Thomas52xxx
16.08.2020, 22:17

Editiert von
Thomas52xxx
07.09.2020, 08:55

+53Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

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Zwischen 1846 und 1850 wurde die Württembergische Südbahn von Ulm nach Friedrichshafen gebaut. Bekannter als die Strecke wird das von ihr handelnde Volkslied "Auf de schwäbsche Eisebahne" sein. Die Strecke wurde zwischen 1905 und 1913 zweigleisig ausgebaut. In diesem Zusammenhang entstanden die Empfangsgebäude zahlreicher Stationen neu. Nahe des kleines Ort "Wattenweiler" mit etwa 50 Gebäuden entstand ein zusätzlicher Haltepunkt, der am 06. Juli 1913 eröffnet wurde. Am 28.05.1983 erfolgte dort der letzte fahrplanmäßige Halt eines Reisezugs. Das Empfangsgebäude wurde bereits ein knappe halbes Jahr zuvor abgerissen. In etwa 30 km Entfernung bin ich aufgewachsen und von tollen Eisenbahnern für das Verkehrsmittel, dessen Funktionieren und die Menschen, die das alles möglich machen, begeistert worden.

Der Haltepunkt befand sich an der höchsten Stelle der Südbahn, die zugleich die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau bildet. Früher wurden die Fahrgäste durch große Hinweistafeln an beiden Richtungsgleisen darauf aufmerksam gemacht. Auch das Dampflokpersonal dürfte sehr erleichtert gewesen sein, wenn es, egal aus welcher Richtung, diese Hinweistafel passiert hat. Neben dem Haltepunkt und einem Bahnübergang diente die Betriebsstelle auch als Blockstelle. Allerdings war diese zwischen etwa 1975 und dem Ersatz durch automatische Selbstblocksignale im November 1982 unbesetzt und ständig ausgeschaltet. Die Blocksignale zeigten ständig Fahrt. Diese Besonderheit fand ich spannend, denn mir wurde berichtet, dass anlässlich der jährlichen Kontrollfahrt des Indusi-Prüfzuges die Blockstelle örtlich besetzt wurde und die Signale auf Halt gestellt würden. Ob es sich dabei um Eisenbahnerlatein oder eine wahre Begebenheit handelt, kann ich heute leider nicht mehr herausfinden.

Durch eine Anfrage auf Grund von mir vor längerer Zeit veröffentlichten Fotos kam ich mit der Chronistin der Gemeinde in intensiveren Austausch und erhielt weitere wertvolle Informationen. Letztlich gab dieser Austausch den Anstoß, die Anlage im Modell nachzubauen.

Eine erste Präsentation erfolgte auf dem Weihnachtsstammtisch in Viersen, auf dem als Fachkongress ohne Publikum ausgetragenen Bauspielbahn-Treffen in Schkeuditz an diesem Wochenende konnte ich das MOC erstmalig in voller Ausdehnung vorstellen und vor allem mit vielen tollen Zügen befahren lassen.

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Das fremde Rollmaterial in Form von Traxx und Dostos von Raimund machen sich auch gut.

Hier die 042 von Ben mit zweien meiner vierachsigen Umbauwagen:

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Die Lage im großzügigen Bogen wird durch "Smooth Curves" realisiert, bei denen nach jeder dritten Geraden der Schienenstoß an der Kurvenaußenseite um eine halbe Noppe versetzt wird. Das Gebäude entstand weitgehend in Snot-Bauweise mittels in die senkrechte gedrehter 1x4-Steinen mit Frontnoppen. Die Schranke schleißt und öffnet mittel Hebel und Achsantrieb und lässt sich mittels PU fernsteuern. Um Torsion im Antrieb zu vermeiden, habe ich Achsen aus Aluminium verwendet. Jede Schranke wird ausgehend von der Welle zum Motor nur über ein einziges Zahnradpaar angetrieben um das Spiel zu minimieren. Die Signale habe ich bereits kürzlich vorgestellt. Auch hier wäre ein PU-Antrieb möglich.

Das drei Meter lange und mindestens 52 cm breite Modul besteht aus sechs großen und drei kleineren, seitlich andockbaren Segmenten. Die Segmente sind mit Teppichklebeband auf 4mm Sperrholzplatten geklebt. Die Gebäude sind abnehmbar. Dadurch lässt sich alles in Euroboxen 60x80mm verstauen und transportieren.

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An Rollmaterial ist natürlich ein Indusi-Prüfzug entstanden. Zudem entstand ein Motorwagen und ein "normaler" Beiwagen zu meinem Schienenbus-Einachsanhänger. Von dem übrigens ein Exemplar im nahegelegenen Bahnbetriebswerk Aulendorf beheimatet war. Auch eine Garnitur vierachsiger Umbauwagen ist entstanden, die jedoch für den problemlosen Betriebseinsatz noch etwas modifiziert werden müssen. Die Fahrzeuge werde ich bei Gelegenheit gesondert vorstellen.

Das Bahnwärterhaus ist ebenfalls schon lange abgerissen. Auf den mir vorliegenden Fotos sind nur die groben Merkmale wie Position, Fensterteilung und Ausrichtug zu erkennen. Da es den Standardbauten an der Strecke entspricht, war der Nachbau nicht mit all zu großer Recherche verbunden. Einen Kleintierstall sollte ich noch ergänzen, denn einfache Eisenbahner waren damals ziemlich arme Leute.

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Beim Landesarchiv Baden-Württemberg sind zwei wohl 1982 entstandene Fotos verfügbar. Diese entsprechen dem Zustand, wie ich ihn aus meiner Fahrradtour und meinen Zug-Vorbeifahrten in Erinnerung habe. Die Schranke ist automatisiert, das Nebengebäude abgerissen.

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Weitere Fotos finden sich im Historischen Forum von Drehscheibe Online (Link1) (Link2)

Die braunen Achsenpin mit Kugel auf den Telegraphenmasten stammen ebenso wie der rote 1er Liftarm am Ende des Schrankenbaums aus China. Zudem wurden - unsichtbar - Aluminium-Achsen verbaut. In den Umbauwagen wurden dunkelgrüne Eisenbahnfenster von einem Drittanbieter verbaut. Ein paar Viertel- und Achtel-Schienen stammen von Trixbrix. Sonst ist alles original.
Aufkleber hätte ich vor dem Treffen gerne noch angefertigt. Doch ich hatte mich zu spät darum gekümmert und musste dann feststellen, dass mein bevorzugter Copy-Shop nur noch Großaufträge von gewerblichen Kunden annimmt.

Aktuell wird die Strecke elektrifiziert und ist weitgehend mit Fahrleitung versehen. In der Örtlichkeit ist praktisch nichts mehr vorhanden, dass an die früher dort vorhandenen Gebäude und Einrichtungen erinnert. Eigentlich Schade.

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245 007, Wattenweiler, 18.02.2020, RE 4222 Das Foto entstand vom früheren Standort des Bahnwärterhaus.


Gruß
Thomas

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mcjw-s
17.08.2020, 08:54

Als Antwort auf den Beitrag von Thomas52xxx

Re: Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

Moin Thomas,

so schnell bist du schon wieder zu Hause.

Thomas52xxx hat geschrieben:

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Eine erste Präsentation erfolgte auf dem Weihnachtsstammtisch in Viersen, auf dem als Fachkongress ohne Publikum ausgetragenen Bauspielbahn-Treffen in Schkeuditz an diesem Wochenende konnte ich das MOC erstmalig in voller Ausdehnung vorstellen und vor allem mit vielen tollen Zügen befahren lassen.


Das trifft es irgendwie genau.
Es sind halt andere Zeiten, da muß man halt mal was anderes machen.

Sehr schöner Artikel über ein gelungenes Event. Schön, das sich doch so viele Bahner treffen konnten.

Gut auch , das du auf dem Bild auch meine Betrag mit abgelichtet hat, links oben, ein paar Geraden.

Ich freue mich schon auf das 3. BSBT in 2021
Manfred


Ich lasse 9V-Eisenbahnen fahren; und jetzt auch 12V.

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5 Jahre SteinHanse - die Party im Lego House war Klasse


Thomas52xxx
20.08.2020, 11:47

Als Antwort auf den Beitrag von mcjw-s

Re: Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

mcjw-s hat geschrieben:

so schnell bist du schon wieder zu Hause.

Den Beitrag habe ich aus dem Hotel geschrieben. Bin erst am Montag heimgefahren.
mcjw-s hat geschrieben:
Gut auch , das du auf dem Bild auch meine Betrag mit abgelichtet hat, links oben, ein paar Geraden.

Du untertreibst gewaltig. Ich konnte mir eine solche Menge 9V-Schienen wie von Dir aufgefahren vorher nicht vorstellen. Eine Vorstellung, wie viele Monate ein Drucker von Trixbrix alleine für die ausgelegten Gleise hat arbeiteten mussten fehlt mir ganz.
mcjw-s hat geschrieben:
Ich freue mich schon auf das 3. BSBT in 2021

Dito. Die Anmeldung ist bereits raus.

Ich habe meine Schranke mal in stud.io nachgebaut und nach Entfernen einiger Teile gerendert. Dadurch wird der Hebelantrieb besser erkennbar.

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Gruß
Thomas

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Thomas52xxx
06.09.2020, 19:18

Als Antwort auf den Beitrag von Thomas52xxx

Editiert von
Thomas52xxx
06.09.2020, 19:19

Re: Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

Mir ist gerade erst aufgefallen, dass mich der Bericht von BSBT19 so angefixt hat, dass ich gleich mit dem Bau begonnen hatte. Damit war es umso schöner, dass die Premiere in Schkeuditz stattfand.

Aus meinem damaligen Beitrag noch ein Bild vom Bau, in dem amn die Bauweise des Empfangsgebäudes besser erkennt. Auch wenn später noch einige Details, wie die Fenster, anders umgesetzt wurden. Und beige Konvertersteine hatte ich freilich auch noch nachgekauft.

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Gruß
Thomas

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TrainTraum
12.09.2020, 18:47

Als Antwort auf den Beitrag von Thomas52xxx

Re: Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

Hallo Thomas,

insgesamt ein sehr gelungenes Modell - alle "vorbeifahrenden" Züge kommen da doch gleich wesentlich authentischer zur Geltung.

Ich kann mir gut Vorstellen, dass die Beschaffung von Bildmaterial da ein Problem gewesen sein muss - teils habe ich schon bei den aktuellen, täglich im EInsatz befindlichen Zügen Probleme, gewünschte Aufnahmen (z.B. vom Dach oder vom Wagenunterbau) zu finden. :-o

Schade, dass die Ausstellung ohne Besucher stattfand - die Anlage wirkt insgesamt sehr vielversprechend.

Was mich noch interessieren würde: Was passiert denn mit dem Setting wenn es gerade nicht auf einer Ausstellung ist?


Liebe Grüße

Niklas


Jedes Lego Set, um das eine Legoeisenbahn fahren kann, lässt sich bestens mit dem Bahnthema kombinieren


***Regelmäßig Impressionen und Experimente mit meiner Sammlung/ aus und im Lego***
Videos hier: https://www.youtube.com/c...7bIJ8xiC6BRhJpgALOm7A?
Bilder u.A. hier: https://www.flickr.com/photos/182216114@N02/


Thomas52xxx
12.09.2020, 19:33

Als Antwort auf den Beitrag von TrainTraum

Re: Haltepunkt und Blockstelle Wattenweiler

TrainTraum hat geschrieben:

Ich kann mir gut Vorstellen, dass die Beschaffung von Bildmaterial da ein Problem gewesen sein muss - teils habe ich schon bei den aktuellen, täglich im EInsatz befindlichen Zügen Probleme, gewünschte Aufnahmen (z.B. vom Dach oder vom Wagenunterbau) zu finden. :-o

So wie auf den beiden Fotos vom Landesarchiv zu sehen, hatte ich die Örtlichkeit noch ein mal selbst erlebt und in Erinnerung. Es hat geholfen, ein wenig der Atmosphäre selbst noch geatmet zu haben, auch wenn es über 30 Jahre her ist und ich damals gerade so Teenager war.
Ein paar Fotos habe ich ja bei DSO sowie bei der Eisenbahnstiftung gefunden und vor allem von einer ganz lieben Frau aus der Gemeinde bekommen. Auch wenn diese nicht alle Fragen gelöst haben, so haben diese Bilder in Summe ungemein geholfen. Anhand der Örtlichkeit konnte man viel rekonstruieren. Wo muss das Gebäude gestanden haben, wo die Telegraphenmasten usw. Auch wenn das Bahnwärterhaus bereits vor meiner Zeit verschwunden war, der Standort ergibt sich zweifelsfrei aus dem Geländeverlauf. Wenn es von einer Örtlichkeit keine Fotos

TrainTraum hat geschrieben:
Was mich noch interessieren würde: Was passiert denn mit dem Setting wenn es gerade nicht auf einer Ausstellung ist?
Das besteht aus mehreren Modulen, die in 60x80 cm Euronormboxen passen. Die sind eingelagert und werden sicher auf einer der nächsten Ausstellungen wieder heraus geholt. Die großen Kisten gibt es im Bauhaus, die kleineren Größen gibt es bei Obi unter deren Hausmarke "Tauro" am wenigsten teuer.
Für das kommende Jahr bin ich bereits in Schkeuditz angemeldet. Auch in St. Augustin habe ich in den vergangenen Jahren fast immer teilgenommen. Und: es ist klar, dass es immer mehr wird. Zwei paar württembergische Lokomotiven gibt es bereits als rudimentären Prototyp, neben dem einmotortigen Schienenbus will ich auch einen zweimotorigen Dreiteiler bauen. Dazu braucht es kein großes Hirnschmalz mehr, sondern nur Steine und Zeit.


Gruß
Thomas

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