"Ihr spielt noch mit Lego?"
Ich bin überzeugter AFOL und stehe eigentlich hinter meinem Hobby.
"EIGENTLICH"!?!
Manchmal habe ich das Gefühl, das A in AFOL steht nicht für ADULT sondern für ANONYM.
In Communities, Foren und bei AFOL-Shopping-Tagen ist man unter sich; da spricht man offen über seine Leidenschaft und kann sich austauschen.
Aber im täglichen sozialen Umfeld wird man teilweise schräger angesehen als nach einem Bordell-Besuch.
Im Gegensatz zum mittlerweile in der Gesellschaft akzeptierten Video-Spiel ist es für einen 40-jährigen schon irgendwie nicht dem Alter entsprechend, wenn man Modelle mit Lego baut.
Ein sehr schönes Beispiel gab es gestern im bereits an anderer Stelle erwähnten NEO MAGAZIN, moderiert vom von mir sehr geschätzten Jan Böhmermann.
In der Rubrik "PRISM is a Dancer" werden Zuschauer mit dem von ihnen im Internet auffindbaren "Peinlichkeiten" konfrontiert – zur Belustigung aller anderen.
Was als Spiegelbild der medialen Gefahr in Zeiten von Facebook und Co. einen durchaus spätpädagogischen Zweitnutzen hat, ist in diesem Fall natürlich SKANDALÖS!
Wie kann man sich über einen 30jährigen Legofan lustig machen?
Ganz einfach: Weil man hinter vorgehaltener Hand über uns tuschelt und in der Gesellschaft kein Verständnis für unsere Vorlieben hat.
"Du spielst heute aber noch mit Lego … hahahahaha ha"
"Lego Technik!"
"Na dann ist ja alles in Ordnung!"
Zumindest wurde er mit einem Haufen Gratis-Kästen belohnt! Herzlichen Glückwunsch – mein Neid ist dir sicher
Unangenehmer hingegen fand ich den zuvor vorgetsellten 19jährigen, der als 13jähriger einen Lego-Bauwettbewerb gewonnen hat – jetzt aber natürlich NICHT mehr mit Lego spielt.
Ha! Als der glückliche AFOL mit den Geschenken im wahrsten Sinne des Wortes überhäuft wurde, war er blass vor Neid und wollte lauthals auch etwas ab haben. Und trotz dieser zuvor erbrachten Verlogenheit wurde er ebenfalls mit Geschenken belohnt! Naja … es sei ihm trotzdem gegönnt.
Welch schwerwiegende Folgen die Inakzeptanz gegenüber einem erwachsenen Legofan haben kann, musste ich am eigenen Leib erfahren:
Mein Hobby war mitunter einer der Gründe, warum sich meine Frau nach 10 Jahren Ehe von mir getrennt hat.
Das klingt jetzt dramatischer als es ist, aber wenn man einen Partner hat, der nicht den Ansatz von Affinität zu dänischen Plastik-Bausteinen hat, so sind die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Miteinander eigentlich gleich Null! Tragisch ist es nur, wenn ein Kind mit davon betroffen ist.
Das Problem war halt, dass unser Kennenlernen in meinen von der Community so liebevoll genannten Dark Ages stattfand. Pech …
Aber was können wir ändern? Wie können wir die Akzeptanz in unserem Umfeld steigern?
Ich denke, dass wird ein großes Stück Arbeit!
Aber bei Justus, Peter und Bob hat es doch auch funktioniert!
Dabei ist das so schade!
Wie oft stehe ich im Store und sehe erwachsene Männer, die sich "verlaufen" haben oder ihre Kinder als Alibi vorschickten – mit leuchtenden, weit aufgerissen Augen schauen sie sich die Kästen, die Ausstellungsstücke, die Exklusivsets und weiß was noch alles an. In ihnen erwacht das Kind und für ca. 20 Minuten wird ihnen ganz warm ums Herz. Dann gönnen Sie sich zum nächsten Weihnachtsfest vielleicht den VW Camper – weil den kann man auch mal zeigen. Dann nach einem halben Jahr stört der Staubfänger doch nur und er landet im Kinderzimmer oder bei Ebay. Und dieses Gefühl – diese Wärme – ist wieder erloschen. Und wir alle wissen, dass das mit einem einfachen Sprung über den eigenen im Weg stehenden teuflischen Schatten erhalten beliben könnte.
Da hilft dann auch keine "Lego for Men"-Initiative (http://www.legomen.de/) mehr.
Schade …
Phil Crowfield
ANONYM FAN OF LEGO
Brixe , Turez , Jojo , Zypper , tnickolaus , SAJ gefällt das (6 Mitglieder)
Mal meine Meinung dazu:
Egal welche Ausstellung ich (bzw. wir) bis jetzt besuchten, wir hatten nur und ausschließlich POSITIVE (!) Erfahrung. Bis jetzt hatte sich noch keiner beschwert und es gab noch absolut kein negatives Wort. Gut, kann auch daran liegen, dass wir uns die Zeit nehmen, an den Ausstellungen mit den Leuten und Bekannten eben auch darüber sprechen. Und auch die Gebilde, Gebäude und Fahrzeuge auch den Besuchern in die Hand geben, dass diese sich damit vor Ort auseinandersetzen können. Und das Beste daran ist: Ich freue mich über jeden Besucher und Interessenten und auf die Ausstellung im März in der Freien Evangelischen Schule in Lörrach (genaueres kommt noch).
Christian
sendet Christian
Tim Taylor: "Es gibt Rasenmäher und Düsentriebwerke - früher oder später mussten sich diese vereinigen ... !"
... ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
Vielleicht hätte Schiller, würde er heute leben,
sogar "LEGO" in seinen Satz eingebaut haben.
Immerhin wurde seine Professur an der Universität
Jena durch dänische Adelige finanziert.
Ingo Althöfer
(Friedrich-Schiller Universität Jena;
freut sich immer wieder darüber, dass das
Gesetz die Freiheit der Forschung garantiert).
LEGO kennt kein Valsch (alte Klemmbaustein-Weisheit)
Hallo allerseits.
Ich habe bis jetzt nur den Ursprungsbeitrag gelesen. Was in den anderen Beiträgen geschrieben steht, werde ich erst am Abend lesen.
Deswegen bitte ich schon vorab um Entschuldigung, sollte ich etwas wiederholen oder bereits abgehaktes nochmals vorbringen oder gar etwas am Thema vorbei beizutragen.
In dem kleinen beschaulichen Städtchen am Schweizer Bodenseeufer namens Arbon, wo ich residiere, gab es kurz vor Weihnachten bei einem der grösseren Schweizer Discounter eine 30% Aktion auf alle Spielwaren. Auch auf Lego.
Mit der Gewissheit, ein dickes, fettes Weihnachtsgeld (den 13ten sagt man in der Schweiz) in der Tasche zu haben, habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt.
Einmal einen Laden leerkaufen. Habe mich aber letztlich nur auf die "Creator" Bausätze beschränkt.
An der Kasse hatte ich dann einen gut gefüllten Einkaufswagen mit 63 "Creator" Bausätzen und einem "Technik" Bausatz.
Sofort ging ein Raunen durch die Menge und ein im Alter etwas fortgeschrittener Eidgenosse warf mir vor, in meinem Alter (57) noch mit Lego zu "SPIELEN". Das ist doch krankhaft.
Ich habe Ihm Recht gegeben und darauf hingewiesen, das es schon mehr eine Sucht sei. Und das mir nicht einmal mehr mein Psychotherapeut helfen könnte.
Er selbst sei inzwischen der Sucht verfallen und der Technik Bagger sei für Ihn zu Weihnachten.
Ich hatte ab diesem Moment die Lacher auf meiner Seite.
Was ich damit sagen will:
Ich habe Lego nach meinen Dark Ages wieder zu meinem Hobby gemacht.
Ich habe damit kein Problem.
Haben andere damit ein Problem, so ist es deren Problem.
Ich mache deren Ihre Probleme nicht zu den meinen.
Nein, ich schäme mich nicht.
Kallesteinchen,
steinreich,
problembefreit
Farnheim
14.02.2014, 16:30
Als Antwort auf den Beitrag von philcrowfield
Editiert von
Farnheim
14.02.2014, 16:34
Hallo Phil und alle anderen,
ich kann Deine Ausführungen ganz gut nachvollziehen. Auch mein Freundeskreis schaute mich anfangs etwas befremdlich an, als ich Ihnen von meinem Ende der Dark Ages erzählte. Mittlerweile hat man sich an mein Hobby gewöhnt. Dazu kommt, dass ich es nicht wesentlich thematisiere. Dennoch: der ein oder andere von Ihnen hat selbst wieder angefangen einige Set zu kaufen und zu bauen.
Das generelle Problem aber ist, dass L. in unserer Gesellschaft als lupenreines Kinder-Spielzeug angesehen wird. Lediglich Kinder sind "autorisiert" damit spielen zu dürfen. Und wenn Erwachsene doch einmal mit ins "Spiel" kommen, dann bitte nur, um dem Nachwuchs zu assistieren. Öffentliche Lust am Bauen ist hierbei nicht angebracht, und sind ein gesellschaftliches Tabu. Zumindest fühlt es sich so an. Und wird dann schließlich das Kind älter, hört es irgendwann freilich damit auf zu spielen. Dann wird das L. in den Keller geräumt, auf dem Dachboden verstaut, verschenkt, verraten und verkauft oder gleich der nächsten Generation vererbt. Ganz normal. Aber auch nur soweit normal. So wie unsere Kinder (heran)wachsen, wächst L. gesellschaftlich aber eben nicht mit. L. ist in unseren Köpfen lediglich mit den Kinderzimmern fest verwoben. Und das auf ewig. So scheint es mir bis heute...
Und wenn dann doch einmal über unser Hobby in den öffentlichen Medien berichtet wird, werde ich das dumpfe Gefühl nicht los, dass wir Modellbauer – zu denen wir uns zweifellos zählen – immer auch ein Stück weit als Sonderlinge dargestellt werden. Freaks, Geeks, Nerds, die, wie früher die Computerzocker, ohne Sonnenlicht allein daheim leben, und nach dem Ludolf'schen Haufenprinzip wie Eremiten inmitten ihrer Steineberge hausen und wie Gollum ihren Schatz behüten. Ich weiß nicht, wie man dieses Hobby noch gesellschaftsfähiger machen will, als wir es mit unseren Veranstaltungen, Ausstellungen, Blogs und Webseiten bisher schon tun. L. ist und bleibt ein Hobby, das nicht recht in die Erwachsenenwelt passen will, und für andere ist es eine recht merkwürdig anzuschauende Freizeitgestaltung.
Und somit denke ich abschließend, werden wir daran - trotz aller Bemühungen und Anstrengungen - so schnell nichts daran ändern.
Aber, wir leidgeplagten sind dabei nicht alleine. Gozeidank? Man weiß es nicht. Denn auch sämtliche Modellbauer jeglicher Maßstäbe, Registrierkassen- und Gartenzwergsammler, Röhrenradioliebhaber und Ü-Ei-Horter kämpfen mit ähnlichen Symptomen.
Grüße von einem AFOL, der trotz allem froh ist, dieses Hobby wiederentdeckt zu haben.
Hallo an alle, die meinen kurzen Text gelesen, interpretiert, bewertet und kommentiert haben.
Ersteinmal ein dickes DANKE!
Aber ich glaube, es gibt an diesem Punkt – damit es keine Missverständnisse gibt – ein paar Kleinigkeiten zu ergänzen … oder sagen wir lieber transparenter zu machen:
Es hat sich bei mir gar nicht mächtig Frust angestaut und ich zerbreche mir auch nicht den Kopf darüber, was andere denken und ehrlich gesagt, geht es mir – wie Juge sich so unverblümt ausdrückte – auch gewiss am Allerwertesten vorbei. Auch sollte das kein Jammern und Klagen sein, sondern lediglich einen Eindruck vermitteln, wie ich denke, wie unser Hobby um uns herum aufgefasst wird.
Zu der Frage von Lok24, ob ich den Text ironisch gemeint habe:
Alleine die Frage "Schämt Ihr Euch eigentlich nicht?" ist zu 100% Ironie!
Ich gehe doch mal ganz stark davon aus, dass sich hier nicht einer für sein Hobby schämt;
und den Kommentaren nach zu urteilen, ist dieses ja auch absolut nicht der Fall.
Nur es kann doch keiner ernsthaft behaupten, dass wir ein so "erwachsenes" Allerweltshobby haben,
wie Autos tunen oder Fußball spielen?
Farnheim hat das in seinem Kommentar schon ganz gut zusammengefasst!
Und es ist sogar noch schlimmer:
Ja – ich bin ein Nerd, ein Geek, ein AFOL!
Ich lese Comics, schaue Serien von Lost über GoT bis Clone Wars und gehe mit 40 noch auf die gamescom!
So what?
(Soviel zur Coolness!)
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein baufreudiges Wochenende
Phil Crowfield
LEGOVOGEL HEIßT RÜCKWÄRTS LEGOVOGEL
dass ich Lego mit 14 Jahren den Rücken gekehrt habe.
Aber damals war das halt echt uncool.
Erst mit 35 eigentlich durch die Kinder wieder zurückgekehrt.
Als Kind hab ich immer gedacht, das es toll sein muß zu arbeiten,
Geld zu verdienen und sich dann alles Lego zu kaufen, was man haben möchte.
Klappt zwar heute auch nicht immer, aber ich bin auf gutem Weg.
Entsetzt hat mich allerdings neulich, dass sich meine Frau plötzlich
zu uns "Kindern" an den Tisch setzte und Steine in die Hand nahm.
Auch die Beschwerden über den "rumstehenden Kram" werden seltener.
Hat sie resigniert oder muß ich mir bald ein anderes Hobby suchen?
Gruß Olaf
P.S. Was andere denken, ist mir heute furchtbar egal und wer in unserem
Alter muß denn noch was beweisen?
Hi,
Wo ich noch in der schule war hab ich das auch mehr oder weniger verheimlicht.
Zum glück bin ich seit nem halben jahr inner Ausbildung und da hab ich von anfang an alle eingeweiht.
Genauso wie in der Berufschule. Hat eig ganz gut geklappt. Hab bis jetzt von diesen seiten noch keine
"Komischen blicke" bekommen.
MfG, Flo
\\//_ Build long and ℘rosper!