Ben®
23.01.2023, 11:15

Als Antwort auf den Beitrag von Lok24

Re: Lagerung von seltenen Sets // Die Frage nach dem "Warum?" + meine Antwort

Lok24 hat geschrieben:


Hier nochmal meine sehr einfach Frage : Warum sind die "zu schade" zum Öffnen?


Hi Werner,

da Du ernsthaft nochmal nachfragtest und da eigentlich fast nur von Frank bisher eine ausführliche Antwort und Zusatzantwort per eigenem Forenthread erfolgte, hau ich auch noch meine Gedanken dazu raus.

Ich selbst sah mich in der Vergangenheit eigentlich fast immer als "Moccer", während die Sammlung loser Steine immer weiter wuchs.
Seit einem dutzend Jahren ist mein Zeitbudget leider viel knapper bemessen als das finanzielle. Ich komme kaum zum freien Moccen und genieße mein LEGO-Hobby viel öfter, indem ich einfach ein schönes Set baue und mich an Bautechniken und Spielwert erfreue. Die Sets bleiben heute auch viel öfter aufgebaut stehen, als es früher der Fall war.

Und ich bin einfach Schnäppchenjäger. Da kann ich kaum aus meiner Haut. Wenn ich ein Set im Angebot schießen kann: warum dann nicht gleich mehrere Exemplare bestellen. Der Portoanteil ist ggf. geringer. Es stünden mehr Teile zum Moccen bereit ohne das Modell selbst abreißen zu müssen. Früher habe ich solche zusätzlichen Sets gleich aufgerissen und wegsortiert. Dazu fehlt mir heute die Zeit. Also bleiben Sets gelegentlich liegen und warten, bis sie gebraucht werden.

Dabei passiert nun aber manchmal folgendes: das Set kann unter Umständen ein Gesuchtes sein und im Wert etwas oder auch weit über den Katalogpreis steigen.
Brauche ich nun zum Moccen tatsächlich (Allerwelts-)Teile daraus, wäre es - nachdem erst genügend Zeit vergangen ist - "unangemessen", dafür das inzwischen wertvolle Stück zu opfern.

Und plötzlich sind weitere 5 Jahre ins Land gegangen und das Ding ist in Preisregionen mit manchmal >500% Wertsteigerung angekommen. Da stellt sich ggf. doch plötzlich die Frage nach guter Lagerung. Und der in den ersten Jahren bedeutungslose Karton wird für manche Fans zum Gral, den es möglich kratzerfrei über die Zeit zu bringen gilt. Und andere Sets steigen nicht im Preis und werden dann eben geräuschlos geschlachtet und ausgeweidet. Die stellen dann erstmal kein "Problem" dar (schönes Luxusproblem sowas - ich weiß).

In meinem speziellen Fall sind die Konsequenzen aus dem ganzen quasi nicht vorhanden. Ich packe Sachen nicht irgendwann besser als zuvor ein. Ich habe auch keine Lust, die Zeit für eine Sammlungsbegrenzung zu investieren. Dabei wäre das aus Platzgründen und einfach aus allgemeinen Lebensbetrachtungen durchaus angezeigt. Die Lebensmitte ist bei mir statistisch gesehen längst überschritten. Wenn ich mal den Löffel abgebe, oder in ein Pflegeheim müsste: was geschieht dann mit der Sammlung? Entsorgung in den Müll? Geschenkt an Kinderbetreuungseinrichtungen? Bleibt mir in Zukunft Muße und Zeit das wieder zu "marktgerechten" oder fairen Preisen zu veräußern? In Tranchen zu unter 2000 Euro pro Jahr ist das ohnehin kaum noch zu machen, selbst wenn ich morgen damit starte.

In einzelnen Ausnahmefällen habe ich tatsächlich Dinge abgestoßen, die sich als lohnend abzeichneten: Den Maersk-Zug als er für 325 Eur via Kleinanzeigen schnell wegging (war 2x zu 71 Eur aus Amazon Italien geschossen worden - zusätzlich zu den zwei vom S@H). Der Gewinn zwischen UVP und Verkauf ist aber in dem Jahr tatsächlich beim Finanzamt angegeben worden - lag aber natürlich unter der Schwelle einer Besteuerung. Umgekehrt habe ich auch mal Sets an die Kinder rausgegeben, die inzwischen dreistellig gehandelt würden, aber mich ursprünglich unter 20 Eur kosteten. Manches liegt hier bereits seit der Blay-Umstellung rum.

Und nach meinem persönlichem Steuergerechtigkeitsempfinden gefragt, finde ich es eigentlich unangebracht, dass der Fiskus bei mehr als 30 (auch kleinen) Sets pro Jahr, bei mehr als 600 Eur "Reingewinn" oder mehr als 2000 Eur Jahresumsatz beteiligt werden möchte. Für mein Bauchgefühl wäre das in diesem Umfang alles noch eine private Angelegenheit - nicht anders als der Gebrauchtwagenverkauf beim Neuwagenkauf (da liege ich weit über 2000 Umsatz!). Die Sammlung ist aus ehrlich versteuertem Einkommen erworben und dann nochmals durch 19% MwSt-Anteil gegangen (außer die Einkäufe via Steinehelden). Und wenn ich nun Dinge zum Einkaufspreis in Menge veräußern will, möchte der Staat das nochmals besteuern?
Wenn dann - wie von Frank beschrieben - Ausgaben, Einkaufswerte etc. in keiner Weise berücksichtigt werden, außer man kann sie noch konkret und korrekt belegen: da endet bei mir das Verständnis. Da handelt es sich schließlich nicht tatsächlich zugleich um "Gewinne", sondern nur Umsätze.

Und was die Sichtweise mancher Mitmenschen angeht, dass man sich ja unter Sammlern zu helfen hätte und das das Erzielen von Gewinnen grundsätzlich schlecht ist: Nö. Bin ich nicht dabei.
Nur weil es Händler (böse Zungen nennen sie "Spekulanten") gibt, die etwas später wieder abgeben, steigen die Preise eben NICHT ins Unendliche. Solche Spekulanten verknappen das Angebot nur sehr selten (wenn das Angebot nämlich wirklich beschränkt und endlich ist). Bei LEGO-Sets ist das in aller Regel nicht der Fall und damit sichert der Spekulant dem spätgeboren oder spätentschiedenem Sammler überhaupt erst Zugang zu einem Set. (Er ist deswegen auch kein Samariter, sondern wagt und gewinnt mit Glück oder aus guter Kenntnis). Gleiches gilt beim Ausschlachten: ohne das gäbe es quasi kein Bricklink und keine offen zugänglichen Quellen mit transparenten Preisen. Und wenn ein Spekulant wirklich einmal Raritäten abgreift und Normalnutzer leer ausgehen? Ja und? So ist das Leben: "First Come - First Serve" sagte eine Lego-Mitarbeiterin mal. Und wenn ein GWP weg ist, stirbt auch keiner dran. Wenn ein Set nur in einem Land erscheint: das ist eben das Salz in der Suppe und macht das Hobby vielleicht ein bisschen ungerechter aber auch spannender. Ich kann damit gut leben, obwohl ich fast immer zu spät dran bin und am falschen Ort lebe...

Jetzt bin ich weit abgedriftet, aber das wollte ich mal loswerden. Genauso wie einige Sets, die bei mir noch ungeöffnet herumliegen. Und etliche andere, die einmalig gebaut und für 30 Minuten bespielt eingestaubt auf eine Veräußerung in fernerer Zukunft warten - Porsche, Bugatti, CLaas, Actros, Ghostbusters, Wall-E, Sopwith Camel und hundert(e) weitere...

Leg Godt!

Ben


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"blay s....!" - Aber China Klone (puke!) sind noch viel schlimmer...


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