innen im Rahmen liegen. Aber eine vernünftige (und vor allem kleine) Blattfederkonstruktion ohne Fremdteile ist mir bei Lego noch nicht untergekommen. Ich hatte überlegt, was mit den Gummikonnektoren zu imitieren, aber das sah alles nicht so recht aus.

Ja, präzises Rangieren ist etwas schwierig. Aber das macht zugleich auch den Reiz aus. An Gashebel und Handrad kommt man recht gut ran, das klappt in der Praxis mit etwas Übung doch besser als gedacht.

Ben® hat geschrieben:
Wirklich cool. Da müsste man ja eigentlich eine Teststrecke mit den 4,5 Volt-Gleisen auslegen und die absichtlich schlecht setzen, damit die Federung ordentlich was zu rumpeln und auszugleichen hat.
Mit 10 Knopf-Breite ist die kleine Lok dann schon wieder etwas zu groß für die Technik-Figuren, oder?

Ich habe tatsächlich mal eine Buckelpiste gebaut. Wenn es für die Vorderachse „in den Abgrund“ geht sieht man manchmal kurz ein leichtes Ausfedern, ließ sich aber mit Video schlecht einfangen.

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Und ja, da die Ns 1 so klein ist, ist sie in diesem Maßstab für die Technik-Figuren deutlich zu groß.

Viele Grüße,
Christoph



Tenderlok
08.04.2024, 21:13

Als Antwort auf den Beitrag von Schmalspurbastler

Re: Feldbahnlokomotive nach Vorbild der LKM Ns 1

Schmalspurbastler hat geschrieben:

Die Federelemente haben ja einen Federweg von gut 2 Plates. Das hätte voll eingefedert nicht gut ausgesehen. Ich habe deshalb auf der Innenseite noch eine Lage Plates unter den Vorsprung im Bauteil gelegt (etwas konfus erklärt, siehe Foto). Die Achsen verlaufen darunter in diesen 1er-Hülsen, damit sie beim einfedern nicht schleifen. Dadurch bleibt den Achsaufnahmen nur noch eine Plate Federweg.

Aha, verstanden. Danke!



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