Lok24
23.10.2016, 19:14

Editiert von
Lok24
23.10.2016, 19:38

+22Venusfliegenfalle

Hallo zusammen,

And Now for Something Completely Different

Aus dem Forum wurde die Anregung an mich herangetragen, eine funktionierende Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) zu bauen.

Filmchen dieser aparten fleischfressenden Pflanze bei der Arbeit findet man z.B. bei Wikipedia.

Die Aufgaben waren
- die Speicherung von Energie
- das Auslösen
- die Bewegung

So sieht das dann bei mir aus:

[image]



Hier die eigentliche „Pflanze“.

[image]



Die beiden Zahnräder sorgen für eine gleichmäßige Bewegung. Die „Blätter“ sind so schwer und so gelagert, dass sie sich automatisch öffnen. Geschlossen werden sie durch Zug an dem Faden.

Wie beim Vorbild erfolgt die Auslösung durch am Boden befindliche Borsten, hier ist es eine kleine runde Plattform.

Nochmal von nahem die Mechanik, unten links die Führung für den Auslösemechanismus

[image]




Der erste Ansatz:

Der Faden wird durch ein Gummi gespannt (Schließen). Zum Spannen wird der Hebel links entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht und durch die graue Wippe arretiert.

[image]



Hier ein kleines Video, nur 17 Sekunden:




Das schnappt eher wie ein Krokodil und hat so gar nichts von der Anmut des Originals.

Daher wurde ein zweiter Antrieb entworfen:
- leichte Zeitverzögerung nach Auslösen durch die Beute
- zügiges Schließen
- zum Ende langsamer werdend

Hier zieht man den Antrieb auf und arretiert wieder mit der grauen Wippe.

[image]





Der offene Antrieb im Detail

[image]



Und das Video dazu (30 sec)



Die Fütterung ist etwas schwierig. Warum?
Nun, die Insekten fliegen ja nicht, sie fallen. Und springen dann auch beim Aufprall gerne wieder aus der Falle. Oder dahin, wo die Scharniere sind. Aber sie brauchen auch eine gewisse Fallhöhe, um die Energie zum Auslösen zu haben.

Aber das Pflänzchen ist genügsam, bereits fünf 1x1er Plättchen genügen ihm.

Hier noch ein Bild der Irrungen und Wirrungen beim Bau

[image]


Ein alter Federmotor, der leider gar kein Drehmoment hat, ein Malteserkreuz, das sich auch nicht bewährt hat.
Dahinter ein „Fallturm“ um die Energie zu speichern, etwas sperrig.
Und vorne noch eine Kurvenscheibe, eine sehr elegante Lösung, die aber einen Elektroantrieb erfordert hätte.

Tja, was es alles gibt!
Bin selber überrascht...


Grüße

Werner



Mitglieder, denen dieses MOC gefällt:

Valkon , , IngoAlthoefer , renrew , Lego3723 , Hopihalido , grubaluk , husky734 , MariusL , Brickporn , Larsvader , Seeteddy , unschuldslamm , Ferdinand , Xris , jjinspace , friccius , stonetown , mcjw-s , Actionfigur , JuL , freakwave (22 Mitglieder)

Brickporn
23.10.2016, 22:29

Als Antwort auf den Beitrag von Lok24

Re: Venusfliegenfalle

Hallo Werner,

wow - Hut ab, ein ausgefallenes Thema - war sehr gespannt, was mich nach dem Anklicken des Titels erwartet :-). Ich gebe zu, derlei raffinierte Technik hatte ich nicht erwartet, sondern entweder an einen bewusst abstrakten MOC-Titel gedacht oder irgendeine filigran bunte Optik-Schöpfung. Weder noch - interessant und gekonnt ausgetüftelter Mechanismus, und auch für Mechanik-Laien (wie mich) gut nachvollziehbar dokumentiert.

Gruß

Cris


Meine Projekte bei Ideas: Minifig-Rechenzentrum, Relief-Landkarte Deutschland (sehr klein) & 7 antike Weltwunder (ziemlich klein)


IngoAlthoefer
24.10.2016, 10:24

Als Antwort auf den Beitrag von Lok24

Re: Venusfliegenfalle

Hallo Werner, hallo Leute,

ein fantastisches MoC hast Du da kreiert; und den
Mechanismus auch so wunderbar erklärt. Vielen Dank dafür.

Lok24 hat geschrieben:

Aus dem Forum wurde die Anregung an mich herangetragen, eine
funktionierende Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) zu bauen.

Auslöser war vor gut drei Jahren ich. Damals waren mir alte
Nylonkupplungen in die Hände gefallen - ein bisschen sahen sie
aus wie die "Tentakeln" einer Venusfliegenfalle.
http://www.1000steine.de/...amp;id=284642#id284642
Meine Frage war: Kann man aus LEGO-Teilen eine funktionierende
Venusfliegenfalle bauen? Es wurde eine fixe Idee, die immer wieder mal
aus dem Hinterstübchen nach vorne gespült wurde.

Vor einiger Zeit ging es um ein Bahnübergangs-MoC. Werner berichtete
in dem Zusamenhang über einen Mechanismus, mit dem er das Schließen
der Schranke durch den nahenden Zug auslöste. Schließen einer Schranke
und Schließen einer Venusfliegenfalle sind ja nicht sooo verschieden
(Extra für Micha: Nein, ausser LEGO habe ich nichts genommen).
Folglich bekam Werner eine PN - und schnappte zu, in bester
Venusfliegenfallen-Tradition.

Von seinen fruchtlosen Vorversuchen bekam ich nichts mit, sondern nur
jetzt die fertigen Fallen zu sehen. Ganz ganz grosses Kino KiMoC.


Die Aufgaben waren
- die Speicherung von Energie
- das Auslösen
- die Bewegung

Darüber habe ich erst mal geschlafen. Wenn man diese "Aufgaben"
abstrakt auffasst, sieht man ruckzuck andere Anwendungsbereiche:

Was ist zum Beispiel mit einer Murmelbahn, wo sich die gerollten
Kugeln unten auf einer Falltür sammeln. Erst wenn ihre Masse gross
genug ist, öffnet sich die Falltür, und die gesamte "Beute" kracht
unter viel Lärm "ins Loch" - wobei idealerweise der Boden des
Loches ein Resonanzkörper ist.
Speziell Kinder und Kindgebliebene sollten sich daran ergötzen können.

Oder ...

oder ...


Tja, was es alles gibt!
Bin selber überrascht...

Unsere Fantasie und Kreativität sind halt grenzenlos!
Und bei einigen auch die technischen Fähigkeiten...

Grüße, Ingo.


LEGO kennt kein Valsch (alte Klemmbaustein-Weisheit)


jjinspace
24.10.2016, 10:58

Als Antwort auf den Beitrag von Lok24

Re: Venusfliegenfalle

Respekt, Herr Werner!


J. J. in Space

9. Berliner SteineWAHN!


Lok24
24.10.2016, 13:51

Als Antwort auf den Beitrag von IngoAlthoefer

Waagen und Rollende Steine

Hallo Ingo,

IngoAlthoefer hat geschrieben:


Wenn man diese "Aufgaben"
abstrakt auffasst, sieht man ruckzuck andere Anwendungsbereiche:

Was ist zum Beispiel mit einer Murmelbahn, wo sich die gerollten
Kugeln unten auf einer Falltür sammeln. Erst wenn ihre Masse gross
genug ist, öffnet sich die Falltür, und die gesamte "Beute" kracht
unter viel Lärm "ins Loch" - wobei idealerweise der Boden des
Loches ein Resonanzkörper ist.
Speziell Kinder und Kindgebliebene sollten sich daran ergötzen können.


Ich hatte noch eine Variante die mich fasziniert hat: eine selbstverstärkende Auslösung.

Ein Waagebalken, auf dem mittig eine Rolle liegt.

Bringt man das nur nur sehr wenig aus dem Gleichgewicht beginnt die Rolle auf dem Balken nach außen zu wandern und damit die (Auslöse-)Kraft zu verstärken.


Grüße

Werner



Gesamter Thread: