arminpfano
19.10.2014, 18:45

+33Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo liebe Lego-Aficionados,

heute möchte ich meine neu entwickelte „APADIFA“-Bautechnik (Armins Patent-Diagonal-Fachwerk-Technik) für Fachwerk-Häuser vorstellen. In den letzten zwei Jahren habe ich mich recht intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt, weil sich meine (noch im Embryonalstadium befindliche) Stadt um einen historischen Stadtkern herum entwickeln soll. Hier meine (vorläufigen) Ergebnisse.

Problemstellung:


Für historische Stadtprojekte sind Fachwerkbauten sehr wichtig, da sie am intensivsten den Eindruck von Alter vermitteln. Neben anderen typischen Stilelementen mittelalterlicher Architektur (ungleichmäßige Mauern, Dachneigung, Schornsteingröße, Fenstergröße und –form, Vorsprünge der oberen Stockwerke etc.) spielt das sichtbare Fachwerk meist die Hauptrolle.

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Fachwerkhäuser bestehen aus einem tragenden Fachwerkrahmen und darin eingesetzten Wandabschnitten. Aktuelle Fertighäuser sind zwar ähnlich konstruiert, aber das sieht man äußerlich nicht. Ein modernes Haus in Holzständerbauweise o.ä. ist mit Lego problemlos nachbildbar, wirkt mit seinen glatten, gleichförmigen Außenwänden aber nicht besonders interessant. Alte Sichtfachwerk- Häuser sind deshalb auch für moderne Stadtprojekte attraktiv - das sind dann eben modernisierte Bauten, keine Original-Mittelalter-Szenen wie z.B: von Derfel Cadarn.

Kennzeichnend für echte Sichtfachwerk-Bauten sind die horizontal, vertikal und diagonal verlaufenden Balken, denn diese ergeben zusammen die Stabilität der Fachwerkstruktur. Horizontale und vertikale sind kein Problem mit Lego, das bekommt jeder Zehnjährige mit Standardteilen hin. Die zentrale Herausforderung sind die Diagonalbalken. Die Grundfrage also: Wie bekommt man den Balken optisch quer in oder über eine Mauerwand? Dazu gibt es schon Bautechniken, die jedoch noch nicht voll überzeugen. Dazu gleich ein getrenntes Posting. Hier jetzt erst mal mein APADIFA-Vorschlag.


Lösung:


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Wie man sieht ist es möglich, die schrägen Balken IN die Mauer zu bekommen, nicht nur darüber, und das sogar mit einem minimalen Hinterbau. Die Technik ist ökonomisch und bietet die Möglichkeit einer Inneneinrichtung der Räume (das Fachwerk ist auch auf der Innenseite der Mauern zu sehen, sofern man nicht aufdoppelt).

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Die Bautechnik beruht auf diesen Slope-Teilen (Nr. 61409), bzw. allg. auf Slopes mit 18 Grad Neigung.

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Diese werden mit einer Noppe Abstand auf ein Träger-Plate 1 x 6 oder 1 x 8 aufgesetzt. Untergebaute kleine Plates geben die richtige Höhe. Auf diese Weise ergibt die Steigung der Slopes eine durchgehende Linie.

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In die Zwischenräume kommen kleine Plates (1x1 oder 1x2) in der Farbe der Holzbalken. Man kann hier 1x1-Plates nehmen, oder gleich 1x2 - das ist ökonomischer, weil man später hinten eh einen Aufbau braucht, und weil 1x2 günstiger sind als 1x1. Die 1x1 nehme ich dann, wenn ich die Räume ausbauen will.

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Jeweils zwei spiegelverkehrt zusammen ergeben einen Wandabschnitt. Hinten muss noch eine Verbindung zwischen den beiden Wandabschnitten dran, denn die beiden Tiles haften oder klemmen ja nicht aufeinander. Dafür gibt es wiederum mehrere Varianten. Die einfachste ist folgende mit dem Technik-Brick 1x1 Nr. 6541 dazwischen:

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Ansicht von vorne:

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Dazwischen werden zwei entsprechend lange Tiles (also 1 x 6 oder 1 x 8) eingeklemmt, die glatte Seite jeweils nach außen. Die freistehenden Noppen zwischen den Slopes halten die Tiles an der richtigen Stelle fest:

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Das funktioniert, die Konstruktion ist ständig ein wenig unter Zug. Bei stärkeren Erschütterungen kann das schon mal aufgehen. Es gibt noch verschiedene andere Varianten, die Verbindung der beiden Wandteile zu gestalten, z.B. mit Wands etc. Das spare ich mir mal hier, das bekommt ihr sicher selbst heraus.

Die so gefertigten APADIFA-Abschnitte werden dann aufrecht per SNOT eingebaut. Ich mache das immer links und rechts der Fenster, mittels folgender Technik:

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Ein Wandteil hängt also (zumindest in der 1x6-Größe) nur an einer Noppe, die von einem Lamp-Stein unter dem Fenster gestellt wird. Das ist schon erstaunlich stabil. Bei 1x8 kann man über dem Fenster noch eine zweite Quernoppe einbauen.

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Man kann auch die komplette Wand incl. der Fenster snotten, z.B. so:

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Auch das ist nicht superstabil, reicht aber für Bauzwecke locker aus. Hier ist übrigens eine zweite Fachwerk-Bautechnik integriert, die mit den Unterteilen der kleinen Drehteller arbeitet.

Manchmal baue ich dann die Rückseite des Hauses konventionell, das gibt dann eine gute Stabilität.

Vorderseite, überwiegend gesnottet:

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Rückseite konventionell - sichtlich gleichmäßiger (und daher eigentlich langweiliger):

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Die APADIFA-Abschnitte in Länge 6 entspricht einer Höhe von 5 Steinen, das ist für typisch niedrige Fachwerkbauten, wie alte Bauern- oder Stadthäuser geeignet. Unter und über den Wandabschnitten laufen noch ringsum die durchgehenden Deckenbalken, damit liegt die gesamte Geschosshöhe bei 6 - 7 Steinen, also einigermaßen maßstabsgerecht.

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Man sieht hier übrigens, dass man die notwendigen glatten Flächen bei den aufeinander stoßenden Wänden schön mit den sonst wenig brauchbaren bedruckten Tiles gestalten kann, das ist nachher nicht sichtbar. Dasselbe gilt für die Tiles, auf denen die Wandteile aufliegen (auf dem obigen Foto in grau).

APADIFA in Länge 8 ergibt etwas größere Raum- bzw. Geschosshöhen, das passt gut zu „öffentlichen“ Gebäuden wie Rathäusern oder Schänken.

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Am besten wirkt es immer, wenn zwei Diagonalbalken sich an einem Außeneck treffen. Das ist auch historisch und technisch richtig so.

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Im obigen Bild fehlt übrigens noch die Abschluss-Tile, damit es ordentlich aussieht.

Spielen kann man noch mit der Anzahl der Querbalken – keiner, nur einer, oder zwei. Ich finde, zwei Balken sieht am besten aus.

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Bei dieser Studie habe ich die Diagonalbalken nur ein Tile breit gemacht anstatt zwei. Das wirkt noch filigraner, passt aber nicht in allen Fällen:

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Bewertung:

APADIFA bietet eine ganze Reihe von Vorteilen:

1) Echte Fachwerkkonstruktion mit echten Diagonalbalken. Meiner Meinung nach die bisher ausgereifteste und realistischste Technik dafür. Die Balkenstruktur ist in die Mauer eingepasst, wie im Original. Das sieht aus der Nähe echter aus als schräg aufgesetzte Tiles.

2) Die Neigung der Diagonalen ist für die meisten Zwecke stimmig.

3) Es sind nur einigermaßen gut verfügbare Steine erforderlich, keine Exoten. Die Kosten halten sich also in Grenzen (für mich als bekennenden Schwaben ein wichtiger Punkt ).

4) Es bleiben kleine Ritzen und Ecken, wo die Balken sitzen, insb. bei den freiliegenden Noppen. Ganz glatt sind die Wände also nicht. Je dunkler die Farbe der Balken, umso weniger fällt das auf. In gewisser Weise fügen die Ritzen eine realistisch wirkende Ungenauigkeitskomponente bei. Schwarze Balken sind das Beste, und auch finanziell gesehen am ökonomischsten. Die Kombination weiße Wände/schwarzes Holz dürfte sich als Standard erweisen – ganz wie in Wirklichkeit.

Dem stehen folgende Nachteile bzw. Grenzen gegenüber:

1) Man ist farblich auf wenige Varianten beschränkt. Die Slopes 61409 gibt es nur in wenigen hellen Farben – faktisch machen nur weiße Wände Sinn. Höchstens Orange wäre eine Alternative als Farbtupfer, oder Dunkelgrau für Schuppen o.ä. Bei den Balken sind alle dunklen Farben machbar, in denen es die 1x6/1x8-Tiles gibt, neben Schwarz also z.B. Braun, Dunkelgrün, Dunkelrot, Dunkelgrau etc.

2) Von der Neigung her ist man auf den Winkel von 18 Grad angewiesen, durch das Teil 61409. Vielleicht fällt jemand noch eine andere, steilere Variante ein? Wäre toll!

3) Die Eckritzen stören vielleicht manche, insbesondere bei hellen Farbkombinationen, wie hier:

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Erweiterungen:

Einen ähnlichen Effekt bekommt man auch mit den anderen Slopes mit 18 Grad Neigung hin, z.B. mit diesen (Teil 60477):

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Die Wände in diesem Turm sind damit gebaut:

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Die Ritzen stören hier aber mehr, da sie asymmetrisch sitzen. Ich finde das nicht ganz so gelungen. Sparfüchse können übrigens auch diese Wedge (Teil 43710) nehmen:

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Das Profil nach vorne hin sieht identisch aus, nur hinten hat man dann mehr Aufbau. Vorteil: Das gibt es z.B. auch in Tan zu vernünftigen Preisen. Ein Fachwerkhaus in Tan mit braunen Balken wird mein nächstes Projekt sein.

Soweit mal diese Bautechnik. Ich würde mich freuen, wenn andere Fachwerk-Fans das aufgreifen und weiter entwickeln. Ein 45-Grad-Balken wäre z.B. noch nett, da ist mir noch nix Vernünftiges dazu eingefallen.

Liebe Grüße und erfolgreiches Bauen allerseits


Armin



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operator
19.10.2014, 19:43

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hi Armin,

Schicke mocs, aber die Technik ist nicht neu, hatte paddi hier klick 2012 schon angemerkt.


so long
rené


arminpfano
19.10.2014, 19:46

Als Antwort auf den Beitrag von operator

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo René,

tatsächlich gab das Bild von Paddi eine wichtigen Impuls bei der Entwicklung. Das Prinzip ist ähnlich, aber der Aufbau ist doch recht unterschiedlich. Probier´s aus.

LG

Armin



Steinemann
19.10.2014, 20:32

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo Armin,
bin zwar kein "Häuslbauer" aber
dein Beitrag gefällt mir ausgesprochen gut
Sehr schöne Technik !



Monteur
19.10.2014, 21:42

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Editiert von
Monteur
19.10.2014, 21:44

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo René und Armin,

Der Erste an den ich mich erinnern kann der so was gebaut hat war Dagealka.
In dem Thread “Der Bahnhof vom Stadörfla“ hat er damals bereits eine solche
Bautechnik gezeigt. Leider sind im Original Thread keine Bilder mehr.
Aber bei Brickshelf gibt zumindest noch die Bilder vom Bahnhof, leider keine mehr zur Bautechnik.

Click mich.

Gruß
Michael


Andere haben eine Schraube locker, mir fehlen nur LEGO Steine.

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Matze2903
19.10.2014, 21:42

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo Armin, egal ob es das schon gab, so ähnlich oder ganz neu ist. Ich habe es mir mal kopiert und werde, in einer ruhigen Minute oder wenn ich es brauche mir zu Gemüte führen. Auf alle Fälle ist es eine sehr gute Technik. Danke fürs zeigen
LG Matze2903


Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen - Die Bösen sind oft gut und die Guten sind gerissen
Geblendet vom Szenario erkennt man nicht - Die wahren Dramen spielen nicht im Rampenlicht


arminpfano
19.10.2014, 21:54

Als Antwort auf den Beitrag von Monteur

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo Michael,

den Bahnhof kenne ich (sehr schönes MOC). Die Diagonalhölzer sind jedoch mit einer anderen Technik realisiert. Ich poste gleich mal noch eine Übersicht aller Fachwerk-Techniken, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen bin.

LG

Armin



Kai
19.10.2014, 22:34

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo Armin!

Sieht auf den ersten Blick ganz gut aus. Wie sich das aber konkret mit den Lücken auswirkt, werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Ist aber sicher platz- und materialsparend.

Meine Variante: Fachwerk-Bauernhaus und hinter den Kulissen

Erbauliche Grüße,

Kai



arminpfano
19.10.2014, 22:44

Als Antwort auf den Beitrag von Kai

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Hallo Kai,

Dein Bauernhaus ist das mit Abstand realistischste Fachwerkmodell, das ich kenne - super gemacht! Es ist auch hübscher als meine APADIFAs, keine Frage. Mich schreckt nur die aufwendige Konstruktion und die vermutlich horrenden Kosten...

Schreibe gerade an einem Fachwerk-Kompendium, da hat Dein Haus einen Ehrenplatz . Poste ich in ein paar Minuten...

LG

Armin



Sleepie
20.10.2014, 09:24

Als Antwort auf den Beitrag von Monteur

Re: Neue APADIFA-Bautechnik für Fachwerk mit echten Diagonalbalken

Moin,

Hallo René und Armin,

Der Erste an den ich mich erinnern kann der so was gebaut hat war Dagealka.
In dem Thread “Der Bahnhof vom Stadörfla“ hat er damals bereits eine solche
Bautechnik gezeigt. Leider sind im Original Thread keine Bilder mehr.
Aber bei Brickshelf gibt zumindest noch die Bilder vom Bahnhof, leider keine mehr zur Bautechnik.

Click mich.

Gruß
Michael


meinst du vielleicht die hier

LG
Steffen


AFOLs Lausitz