Hallo!


Diese als Buch zu bezeichnen, ist freilich großartig übertrieben. Denn es handelt sich lediglich um ein einzelnes Blatt, auf dem ungefähr im 10ten Jahrhundert zwei sehr viel ältere Sprüche in althochdeutscher Sprache verzeichnet wurden. Dieses Blatt ist das erste in einem Buch mit ansonsten christlichen Gebeten, was kurios ist, denn die Zaubersprüche selbst stammen aus vorchristlicher Zeit, aus dem 8ten Jahrhundert oder früher. Der Mönch, der dieses Gebetbuch zusammenstellte, mag sich gedacht haben: „Ach, was soll’s, Gebet ist Gebet.“ Auf diese Weise sorgte er dafür, daß überhaupt irgendein schriftliches Zeugnis heidnisch-religiösen Brauchtums der Germanen erhalten blieb. Entdeckt wurden sie 1841 in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg, daher der Name. Die Gebrüder Grimm waren schier begeistert.

Aus der karolingischen Minuskel in lateinische Schrift übertragen, lautet einer der Sprüche wie folgt:

Eiris sazun idisi
sazun hera duoder.
suma hapt heptidun,
suma heri lezidun,
suma clubodun
umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun,
inuar uigandun.

Man sieht schon: Man versteht nix. Ambitionierten Neuheiden und Anhängern affektierten Schamanentums mag dieser Umstand möglicherweise in die Karten spielen. Je unverständlicher magisches Gemurmel ist, desto glaubwürdiger scheint es; klar und deutlich kann ja jeder. Also, viel Spaß mit dem Spruch! Wendet ihn bei Gelegenheit mal an, vielleicht wirkt er ja. Für oder gegen irgendwas.
(Angeblich geht es um einen Lösezauber. Rätselfreunde aufgemerkt!)

Für die Menschen des 8ten Jahrhunderts war diese Sprache freilich alltäglich. Sie bauten also gar nicht auf die beschwörend-magisch klingende Unverständlichkeit, sondern auf den reinen Inhalt der Sprüche. Wieviel der Mönch des 10ten Jahrhunderts, der diese Sprüche seiner Gebetsammlung hinzufügte, noch von dem verstand, was er da niederschrieb, muß Gegenstand der Spekulation bleiben. In gleicher Weise ist fraglich, was sich die Fliesenbedrucker im Hause Lego dabei dachten, als sie die Zaubersprüche in Sets wie 6020, 6048 und vierzehn weiteren unterbrachten.


Tschüß
Jojo

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Hallo Jojo,

damit ich Deine Ausführungen entweder bewundern oder belachen kann, brauch eich noch ein bisschen Feedback, ohne gleich die Pointe zu killen.

Entspringen die Geschichten Deiner Fantasie oder steckt hinter den Büchern
und Blättern wirklich ein tieferer Sinn?

Ich finde die Erlärungen immer spitze, kapiere nur nicht so ganz den Hintergrund.

Gruß, Maurice

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Hallo Jojo,

Die Merseburger Zaubersprüche kannte ich noch nicht, Dank google und deinem Anstoß
habe ich dann heute mal wieder etwas gelernt. Bin mal gespannt was du uns als nächstes
unterbreitest.

Gruß
Michael

Ps. Nimmst du auch Buchvorschläge an ?

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Hallo!


» Entspringen die Geschichten Deiner Fantasie oder steckt hinter den
» Büchern und Blättern wirklich ein tieferer Sinn?

Tjaaa, das ist die Frage.

Die Antwort ist, daß es die im Bild zu sehen seienden Lego-Bücher in Echt gibt; die stammen alle aus Sets. Bei den Geschichten, die ich drumherumschreibe, ist die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit allerdings fließend. Ein Fitzelchen realen Hintergrund gibt es aber immer, mal mehr, mal weniger.


Tschüß
Jojo

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Hallo!


» Die Merseburger Zaubersprüche kannte ich noch nicht, Dank google und deinem Anstoß
» habe ich dann heute mal wieder etwas gelernt. Bin mal gespannt was du uns
» als nächstes unterbreitest.

Ha, danke! Das freut mich.


» Ps. Nimmst du auch Buchvorschläge an ?

Wenn Du reale Bücher meinst, ist das schwierig. Denn ich muß ja eher von dem ausgehen, was das Lego-Buch darstellt, und mir dazu irgendwas passendes ausdenken. Und ob es funktioniert, wenn ich einen Themenvorschlag für ein Lego-Buch aufgreife, müßte sich erst zeigen. Natürlich kannst Du gerne einen Vorschlag machen, aber ich verspreche nicht, daß ich den auch annehme (oder annehmen kann).


Tschüß
Jojo

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