Farnheim
15.11.2022, 11:50

+25Container wechsle dich

Guddn, Gemeinde!

Immer wieder, wenn ich in meine große Kiste schaue, in denen die Modelle schlummern, die ich auf Ausstellungen nicht mehr zeige, weil ich sie aus verschiedensten Gründen für nicht mehr präsentabel halte, fallen mir immer wieder welche davon in die Finger, bei denen es mich packt, sie um- oder neu zu bauen.

Da ich aktuell in einer Phase stecke, eher historische Feuerwehrmodelle zu bauen, kam mir die Idee, ein altes Wechselladerfahrzeug (WLF) wirklich auf "alt" zu trimmen – und nebenbei bemerkt – gleich auf 5w umzubauen. Vor einigen Jahren hatte ich bereits mal etwas vergleichbares gebaut. Lediglich Fragmente, wie die Motorhaubengestaltung, blieben nach dem Zerlegen übrig und erst einmal liegen. Erst kürzlich nahm ich das Projekt noch einmal in die Hände und fing um die Haube herum komplett neu an. Da ja nun ein WLF aus den Versatzstücken entstehen sollte, empfahl sich die 4er Breite nur noch in Teilen, da auch die aktuellen Abrollbehälter (in 5w) auf den künftigen Oldtimer und das Fahrzeug selbst zu den modernen Geschwistern passen mussten. Zwar hatte ich der Vergangenheit bereits einige 5w-WLFs zusammengebaut, jedoch war auch diese Entstehungsphase wieder eine, die gekennzeichnet war vom Ausprobieren und abermaligen Umbauen. Das Tüfteln begann bereits mit der Entstehung der Kabine. Gesnottetes hat, wie wir wissen, nun mal keine typische Steinehöhe. Somit musste ich mir etwas einfallen lassen, um den vorderen Teil rund um die Motorenverkleidung mit dem Kabinenabteil haltbar zu verbinden, ohne größere Lücken klaffen zu lassen. Wer genau hinsieht, erkennt noch noch zwei kleine – akzeptable – Spalten.

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Kein Modell ohne Geschichte
Als die Branddirektion 1975 das neue Wechsellader-Fahrzeugkonzept der Öffentlichkeit präsentierte, konnte man noch nicht absehen, wie sich das hochflexible System bis zum heutigen Tage entwickeln würde. Mit beinahe einem halben Jahrhundert Abstand kann man das nun in nur einem Wort zusammenfassen: umfangreich. Denn 54 Abrollbehälter stehen heutzutage für die Bewältigung unterschiedlichster Aufgaben bei der Feuerwehr Farnheim bereit, die auf insgesamt 13 Trägerfahrzeuge der BF und FF verlastet werden können.

Im Pool der Museumsfahrzeuge befindet sich seit diesem Spätsommer auch ein WLF der ersten Generation. In diesem Fall war der 13-Tonner von 1975 bis 1999 im Dienst, ehe er an einen ortsansässigen Fuhrunternehmer verkauft wurde. Das Fahrzeug war dort noch bis knapp 2010 im Dienst, ehe ein privater Sammler das Fahrzeug erstand. Mittlerweile deutete von außen nichts mehr auf den ursprünglichen Einsatzzweck hin, denn der Wechsellader hatte zwischendurch eine neue Lackierung in himmelblau erhalten.

Als der Sammler zwischenzeitig verstarb, wurde Anfang 2019 die Oldtimer-Sammlung aufgelöst. Die historische Abteilung der Feuerwehr kaufte das Fahrzeug aus dem Nachlass des Sammlers zurück, und die erste technische Abnahme an neuer alter Wirkungsstätte bescheinigte dem alten robusten WLF einen durchaus patinösen aber respektablen Zustand – mitgenommen zwar, aber technisch stand trotz allem recht gut da. Da das Fahrzeug insbesondere in den letzten 10 Jahren kaum Witterungseinflüssen ausgesetzt wurde, hielt sich die Rostbildung an Kabine und Rahmen schließlich auch in überschaubaren Grenzen. Dennoch waren viele hundert Stunden Arbeit nötig, um das Fahrzeug wieder in den Auslieferungszustand von 1975 zurückzuversetzen.

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Es ist kein Mercedes-Benz
Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen MAS KH 1419F der Maschinenfabrik Augustastadt. Der Nomenklatur folgend leistete 6-Zylinder-Diesel rund 190 PS bei 14 to. zGM. Das KH-Kürzel stand für Kurzhauber und das F für Feuerwehraufführung. Das Abrollsystem installierte die Fa. Hakotech. Sein damaliger Fahrzeugzwilling überfüllte übrigens dieselben technischen Rahmenbedingungen.

Hat mein Wagen voll geladen
Mit dem AB-Tank konnte auch ein Abrollbehälter aus der ersten Beschaffungsserie restauriert werden. Tatsächlich war das WLF während der aktiven Dienstzeit mit genau diesem AB „verheiratet“, d.h. ständig beladen. Hierbei war dessen Beschaffung nicht ansatzweise so zeitaufwendig, denn der Container war nach Herausnahme aus dem alltäglichen Einsatzdienst im Jahr 2001 nach kurzer Revisionspause bis vor wenigen Jahren praktische Ausbildungsgerätschaft für Gefahrguteinsätze an der eigenen Feuerwehrschule.


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Die Mulde befindet sich noch heute im aktiven Dienst – bald 50 Jahre nach Indienststellung. Sie wurde mit den Jahrzehnten mehrere Male teils mit größerem Aufwand grundsaniert, da sie die meiste Zeit, sommers wie winters, der Witterung ausgesetzt war. Da außer Stahlblech an ihr nichts kaputtgehen kann, wird sie wohl noch einige Jahre weiterhin zuverlässig ihren Dienst verrichten, vor allem auch, weil sie seit 2013 endlich einen festen Unterstellplatz hat.

Soviel dazu. Wer mag, darf nun gerne selbst das Wort ergreifen. Ansonsten bleibt mir die Hoffnung, dem Lesenden etwas Kurzweil gebracht zu haben.

Danke für Eure Aufmerksamkeit + viele Grüße,
Maik

P.S.: Fürs MDM bitte das Bild siebte Bild von oben nutzen. Bedank!


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EBM-Lounge somewhere 2024


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