Seeteddy
14.11.2019, 22:37

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Seeteddy
14.11.2019, 22:57

+12Baubericht COBI 4814 Schlachtschiff YAMATO 1:300

Liebe LEGO Freunde,

heute gehe ich mal etwas fremd. Warum?
Weil ich glaube dass es an der Zeit ist, sich mit einem großen Wettbewerber und dessen Produkten auseinanderzusetzen; um sich aus eigener Anschauung ein Bild davon zu machen.

COBI ist, wie viele bereits wissen eine polnische Firma, welche auf dem Prinzip der LEGO-Steine aufbaut. Dabei entwickeln sie zum Einen das System der Steine eigenständig weiter und ergänzen das Sortiment um viele neue Entwürfe, welche das LEGO-System kompatibel ergänzen und erweitern. Zum Anderen besetzen sie natürlich ganz bewußt die Lücken im Sortiment, die LEGO aus weltanschaulichen Gründen offen lässt: Panzer, Flugzeuge und Schiffe aus den Weltkriegen.

Für mich war es interessant, als ehemaliger Schiffsmodellbauer, zu sehen, was es in der Serie 1:300 bei den historischen Schiffen so zu sehen gibt. Da wären neben der Titanic auch die berühmten Schlachtschiffe Bismarck, Tirpitz, Iowa, Missouri, Yamato und Musashi gerade verfügbar. So fiel meine Wahl auf die YAMATO der kaiserlich japanischen Marine, dem größten Schlachtschiff der Welt!

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Für 149 Euro erhält man diesen großen und schweren Karton, mit 2500 Teilen.

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Nach dem Öffnen holt man 13 Beutel aus dem Karton, in denen jeweils durchschnittlich 6 weitere Beutel stecken, welche die Bauteile enthalten. Dazu gibt es zwei umfangreiche Anleitungshefte.

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Gleich auf der ersten Seite der Anleitung sieht man, dass es viele unterschiedliche Slopes, mit verschiedenen Winkeln gibt. Bei der Gelegenheit muss ich gleich Abbitte leisten, denn ich vermutete zunächst, als ich die ersten Bilder der Schiffe sah, dass man den Rumpf mittels schräggestellter Basics (unter Spannung) hingebogen hat. Das ist mitnichten der Fall. Der Rumpfbau geschieht in einem aufwendigen Snotverfahren, mit Slopes, auf einem inneren Skelett mit Brackets, welches ich bei LEGO bisher noch nie so gesehen habe.

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Eines der nützlichsten Teile im COBI-Sortiment ist ein kleiner unscheinbarer schwarzer Ring, den man beispielsweise leicht aus 3,2 mm Rohren (rigid hose) schnippeln könnte. Es ist eine universell einsetzbare Doppelnoppe, die jede Plattenunterseite, an jeder gewünschten Stelle, in eine Oberseite verwandeln kann.

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Sehenswert ist der Bau der Bugsektion.

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Und dann hat man, nach vielen verbauten Steinen, einen wunderschönen Schiffsrumpf vor sich liegen. Ein herrliches Gefühl für den Schiffsliebhaber, so einen formschönen Rumpf in Händen zu halten!

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Der Rumpf der Yamato-Klasse war nach strömungstechnischen Parametern optimiert und seiner Zeit so weit voraus, dass selbst die Rümpfe moderner Containerschiffe sich kaum davon unterscheiden.

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Das dünnere der beiden Hefte, sowie der kleinere Teil der Tüten wird für die Aufbauten benötigt. Hier der Kommandoturm oberhalb der Brücke, bis zum riesigen Entfernungsmesser obenauf.

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Eines der schludrigsten Details (wir sind mittlerweile schon sehr verwöhnt worden) ist die Montage der Mittelartillerie, bzw. die lausigen Barbetten, auf denen die beiden Drillingstürme 6,1" (15,5 cm) stehen. Entweder hat den Designer ganz zum Schluß der Mut verlassen, oder war seine zugebilligte Zeit bzw. Kostenrahmen bereits erschöpft. Der herumwackelnde Turm, auf dem kopfstehenden 2x2er rund, mit diesen unnötigen Löchern zur Seite. Das schreit nach einem Umbau! Da würde ich z.B. die berühmten 2x2 Fliesen rund mit Loch (Beilagscheibe) sowie eine Solche mit mittiger Noppe verwenden - und niemals auf die Idee kommen die runden Teile auf den Kopf zu stellen, um mir damit zwei Löcher, durch die man die störenden Noppen sieht, zu reissen!
Ein weiterer Wackelkandidat ist der achtere Bordkran für die Flugzeuge - den habe ich einfach mit einem zusätzlichen Ring fixiert, so dass er gerade steht und sich nur noch schwer drehen lässt, was für ein Standmodell weitaus praktischer ist, als ein Teil, dass sich beim leisesten Husten von selbst dreht.

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Und so sieht dann das fertige Modell aus! Den Ständer finde ich zu klein und wackelig. Auf dem Namensschild hätte ich lieber den großen Namen in Rot und Japanisch und darunter klein "YAMATO 1:300" gesehen.

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Feind in 40 Kilometern Entfernung im Sucher - volle Breitseite - Feuer frei!

Und nun steht das Modell auf dem Schrank. Ob es dort bleiben wird?

Es gibt einige Dinge, welche mir an dem Modell nicht so gefallen.
Warum hat man diese dämlichen, mittigen Brackets für die Türme der Hauptartillerie verwendet, die oben Löcher freilassen, welche da nicht hingehören?
Wieso ist die charakteristische Schuppendecke, der Panzerung, der schweren Türme nicht realisiert worden?
Weshalb hat man bei der Rumpfform die charakteristische Kanpon-Linie nicht berücksichtigt?

Als Kronzeugen musste ich nicht einmal mein Nishimo-Modell der YAMATO, in 1:200, aus dem Keller holen. Es genügte bereits der billige Revell-Bausatz in 1:1200.

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Hier habe ich die Kanpon-Linie, die so typisch für die modernen japanischen Kreuzer und Schlachtschiffe war, in Rot nachgezeichnet. Sie wurde aus der Erfahrung mit schnellen Schiffen in schwerer See geboren und zeigt sowohl einen ansteigenden Bug (was wegen der Bugwelle auch bei fast allen anderen Schiffen der Fall ist), aber nach dem Wellental einen erneuten Anstieg vor der Schiffsmitte, für den zweiten Wellenberg.

Am Ende hinterlässt das Modell bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Zum Einen ist es grandios; es haut einen echt von den Socken beim ersten Anblick! Besonders wenn man die Dummheit begeht und das gleichteure Modell des James-Bond Aston Martin von LEGO daneben stellt.
Zum Anderen hat es, für seine Größe, zu viele Fehler, welche das Bild wieder trüben. Die immensen Möglichkeiten der vielen 'neuen' Steine wurden auch nur ansatzweise ausgenutzt - was wäre da noch alles möglich, wenn man sich für den Entwurf wirklich viel Zeit nehmen würde?

Insgesamt ist COBI damit aber ein ernstzunehmender Herausforderer für LEGO auf seinem ureigenen Gebiet geworden. In der Chefetage des dänischen Herstellers darf man daher nicht allzu lange dösen, denn sonst folgt ein böses Erwachen.

kreative Grüße
Klaus


In Internetforen wimmelt es nur so von fehlerhaften Zitaten.

Johann Wolfgang von Goethe


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