Seeteddy
23.01.2010, 16:27

TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

... oder als der 750kg-Rennwagen noch 751kg wog.

LLF,

heute möchte ich euch den Prototypen des W25 (750kg) Rennwagens von Mercedes Benz aus dem Jahre 1934 vorstellen.

Um dieses Fahrzeug ranken sich so manche Legenden.

Aber ich möchte die Geschichte gerne hier mit eigenen Worten - und mit meiner Art von Humor - erzählen:

Nachdem Mercedes Benz bis zum Jahre 1932 äußerst erfolgreich im Motorsport agierte und zuletzt mit den berühmten SSK und SSKL Sportwagen dominierte, zeichnete sich eine Wende in den Regeln des internationalen Motorsportverbandes ab. Um das Ausufern der Rennwagen zu immer größeren Monstern zu unterbinden, sollte ab 1. Juli 1934 eine Obergrenze von 750 kg für Grand Prix Fahrzeuge in Kraft treten. So waren die Hersteller gezwungen, ihre monströsen Renner abzuspecken oder kleinere Rennwagen zu entwerfen.

Auch Mercedes Benz nahm diese Herausforderung an und entwickelte einen neuen Rennwagen, der dieses Gewichtslimit voll ausschöpfen und das maximal Mögliche herausholen sollte. Das Fahrzeug war bis ins letzte Detail optimiert, jede mögliche Erleichterungsbohrung war angebracht und jede Komponente auf das maximale Gewicht/Nutzen-Verhältnis getrimmt.

Aufgrund internationaler Rennsporttradition war die Farbe der deutschen Rennwagen Weiß.

Nach einem Rückzieher, wegen technischer Defekte in Frankreich plante man die endgültige Feuertaufe für den 3. Juni 1934 beim internationalen Eifelrennen am Nürburgring.

Die große Überraschung für das Mercedes-Team kam, als der nagelneue Wagen abgenommen wurde und die präzise Waage stur 751 kg anzeigte. Das war zwar kein Hinderungsgrund um am Rennen teilzunehmen (die 750kg-Formel galt ja erst ab dem 1.Juli), aber für den mit Vorschusslorbeeren gepriesenen, nagelneuen 750kg-Rennwagen, an dem kein überflüssiges Gramm sein sollte, galt das doch als eine schwere Blamage!

Der Teamleiter Alfred Neubauer und sein Fahrer Manfred von Brauchitsch sahen einander an:

[image]


"Heilich's Blechle!" - "Nun sind wir die Gelackmeierten!"

Und just mit diesen Worten kam ihnen die rettende Idee, von dem Fahrzeug wieder die weiße Farbe zu entfernen. So werkelten sie über Nacht, mit Schabern, Nitrolack und Schmirgelpapier, bis der Wagen wieder in seinem ursprünglichen Aluminiumkleid glänzte. Alfred Neubauer holte sich noch eine Sondergenehmigung, um mit dieser Farbe an den Start gehen zu dürfen - und musste einigen Ärger der Rennleitung schlucken.

Aber als dann Manfred von Brauchitsch am folgenden Tag das Rennen überlegen gewann, war der Mythos der Silberpfeile endgültig geboren.

Happy End
___________________

Ich hoffe es hat euch gefallen.

Weitere Bilder findet ihr hier


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Micha2
23.01.2010, 20:55

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hi,

auch von mir: großes Lob!

Und ich möchte mich Thekla anschliessen: Die "hängende 1" hat definitiv was!!!

Gruß
Micha


Seeteddy
23.01.2010, 21:05

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hallo Hans,

» Auch schön gemoct....aber sorry....ein kleines Motzerchen hab ich dann
» doch (naja is ja nix zu motzen aber fällt mir eben uff).....das Heck
» sollte noch die Fahrerkanzel überragen wie hier auf dem Bild

erstmal danke für die Blumen, aber da brauchst du nicht motzen, denn es gab vom W25 mindestens 4 verschiedene Ausführungen - die Version mit der aufgesetzten Verkleidung hinter dem Fahrersitz kam erst später, als die 750 kg-Formel wirklich galt und ist niemals weiß lackiert gewesen - ich habe mich hauptsächlich an das Modell des Prototypen gehalten, welches ich von Spark in 1/43 habe.

» Sonst finde ich es echt Klasse.....vor allem der Gag mit der halb
» angezeigten 1 auf der Waage bringt mich zum schmunzeln......schön gebaut
» kann ich nur sagen

Auf das Detail habe ich auch viel Wert gelegt, freut mich, dass sich der Aufwand gelohnt hat!


mijasper
23.01.2010, 21:13

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hallo Thekla!


» Frage: Auf was stecken die Felgen?

Auf Silberpfeilen. :-)

[image]




Lieben Gruß,
Michael


McBricker
23.01.2010, 21:31

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hallo Klaus,

eine schöne Geschichte, wie von Dir zu erwarten. Aber vor allem das Moc ist klasse! Von Autos verstehe ich nichts, aber es sieht so aus wie das Vorbild. Das sollte als Kompliment genügen.
Mich begeistert aber vor allem diese klitzekleine Kleinigkeit der Zweidrittelziffer auf der Waage! Ein brillantes Detail!
Wirklich schön!

Viele Grüße
Barbara


Seeteddy
23.01.2010, 21:39

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hi Thekla,

» Hi Rennteddy,
»
» schön!
»
» Schöne Geschichte (kannte ich noch nicht, Forum bildet ) und sehr
» schön gebaut! Besonders das Heck gefällt mir und, natürlich, die, auf halb
» sieben, hängende 1!
»
» Frage: Auf was stecken die Felgen?

[image]


um ganz genau zu sein, auf schwarzen Technic-Pins, die sowohl in beiden 3er Technic-Laschen als auch in der Radfelge stecken. Anschließend wurde der verchromte Harpunenpfeil durchgesteckt, so dass man das Rad nur abnehmen kann, wenn man das halbe Chassis zerlegt - das ist beim Boxenstop natürlich etwas lästig ... :blink:

Aber die verchromten Radmuttern waren für mich ein totales Muss. Sonst wäre das Chassis auch weitaus leichter zu bauen gewesen - aber ich hatte den Ehrgeiz alles, mit legalen und puristischen Mitteln, so nahe wie möglich an die Perfektion zu bringen.


Seeteddy
23.01.2010, 22:14

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hallo Barbara,

» eine schöne Geschichte, wie von Dir zu erwarten. Aber vor allem das Moc
» ist klasse! Von Autos verstehe ich nichts, aber es sieht so aus wie das
» Vorbild. Das sollte als Kompliment genügen.
» Mich begeistert aber vor allem diese klitzekleine Kleinigkeit der
» Zweidrittelziffer auf der Waage! Ein brillantes Detail!
» Wirklich schön!

so so, ist jetzt schon die Erwartungshaltung so hoch? (ja, ich schreib' gern Stories)

Das mit der Waage war eine echte Herausforderung für mich, weil es ja für den Höhepunkt der Geschichte wichtig war, die 751 kg glaubhaft zu vermitteln.
Eine analogle Zeigerwaage, bis 1000 kg, bei der dann der Zeiger auf unsichtbar winzig Etwas über 9 Uhr steht, war in dem Maßstab nicht plausibel. Die digitale Ziffernanzeige via Röhre würde erst dreißig Jahre später erfunden werden. Also dachte ich an Ziffernrollen, wie bei Glückspielautomaten oder Zapfsäulen - und da sollte die Dynamik der Anzeige natürlich deutlich werden, also ließ ich die letzte Ziffer etwas hängen. Wie es scheint, ist die Idee ganz gut rübergekommen.

Danke für die Blumen!


friccius
24.01.2010, 06:54

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hi Klaus,

mein Kompliment! Rundum gelungen!

Vie leG rüße
Andreas


Cran
24.01.2010, 10:36

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hi Klaus,

Wirklich tolle Szene, die schönen Details wurden alle schon besprochen:
auf 1/2 stehende Waage, silberne Radmuttern, old-Style-Wagenheber.

Schönes Modell,

Gruß, Ralf

P.S. Ich kann's nicht lasen - Geht da 'ne Minifig rein?


Seeteddy
24.01.2010, 11:59

Re: TDM: Als die Silberpfeile noch weiß waren ...

Hi Ralf,

» P.S. Ich kann's nicht lasen - Geht da 'ne Minifig rein?

um ganz ehrlich und genau zu sein: Nein!
Ich kann aber den Oberkörper einer Minifig zwischen Lenkrad und Sitzlehne einklemmen - und selbst da ragt der Helm noch unnatürlich weit über die, eigentlich auch zu hohe, Sitzlehne hinaus.

Das Problem habe ich mir aber auch dadurch eingebrockt, weil ich unbedingt die verchromten Harpunenspitzen (mijasper nannte sie so schön treffend "Silberpfeile", ohne zu schnippeln oder zu manipulieren) unterbringen wollte. Dadurch konnte ich nicht nur den Raum zwischen der Hinterachse nicht mehr nutzen, sondern war auch noch gezwungen den Hinterbau, mittels einer Platte, die über das Chassis oberhalb der Hinterachse verläuft, zu verbinden.

Wenn es hart auf hart kommt, kann ich aber die Sitzlehne durch meinen Zweitentwurf, aus blauen Steinen ersetzen und die 1x2 Fliese in weiß, zwischen Lenkrad und Sitz herausnehmen und dann den Oberkörper direkt auf die Verbindungsplatte noppen, so dass der Fahrer noch eine Plattenstärke tiefer sitzt.


Seeteddy
24.01.2010, 21:54

Re: Danke für Eure netten Kommentare!

LLF,

wie ihr gesehen habt, habe ich nicht alle Textbeiträge einzeln beantwortet.
Es waren ja genug Fragen da, die ich ausführlich beantwortet habe.
An dieser Stelle sei aber auch allen gedankt, die mir Aufmunterndes geschrieben haben - und ich danke natürlich auch denen, die mitgeholfen haben Fragen zu beantworten.