Fahrgast07
19.12.2015, 21:45

+59Gelenkwellen-Lok mit ordentlich Power

Hallo,

jetzt möchte ich euch mein erstes richtiges MOC vorstellen: Eine Diesellok ähnlich Baureihe 245 in 8w, mit Technic-Moroten und Gelenkwellen-Antrieb.


Die Idee

Im Deutschen Museum stand früher die Antriebs-Einheit einer V160, einer Dieselhydraulischen Lok mit Gelenkwellen. (Steht heute wohl in Freilassing, Siehe Bild 12 hier). Die wäre doch perfekt für eine Lego-Technic-Fingerübung, dachte ich mir. Zudem wollte ich wissen, ob man mit PF und Technic-Motoren überhaupt eine zugkräftige Lok bauen kann.

Um es vorweg zu nehmen: Der Gelenkwellen-Antrieb funktioniert hervorragend - aber am V160-Design bin ich kläglich gescheitert. Da hab mir mit der Traxx DE dann ein pragmatischeres Vorbild gesucht.


Die Entwicklung

Das erste taugliche Muster bekam ein 2-Gang-Schaltgetriebe und zwei M-Motoren. Das funktionierte gut, nur leider war die Zugkraft enttäuschend: Im Schnellgang lief sie kein Stück schneller, sondern klang nur beklagenswerter.

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Bild 1: Die Anordnung der Bauteile; der ursprüngliche Lokrahmen existiert leider nicht mehr

Also alles neu: Jetzt sind vier M-Motoren eingebaut, je zwei bilden eine Antriebseinheit, die über ein Differential verbunden sind. Beide Antriebseinheiten lassen sich unabhängig steuern: Man kann mit einem Antriebsstrang langsam rangieren, und mit beiden schnell fahren. Dreht man sie entgegengesetzt auf, dieselt die Lok vor sich hin und lässt sich sehr sanft anfahren. Allerdings ist die Steuerung über zwei Regler etwas kompliziert.

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Bild 2: Der Prototyp mit zwei Antriebssträngen und Differenzialgetriebe

Der Prototyp diente vor allem der Erprobung verschiedener Konfigurationen. Als Problem erwies sich die 800-mA-Grenze der Batteriebox, weshalb ich mich entschied zwei davon einzubauen. Zudem bekam sie 4 L-Motoren, was ihr endlich zur gewünschten Zugkraft verhalf.


Die fertige Lok

Mit dem fertigen Konzept ging es zu Bricklink - und hier ist das Ergebnis. Ich muss dazu sagen, dass ich nach dem Motto Form Follows Function baue; daher einige Kompromisse bei Details und Proportionen (z.B das zu flache Dach).

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Bild 3: Die Lok in der Gesamt-Ansicht

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Bild 4: Aus Minifig-Perspektive...

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Bild 5: Die Anordnung der Komponenten

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Bild 6: Die Lok lässt sich leicht in ihre Bauteile zerlegen

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Bild 7: Der Blick von unten zeigt gut den Gelenkwellen-Antrieb

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Bild 8: Akku-Wechsel leicht gemacht (ist ja oft nötig)

Die Lüfter in der Seitenwand sind noch ein Relikt vom V160-Entwurf, ich wollte Einblick in die Technik bieten. Vielleicht ersetze ich sie noch durch schlichte Paneele. Auf Drehgestellblenden hab ich aus Wartungsgründen verzichtet, da suche ich noch nach einer praktikablen Lösung.


Versuchsfahrten und Daten

Jetzt kommt die spannende Frage: Was leistet die Lok, und wie robust ist sie im Betrieb? Also auf zu diversen Versuchsfahrten!

Zugkraft und Geschwindigkeit:

Die Zugkraft wurde mit einem Gewicht am Seilzug ermittelt. Der kleinere Wert ist für den praxistauglichen Betrieb, der höhere der maximale Messwert.
Für alle anderen Versuche dient ein Versuchszug aus 4 Wagen (u.a. Horizon Express), der mit Ballast auf 2,6 Kg beschwert wurde, um die geplanten 8w-Schnellzugwagen (Gewicht je 650 g) zu simulieren.
Das Gewicht der Lok beträgt 1,1 Kg. Als Akkus dienen 12 Eneloop 750 mAh, 1,2V. Ab 4,5 N Zugkraft waren Gummiringe aus weicherem Gummi (Baumarkt) erforderlich.

Übersetzung 1:3
Zugkraft: 3,5 - 4,5 N
Geschw. Solo: 95 Noppen/Sec
mit 2,6 Kg Zuglast: 75 Noppen/Sec

Übersetzung 1:1,67
Zugkraft: 5 - 6,5 N
Geschw. Solo: 60 Noppen/Sec
Mit 2,6 Kg Zuglast: 57 Noppen/Sec

Praxistests:

Um das Verhalten in der Steigung zu erproben (z.B. Anfahren in Steigung durch eine Weichenstraße) wurde die Strecke auf einem neigbaren Tisch aufgebaut. Gefahren wurde mit Übersetzung 1:3.
- Bei 5% Steigung (= 2 Plates/Gleis) wurde der 2,6-Kg-Testzug problemlos befördert.
- Bei 7,5% Steigung (= 1 Brick/Gleis) wurde ein 2-Kg-Testzug problemlos befördert. 2,6 Kg gehen noch, sehr materialschonend klang das aber nicht. Das 1:1,67-Getriebe sorgte hier für problemlose Fahrt, sogar mit höherer Geschwindigkeit. Vor allem zeigt sich die Lok entgleisungssicher, auch bei voller Leistung im Weichenbereich.

Im Dauertest wurden auf einem ebenen Rundkurs einmal die Akkus leergefahren, mit 2,6 Kg-Testzug und voller Geschwindigkeit hielt die Maschine 55 Minuten durch. Alle Bauteile machten das problemlos mit, die Motoren erwärmen sich jedoch spürbar dabei.


Fazit

Mit Technic-Motoren lässt sich wohl eine leistungsfähige und praxistaugliche Lok bauen. Frustrierend nur, dass man mit zwei PF-Eisenbahn-Antrieben das gleiche Ergebnis viel simpler erreicht. Aber Spass hats gemacht, und darauf kommts an! Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit, der Lok auf einer größeren Ausstellungsanlage richtig Auslauf zu geben?

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Bild 9: Blick in den Führerstand



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