Die beiden alten LEGO-Steine
Ingo Althöfer, Februar 2023

Einst lebten zwei LEGO-Steine, ein blauer und ein roter,
zusammen in einer Kiste. Sie hatten viel Zeit zu reden,
weil mit ihnen kaum noch gebaut wurde. „Weißt du noch,
wie es früher war?“ fragte der blaue Stein. „Als die
Kinder uns ständig aus der Kiste nahmen und mit uns
großartige Bauwerke errichteten?“ „Ja“, seufzte der rote,
„jetzt scheint es so, als ob wir nicht mehr gebraucht
werden. Wir verbringen den ganzen Tag in dieser Kiste,
ohne eine Aufgabe zu haben.“

„Aber wir können uns gegenseitig Geschichten erzählen, um
uns die Zeit zu vertreiben“, schlug der blaue Stein vor.
So begannen sie, ihre Abenteuer zu beschreiben, die sie
auf dem Spielzeug-Regal, bei Geburtstagsfeiern und im
Kinderzimmer erlebt hatten. Die beiden Steine lachten und
teilten ihre Erinnerungen, bis sie irgendwann ganz überrascht
bemerkten, dass ihre Langeweile verflogen war.

„Siehst du“, sagte der rote Stein, „wir müssen nicht immer
gebaut werden, um nützlich zu sein. Wir können auch unsere
eigene Fantasie nutzen, um unser Leben interessant zu
gestalten.“ Und so verbrachten die Beiden fortan jeden Tag
damit, sich Geschichten auszudenken und sich gegenseitig zu
unterhalten, bis eines Tages ein Enkelkind kam und sie für
sein nächstes LEGO-Haus auswählte.

Doch dann wurde der blaue Stein bei Ebay angeboten und
tatsächlich für 61,20 Euro verkauft.

Er erlebte einen verrückten Transport zur neuen Besitzerin.
Der blaue Stein war voller Aufregung, als er in einen Waggon
gepackt und dann mit dem Zug zu Frau Tekila verschickt wurde.
Unterwegs erlebte er eine wilde Schienen-Fahrt, vorbei an
Bahnhöfen, über ruckelnde Weichen und durch dunkle Tunnel.
Mit Neugier und Ungewissheit beobachtete er, wie die Land-
schaft an ihm vorbeirauschte. Irgendwie kam ihm auch der
Lokführer bekannt vor - aber er kam nicht drauf.

Als er endlich bei seiner neuen Besitzerin ankam, war er
erschöpft, aber auch aufgeregt, denn er wusste, dass neue
Abenteuer auf ihn warteten. Und er wurde tatsächlich Teil
eines neuen Bauwerks, das kreativer war als alles, was er
zuvor erlebt hatte.

Der blaue Stein war glücklich, dass er nicht mehr in der
Kiste eingesperrt war und dass er endlich wieder gebraucht
wurde. Das Bauwerk kam sogar in eine Ausstellung ...
Überraschung: der rote Stein kam als Besucher in diese
Ausstellung!

Ach so: der Verkäufer verwendete die 61,20 Euro, um seine
eigene LEGO-Sammlung zu erweitern. Er erwarb von dem Geld
neue Sets und Steine, um seine kreativen Ideen umzusetzen
und noch beeindruckendere Bauwerke zu errichten. Er war
stolz darauf, Teil der 1000-Steine-Community zu sein und
seine Leidenschaft für das Spielzeug mit anderen zu teilen.

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LEGO kennt kein Valsch (alte Klemmbaustein-Weisheit)

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Die Geschichte weiter oben war so, wie sie RTL zwanzig Jahre nach dem
Tod des blauen Steins als weichgespülten Film auf die Bildschirme brachte.
Aber wie so oft, war die Vorlage aus der Wirklichkeit etwas anders:

Durch einen Zufall war ein azurblauer LEGO-Stein in eine Kiste mit
Alt-LEGO geraten. Nach einer Zeit der Eingewöhnung hatte er aber auch
dort einige Freunde gefunden, insbesondere einen bodenständigen Altroten.

Irgendwann spürte der Blaue, wie es mit seinen Lebensgeistern zu Ende ging.
Er hatte aber Zeit seines Lebens fleißig gespart und kontaktierte einen
brickoffenen Billunder Bestatter. "61,20 Euro ist alles, was ich habe. Würden
Sie bitte dafür meine Beerdigung organisieren? Am liebsten in fröhlichen
Farben."

Der Bestatter war hilfswillig, schränkte aber ein: "Ich kann sie in einem
hellen Waggon mit großen Glasfenstern zum Friedhof bringen. Aber die Lok habe
ich nur in schwarz, und den Grabstein auch nur mit schwarzen Elementen." Der
Azurblaue seufzte, aber was konnte man für 61,20 Euro schon erwarten...

Als dann eines Tages die Kirchturm-Uhr für den Azurro zum letzten Mal scholl, fuhr
sein bunter Trauerzug zum Grab.

Und dort besuchte ihn später der rote Freund regelmäßig, immer in Gedanken an
die schönen gemeinsamen Stunden in der LEGO-Kiste.

Jahre später erfuhr RTL von der anrührenden Geschichte. Was die daraus machten,
ist woanders erzählt.

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*hihi*

schöne Geschichte, toll erzählt und bebildert.

Viele Grüße
Blue

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Viele Grüße Blue

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