Tenderlok
24.07.2019, 15:59

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24.07.2019, 20:17

+61Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Liebe Eisenbahn- und Legofreunde,

nach ziemlich genau einem Jahr habe ich endlich wieder ein Lokomotivmodell fertiggestellt!
Diesmal handelt es sich um eine schmalspurige (1067 mm) Kitson-Meyer-Gelenklok der chilenischen "Ferrocarril de Taltal" (FCT; Schreibweise auf den Lokschildern als "Ferro Carril Taltal"). Zehn dieser Lokomotiven wurden zwischen 1904 und 1907 von Kitson Co., Leeds, an die Eisenbahngesellschaft geliefert, um in erster Linie Güterzüge mit Nitrat über die Küstenkordillere und durch die Atacama-Wüste zum Hafen in Taltal zu befördern. Acht weitere baugleiche Maschinen wurden später gebraucht von der benachbarten "Ferrocarril Tocopilla al Toco" gekauft.
Während der insgesamt über 70 Jahre dauernden Einsatzgeschichte wurden verschiedene Bauartänderungen durchgeführt. So wurden alle Lokomotiven schon bald nach Lieferung auf Ölfeuerung umgerüstet. Am auffälligsten war allerdings die (nur bei einigen Loks ausgeführte) Vergrößerung der Vorräte durch aufgeschweißte Erhöhungen der Wasserkästen und des Brennstoffbehälters. Mein Modell zeigt diesen Bauzustand.

Trotz monatelanger Suche ist es mir nicht gelungen, detaillierte Maßzeichnungen der Vorbildloks aufzutreiben. Beim Entwurf des Modells konnte ich mich nur auf die weiter unten wiedergegebene, sehr grobe (und verzerrende) Maßskizze der baugleichen Loks der "Ferrocarril Tocopilla al Toco", die Tabellen im Buch "Kitson Meyer Articulated Locomotives" sowie die teils qualitativ sehr schlechten s/w-Fotos in "The Taltal Railway" (beide von D. Binns) stützen. Die erhaltene FCT-Lok Nr. 59 ist zwar (auch im Netz) fotografisch recht gut dokumentiert, war aber bereits in ihren letzten Einsatzjahren in so desolatem Zustand, dass wenig Rückschlüsse auf das Erscheinungsbild in besseren Tagen möglich sind; manche Details musste ich deshalb ziemlich frei bzw. in Analogie zu besser dokumentierten Baureihen gestalten. Nichtsdestotrotz hoffe und glaube ich, dass der Gesamteindruck stimmig ist.

Das Modell ist im Maßstab 1:22,5 gehalten. Es besteht aus ziemlich genau 3000 Teilen und wiegt rund 2,4 kg.
Der Antrieb erfolgt durch je einen PF-L-Motor in jedem Drehgestell, der vertikal eingebaut auf die dritte Drehgestellachse wirkt; die beiden anderen Achsen werden wie beim Vorbild durch die Kuppelstangen mitgenommen. Zur Stromversorgung und Fernsteuerung sind zwei BuWizz verbaut (technisch wäre einer ausreichend, aber mit zweien ist halt eine doppelt so lange Betriebsdauer bis zum Wiederaufladen möglich).

Genug geschrieben – hier sind die Bilder:

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Das erwähnte Datenblatt der technisch baugleichen (aber optisch abweichenden) Loks der "Tocopilla al Toco":

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Detaillierter Führerstand…

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… und Rauchkammer mit Blasrohr, Schornsteinunterteil und Kesselrohren:

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Das Führerhausdach ist abnehmbar. Die Lüftungsluke gibt wirklich eine Öffnung frei, durch die man hier den Betätigungshebel für die Dampfpfeife sieht:

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Auch das Oberteil des Belpaire-Stehkessels ist abnehmbar und ermöglicht so den Zugang zu den Ladebuchsen und den Einschaltknöpfen:

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Die unteren Teile der Führerhausaufstiege sind am Drehgestell befestigt und schwenken mit diesem zusammen aus. Man beachte auch die Ketten, die im Entgleisungsfall ein Querstellen der Drehgestelle verhindern sollen:

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Fernsteuerbare Lichtfunktionen:



Vor der täglichen Fahrt in die Anden findet das Lokpersonal noch Zeit für ein Foto mit der treuen alten Dame:

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Einer der Bremser nutzt die unverhoffte Pause auf seine Weise…

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… aber nicht lange, denn schon kommt "El Jefe" mit seinem feschen Chevrolet angefahren und beobachtet kritisch das Treiben seiner Angestellten.

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Abschließend noch ein paar Bilder aus der Bauphase, die das eine oder andere Detail erkennen lassen:
Die Drehgestelle mit den senkrecht eingebauten Motoren. An der Unterseite erkennt man die Nachbildungen der innenliegenden Blattfedern.

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Natürlich sind auch Bremsen und (vorbildentsprechend nur ein) Sandfallrohr vorhanden.

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Noch einmal der Stehkessel:

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Der Hauptrahmen. Im Aschkasten befinden sich zwei Gewichtssteine, die den Schwerpunkt niedrig halten und dadurch ein Umkippen der Lok verhindern sollen.

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Gesamtüberblick über den technischen Aufbau mit Akkus und Motoren (das bunte Unterteil ist nur der Montageständer):

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Die Bilder in voller Auflösung gibt’s in meinem Bricksafe-Ordner.
Nächste Woche geht's dann erstmal in den Urlaub; wenn ich zurück bin, und dann hoffentlich auch die Temperaturen auf meinem Spitzboden wieder in einem erträglichen Bereich liegen, reiche ich wie immer natürlich noch ein Video der Lok "im Streckeneinsatz" nach. Bis dahin freue ich mich aber schon jetzt auf eure Rückmeldungen!

Danke fürs Reinschauen!

Viele Grüße
Sven



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Turez
24.07.2019, 18:29

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n2t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Hallo Sven,

einmal mehr einfach herausragend! Gesamtmodell, Details, Funktionen, Präsentation,... alles vom Feinsten. Ich freu mich auf das Fahrvideo.

Übrigens habe ich im Titel des Threads einen Bock geschossen:
Die Lok hat 4 Zylinder, es muss also C'C'n4t heißen...
Deshalb eine herzliche Bitte meinerseits an den/die Admin/s: Wenn möglich, korrigiert das doch bitte. Danke!

Schreib dazu am besten einfach eine PN an Rene (Navigation), damit das korrigiert wird, bevor das Modell in die MOC-Rubrik eingetragen ist. Ich weiß nicht, ob er hier alle Beiträge ständig mitliest.

Gruß
Jonas



Tenderlok
24.07.2019, 18:55

Als Antwort auf den Beitrag von Turez

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n2t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Danke für das Lob, Jonas!

Turez hat geschrieben:

Schreib dazu am besten einfach eine PN an Rene (Navigation), damit das korrigiert wird, bevor das Modell in die MOC-Rubrik eingetragen ist. Ich weiß nicht, ob er hier alle Beiträge ständig mitliest.

Auch für den Tipp vielen Dank! Hab' ich direkt so gemacht.



Thekla
24.07.2019, 19:04

Als Antwort auf den Beitrag von Turez

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n2t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Hi,

der Eintrag in die MOC Rubrik kann von den MOC Eintragern auch beim Eintragen korrigiert werden, am besten eine PN schreiben. Weiß nicht, wer gerade dran ist.
Den Ursprungstitel kann allerdings wirklich nur Cheffe ändern.

Gruß
Thekla


Berliner Steinkultur


DustDBugger
24.07.2019, 19:39

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n2t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Ach ist das geil! Wenn ich das Thema Abstraktion für mich abgeschlossen habe steige ich vielleicht auch noch auf die großen Maßstäbe um. Ganz große Klasse! Vielen herzlichen Dank für teilen.


Mein Blog zum Thema LEGO in H0: https://legomodeltrain.tumblr.com oder https://www.instagram.com/legomodeltrain/


grubaluk
24.07.2019, 21:31

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Hallo, ein großartiges Modell! Und eine tolle Werbung dafür, sich vom Minifig-Maßstab zu lösen und Schmalspurmodelle in Groß zu bauen. Die Schmalspurbahnen der Welt bieten so viele charaktervolle Vorlagen dafür. Und den Gewinn an Detailgrad hast Du dabei wirklich super ausgenutzt.

Gruß
Andreas



peedeejay
24.07.2019, 22:51

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Deine Eisenbahnmodelle sind immer aufs Äußerste beeindruckend. Auch diese Lok steht dem in nichts nach!


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Flickr | Bauanleitungen für modulare Gebäude


Tenderlok
25.07.2019, 13:27

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Danke für die Blumen, Bernhard, Andreas und Paul!
Großes Dankeschön auch an René, der meine zwei dummen Fehler umgehend ausgebügelt hat. Jetzt stimmt die Überschrift!



Seeteddy
25.07.2019, 14:36

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Hallo Sven,

mein "like" hast du ja schon abgestaubt. Als Nichteisenbahner kann ich hier leider wenig Konstruktives beisteuern.
Eine "erotische" Schönheit ist das Vorbild ja nicht gerade, aber ein recht brauchbarer Entwurf. Es erstaunt mich, als Laien, doch immer wieder, dass es gerade unter den Schmalspurdampflokomotiven so viele Mallets gibt; was ja, bei engen Kurvenradien, eine tolle Möglichkeit ist, der Lok viel Zugkraft zu spendieren.

Auf den abenteuerlichen Routen* durch die Anden werden sich die Passagiere jedenfalls darüber freuen, dass sich ihre Lok, über den Schluchten, so gut seitlich am Hang festkrallen kann.

*die abenteuerlichsten Bahnstrecken, welche man unter dem Suchbegriff "Ferrocarril los Andes" findet, liegen zum großen Teil in Peru. Da sich die peruanische Flagge so leicht mit LEGO nachbauen lässt, darfst du mich dafür getrost bezichtigen, dir diesen Floh ins Ohr gesetzt zu haben, falls du eines Tages einmal eine Lok aus Peru vorstellst.

Tenderlok hat geschrieben:


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… aber nicht lange, denn schon kommt "El Jefe" mit seinem feschen Chevrolet angefahren und beobachtet kritisch das Treiben seiner Angestellten.

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Die Perspektive schmeichelt deinem Chevrolet, ja so kann man ihn ins Herz schließen!

Bei diesen köstlichen Bildern möchte ich einen uralten Bürowitz aufwärmen:
"Herr Meier, woran liegt es, dass ich sie nie beim Arbeiten sehe?" "An ihren leisen Gummisohlen, Herr Direktor!"
So ähnlich dürfte es sich auch mit dem, kaum hörbar blubbernden V8, in El Jefe's Wagen verhalten. Der ist so leise, wie wenn der Chef rolled. (süddt. mundart = rollen täte).

Zum Schluß noch, zum Einrahmen, für den Erbauer:

GROSSARTIGE PRÄSENTATION!

kreative Grüße
Klaus


In Internetforen wimmelt es nur so von fehlerhaften Zitaten.

Johann Wolfgang von Goethe


Tenderlok
25.07.2019, 15:15

Als Antwort auf den Beitrag von Seeteddy

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Vielen Dank für deine wie immer erfrischenden Worte, Klaus!

Du hast recht, eine Schönheit im klassischen Sinne ist sie nicht. Aber das ist eine preußische P8 auch nicht - und mehr als 70 Dienstjahre zu erreichen spricht schon für eine gelungene Konstruktion!

Da ich ja weiß, dass du einem kleinen verbalen Scharmützel nie abgeneigt bist, erlaube ich mir, ein wenig zu beckmessern:
Die Lok ist KEINE Mallet! Eine Mallet im engeren Sinne hat eine Verbunddampfmaschine (Niederdruckzylinder vorne, Hochdruck hinten), wohingegen die meinige eine Einfachexpansionsmaschine mit 4 Zylindern besitzt. Außerdem (und wichtiger) ist bei allen Mallets, auch den neueren amerikanischer Bauart, die hintere Kuppelradgruppe samt Zylindern fest im Hauptrahmen gelagert (Vorteil: weniger bewegliche Dampfleitungen), bei der Kitson-Meyer dagegen in einem weiteren Drehgestell.
Und Jefes Chevy (10x schnell hintereinander aufsagen, trainiert die Zunge... ) hat einen Sechszylinder, den V8 kann er sich nicht leisten.

Die peruanische Flagge solltest du unbedingt bauen! Meine Stimme zum MdM hättest du.
Davon ab: Auch in Chile gab es spektakuläre Andenstrecken mit Personenverkehr; und die Zahnradloks der Ferrocarril Trasandino sind schon eindrucksvolle Brummer. Wenn mir mal eine Idee kommt, wie man schräg angebrachte Zylinder stabil ins Lego-Modell umsetzen kann, wären die noch eine Option.

Beste Grüße
Sven



Seeteddy
25.07.2019, 23:00

Als Antwort auf den Beitrag von Tenderlok

Editiert von
Seeteddy
25.07.2019, 23:05

Re: Ferrocarril de Taltal (Chile) C'C'n4t Kitson-Meyer im Maßstab 1:22,5

Hallo Sven, auch Dir vielen Dank für deine Worte!
Tenderlok hat geschrieben:


...eine Schönheit im klassischen Sinne ist sie nicht ... und mehr als 70 Dienstjahre zu erreichen spricht schon für eine gelungene Konstruktion!

In der Frage sind wir uns ja beinahe Wort für Wort einig. Kann ja mal passieren, solange es nicht zur Gewohnheit wird.

Tenderlok hat geschrieben:

Die Lok ist KEINE Mallet! Eine Mallet im engeren Sinne hat eine Verbunddampfmaschine (Niederdruckzylinder vorne, Hochdruck hinten), wohingegen die meinige eine Einfachexpansionsmaschine mit 4 Zylindern besitzt. Außerdem (und wichtiger) ist bei allen Mallets, auch den neueren amerikanischer Bauart, die hintere Kuppelradgruppe samt Zylindern fest im Hauptrahmen gelagert (Vorteil: weniger bewegliche Dampfleitungen), bei der Kitson-Meyer dagegen in einem weiteren Drehgestell.

Meine Güte, was bin ich froh, daneben gelegen zu haben! Was hätten die Leser bloß von mir gedacht, wenn ich mit Worten wie "Nichteisenbahner und Laie" beginne, ohne danach beim Fachwissen zur Materie gründlich zu patzen?

Aber zum Thema Hochdruck- und Niederdruck beim Dampf habe ich eine schöne, selbst erlebte Episode:
Nach dem Abschluß der Technikerprüfung besuchten wir ein Kernkraftwerk und bekamen dort eine tiefgreifende, fachliche Führung durch die komplette Anlage.
Im Generatoren- und Turbinenhaus standen wir vor den riesigen Turbinengehäusen (ca. 10 m Durchmesser, bei etwa gleicher Länge und davon gleich zwei hintereinander).
And der Spitze der vorderen Turbinenwalze befand sich noch ein weißes, kegelförmiges Gehäuse von zweieinhalb Metern Durchmesser zu dem drei dick ummantelte Rohre hinliefen.

Da stellte ausgerechnet ich die dumme Frage, ob das weiße Lager für die Turbinen etwa mit Wasser gekühlt werden müsse. Daraufhin erklärte der Dozent, mit leichtem Grinsen: "Dieses, sogenannte Lager sei das Hochdruckteil der Dampfturbine. Während die beiden riesigen Niederdruckturbinen, mit etwa 10 bar beaufschlagt, zusammen etwa ein Drittel der thermischen Dampfleistung in mechanische Energie wandeln, so wandelt das kleine Hochdruckteil, bei etwa 550 bar, zwei Drittel der Dampfleistung um!"
Einziger Trost; ohne meine saublöde Frage hätte ich nicht diese eindrucksvolle Erfahrung gesammelt.

Tenderlok hat geschrieben:

Und Jefes Chevy hat einen Sechszylinder, den V8 kann er sich nicht leisten.

Ach, der Ärmste. Ist aber auch kein Wunder, bei seinem stinkfaulen Personal!

Es ist immer wieder faszinierend, welche Erinnerungsschätze solch ein hervorragendes MOC zu heben vermag.

kreative Grüße
Klaus


In Internetforen wimmelt es nur so von fehlerhaften Zitaten.

Johann Wolfgang von Goethe


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