Legomatic
29.04.2006, 09:33

LEGO und Sozialpädagogik

Moinsen,

hatte eben das neue Werbemail von Shop at Home angeguckt. Da fiel mir neben der Überschrift (Helden und Schurken) gleich dieser Text ins Auge:

[image]



"Helden und Schurken spielen ist gut!
Eine Untersuchung des LEGO Learning Institute zeigt, dass Kinder von klein auf ganz natürlich versuchen die „Guten“ nachzuahmen und gegen das „Böse“ kämpfen.

Durch „Gut gegen Böse“ Rollenspiele können Kinder ihre inneren Konflikte lösen. Sie lernen dabei viele wichtige Fähigkeiten und sind besser in der Lage gute Beziehungen zu anderen zu entwickeln."


Ich kann da nur den Kopf schütteln!!! Versuchen wir nicht alle, unseren Kinder beizubrngen, das es "Böse" eigentlich nicht gibt und wenndoch, das man nicht "Gleiches mit Gleichen" vergelten sollte sondern einen "Bösen" bekehren sollte?
Oder liege ich da jetzt mit meiner Erziehung komplett falsch?

Oh TLC, wie tief seit Ihr gesunken - die Manifeste der Sozialpädagogik kommen ins Schwanken. Ich kann nur hoffen, das es sich wieder um einen größeren Übersetzungesfehler handelt (der Rest des Textes ist "leider" momentan nur auf englisch verfügbar :-( )

Ja auch meine Kinder spielen mit Rittern und Wikingern und da wird auch mal gekämpft. Aber nicht, um "innere Konflikte zu lösen" (der Text von TLC würde eher Solche auslösen!), sondern einfach um zu spielen des Spielens Willen.

Gottseidank lesen meine Kinder nicht die Texte dieser Werbemails! Langt schon, wenn ich sie lese und mich wundern muss. Aber letztendlich resümiere ich: Keine Sozialpädagogik - ist alles nur Verkaufsstrategie!

schönes, langes Wochenende,
Christian


Jojo
29.04.2006, 11:45

Re: LEGO und Sozialpädagogik

Shalom!


Dieses hilflose Pädagogikgestammel LEGOs, welches in eine völlig bedeutungslose Richtung geht, nervt mich auch ziemlich. Früher, als alles besser war und jedes Jahr Weihnachten Schnee lag, bestand der pädagogische Ansatz bei LEGO mal darin, erstens die motorischen Fähigkeiten und das vorausplanende und dreidimensionale Denken der Kinder zu fördern, indem man ihnen viele, vornehmlich unspezialisierte Bauteile bot. Und zweitens, sie im freien Spiel mit den Figuren ohne vordefinierte Rollenfesseln auch soziale blabla... zu lehren... Ich bin ja kein Pädagoge.
Jedenfalls sollte immer noch das Kind entscheiden, ob irgendwer gut oder böse sein soll, und wenn ja, wer.


In LEGOs Werbe-Mail fiel mir außerdem dies unangenehm auf:
„Prinzessinnen retten, gegen Drachen kämpfen oder den König beschützen: die LEGO Knights Kingdom Sets bieten endlose Ideenvorlagen für fantasievolles Spielen!“

Also ich habe in den vorgegebenen Geschichten keine Prinzessinen und Drachen entdeckt, geschweige denn, daß es entsprechende Sets gäbe, oder auch nur eine weibliche Minifigur. Natürlich begrüße ich jede vorgegebene Geschichte, die es nicht gibt, aber durch dieses einseitige Beharren auf dem Vladek-ist-böse-und-will-die-Herrschaft-an-sich-reißen-Gelaber wird ja der Gedanke an andere Szenarien, ja überhaupt nur an andere Namen für die Männeken, in den Köpfen der Kinder gar nicht erst zugelassen.

Bisweilen werfe ich einen Blick auf Classic-Castle.com, wo sich ja Menschen tummeln, die schon älter sind als 12 (obwohl auch da 80% der Klientel noch Kinder sind), und dort ist im Zusammenhang mit Knights Kingdom kaum mal die Rede von Szenarien, die nicht auf dieser vorgegebenen Heldengeschichte basieren. Die Leute schaffen es nicht, sich von diesem Vladek-Quatsch zu lösen, sie übernehmen die Namen und Rollenmuster, als drohe ihnen der Tod, täten sie es nicht.

Gänzlich pervers ist aber, daß natürlich die Bösen, nämlich Vladek und seine finsteren Shadow Knights, viel cooler sind als diese albern bunten Schlafanzugritter. Durch LEGO lernen die Kinder jeden Alters (3-99) also, Gut und Böse zu unterscheiden – und sich für das Böse zu entscheiden. Prima.


Tschüß
Jojo


Heiner
29.04.2006, 11:59

"Hänsel und Gretel" der Gebr. Grimm ist nicht brutal?

LLL,
als Kind habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, dass die Hexe in den Ofen geschoben wird, sie war eben böse. Erst später erkennt man die Brutalität, die in vielen Kindermärchen steckt.

...und wenn sie nicht gestorben sind, diskutieren sie heute noch.

Cheeeeers
Heiner


Legomatic
29.04.2006, 12:08

Re: "Hänsel und Gretel" der Gebr. Grimm ist nicht brutal?

Heiner,

der feine Unterschied liegt darin, das die Kinder selbst bestimmen, wer böse ist und warum und NICHT Lego vorgibt, wer böse zu sein hat! Wie Jojo so treffend schrieb: Böse ist cool - also kaufen die Kinder das "Böse".
Ausserdem denke ich mir, das sich keiner bei Hänsel und Gretel jetzt unbedingt aus Gut und Böse festlegt und selbst wenn, so tut er es aus freien Stücken.
LEGO dagegen hat ene Marketingstrategie die ich - zumindest als Vater von zwei Kindern - so nicht akzeptieren kann.
Und um noch weiter auf Jojos (klasse!) Posting einzugehen: wenn sich die Kinder schon keine anderen Namen mehr ausdenken können als "Vladek und Co." dann ist wohl Hopfen und Malz verloren. Meine Kids spielen lieber mit den "Schlafanzugrittern" mit gelben Köpfen und immer lächelnden Gesichtern und nicht mit diesen hässlichen neuen Figuren (Zitat meiner KInder) :-D .

Greetings,
Christian


Diddi
29.04.2006, 12:41

Re: LEGO und Sozialpädagogik

Hallo Christian, hallo LLL!
Nicht nur bedauerlich sondern geradzu erschreckend ist für mich, wie die LEGO Verantwortlichen einen solchen MÜLL schreiben können.
Sicher haben meine Enkel auch Bionucle und Vladek Zeug.(Nicht von mir gekauft!!!) Das wurde aufgebaut
und zur Seite gestellt. Gespielt wird mit den normalen Steinen. Was da oft
für wunderbare Kreationen herauskommen erfreut mein Herz. :-)
Kinder lassen sich nicht so einfach steuern. Und dass ist GUT so.
Jojos Posting sollte in allen Tageszeitungen abgedruckt werden.
Schönes verlängertes Wochenende an alle.
Grüße DIDDI


Gast183
29.04.2006, 21:45

Re: Re: LEGO und Sozialpädagogik

Hallo!

Da kann ich ja nun auch nichts anders als mal meinen Erzieherinnensenf dazugeben.

» Dieses hilflose Pädagogikgestammel LEGOs, welches in eine völlig
» bedeutungslose Richtung geht, nervt mich auch ziemlich.

Das ist verstaendlich, da Lego ja in erster Linie versucht, seine Produkte an das Kind oder die Eltern zu bringen.

» Früher, als alles besser war und jedes Jahr Weihnachten Schnee lag, bestand
» der pädagogische Ansatz bei LEGO mal darin, erstens die motorischen
» Fähigkeiten und das vorausplanende und dreidimensionale Denken der Kinder
» zu fördern, indem man ihnen viele, vornehmlich unspezialisierte Bauteile
» bot.

Leider fahren auf ein solches Konzept nicht mehr viele, vor allem nicht der gemeine Durchschnittsmensch ab. Denn sinnvolle Paedagogik ist schon seit langem out, also muss fuer Lego ein ganz anderes Konzept her.

» Und zweitens,
» sie im freien Spiel mit den Figuren ohne vordefinierte Rollenfesseln auch
» soziale blabla... zu lehren... Ich bin ja kein Pädagoge.
» Jedenfalls sollte immer noch das Kind entscheiden, ob irgendwer gut
» oder böse sein soll, und wenn ja, wer.

Es gibt so viele Spiele, die Kinder einfach so spielen, die immer vorgeben, wer gut und boese zu sein hat: "Raeuber und Gendarm", "Cowboys und Indianer" (meistens sind politisch voellig unkorrekt die Indianer die boesen).
Man muss auch nicht besorgt sein, wenn Kinder sich aus Holz oder Lego Waffen bauen und damit auf "boese Aliens" schiessen.
Das alles gehoert zur kindlichen Entwicklung.

Und sein wir ehrlich: Wer von uns mag nicht die Geschichten, in denen Gut gegen Boese kaempft? "Herr der Ringe", "Harry Potter", "Star Wars", "Fluch der Karibik"... nur um einige aktuelle und sehr erfolfreiche Verfilmungen zu nennen. Wenn ich ein bisschen laenger nachdenken wuerde, waere sicherlich auch die Literatur und die Spielewelt voll mit solchen sehr einfach gestrickten Mustern.

Wir alle wuenschen, bewusst oder unbewusst, uns eine Welt, die in solch einfachen Kategorien unterteilt ist. Irgandwann stellen auch Kinder fest, dass dem nicht so ist, aber Lego hat recht, wenn sie schreiben: "Durch „Gut gegen Böse“ Rollenspiele können Kinder ihre inneren Konflikte lösen. Sie lernen dabei viele wichtige Fähigkeiten und sind besser in der Lage gute Beziehungen zu anderen zu entwickeln."

» Gänzlich pervers ist aber, daß natürlich die Bösen, nämlich Vladek und
» seine finsteren Shadow Knights, viel cooler sind als diese albern bunten
» Schlafanzugritter.

Das ist allein Deine (Jojos) Meinung. Viele Kinder finden die Boesen nicht cool, denn sie sind ja boese. Und ich darf mir, da alle Kinder wissen, dass ich ja ein GALF (Groesster anzunehmender Legofan) bin, alle Geschichten usw, die sie mit den Rittern oder Star Wars oder auch der Polizeistation (wer meinst Ihr sind hier die Guten?) spielen, anhoeren und ich kann sagen... die Boesen verlieren immer und sind gaenzlich uncool.

Nein, keine Eltern machen etwas falsch, wenn sie ihren Kinder erlauben, dieses Spiel, das augenscheinlich nicht phantsievoll ist, auszuleben!

Viele Gruesse,
Barbara

P.S.: Nee, der :lookaround: passt hier ueberhaupt gar nicht.


Jojo
30.04.2006, 00:39

Re: Re: Re: LEGO und Sozialpädagogik

Hallo!


» Da kann ich ja nun auch nichts anders als mal meinen Erzieherinnensenf
» dazugeben. [...]
» Das ist allein Deine (Jojos) Meinung.

Dann kann ich nur konzedieren: Ich bin zu alt für diese Scheiße.
(Und ich meine LEGO, nicht Deine (Barbaras) fachfraulichen Ausführungen.)


Tschüß
Jojo


Gast183
30.04.2006, 10:59

Vier Re:s sind drei zuviel: LEGO und Sozialpädagogik

Hallo~

» Dann kann ich nur konzedieren: Ich bin zu alt für diese Scheiße.
» (Und ich meine LEGO, nicht Deine (Barbaras) fachfraulichen Ausführungen.)

Da bin ich ja irgendwie beruhigt. Bloss... jetzt hast Du schon wieder ein Posting produziert, in dem man Dich unter dem Suchwort "Scheisse" finden kann. :lookaround:


Viele Gruesse
Barbara


dino
30.04.2006, 11:33

unter diesem Suchwort findet man bisher nur Dich

:-D


Gast183
30.04.2006, 16:05

Oha! Das stimmt.

:lookaround:

Man schreibe das unsaegliche Wort mit ß und finde noch mehr Beitraege... und keinen mehr von mir. :-D

Viele Gruesse
Barbara


Gesamter Thread: