Jojo
20.10.2009, 20:34

Wir sind die Bösen!

Hallo!


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Also wir Adlerritter. Was wir uns nie eingestehen wollten – nun ist es offiziell. Wer’s nicht glaubt, der lese es nach. Denn mit englischen Zungen gezwitschert, gedruckt und zwischen zwei Buchdeckel praktiziert, so steht es nun da:

„Bad Boys · The Black Falcon sub-theme was introduced in 1984 when they defeated the knights after several brutal battles. These sinister soldiers roamed the LEGO universe until 1992, though in 2002, they were brought back for a special reissue of the Black Falcon’s Fortress set.“

So also heißt es auf Seite 20 in dem sehr schön aufgemachten und grundsätzlich höchst angemessenen Buch Standing Small – A Celebration of 30 Years of the LEGO® Minifigure, herausgegeben von Nevin Martell. Das Buch ist Teil eines Schubers, der außerdem und eigentlich The LEGO® Book enthält, worin sich irgendwo ein Bild von mir befindet, weshalb ich den Folianten freundlicherweise frei Haus zugeschickt bekam.

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(Bild = Link)

Es wäre nicht verkehrt gewesen, mich mal korrekturlesen zu lassen, sage ich mal ganz unbescheiden. Ich habe das Werk bisher nur grob überflogen, aber neben wunderschönen Bildern drängten sich Ungereimtheiten ins Aug’, die von bloßer Unachtsamkeit über kühne Behauptungen bis hin zu blankem Unsinn reichten. Als Unachtsamkeit möchte ich werten, daß auf Seite 17 zu dem Text „Sheriff · 1983“ ein Polizeimänneken von 1993 abgebildet ist. Ein Tippfehler, das kann passieren, und wenn der Lektor nicht vom Fach ist, fällt er ihm auch nicht auf. Eine kühne Behauptung hingegen stellt schon die oben zitierte Charakterisierung der Adlerritter dar. Von verschiedenen blutrünstigen Schlachten, in denen die Adlerritter schließlich die Löwenritter besiegt hätten, ist mir zumindest nichts bekannt; und ich verfolge Legos Burgenthema seit 1984. (Eine weitere kühne Behauptung ist auch dies: „Black Falcons typically wear black helmets with chinstraps“, was ich mit obigem Bilde widerlegt sehen möchte.)

Nun ist es ja ganz schön, wenn die Autoren die Geschichte der Minifig in phantasievollen Anekdoten erzählen, seien sie noch so erfunden, wie die Mär von den brutal battles. Ärgerlicher sind faktische Fehler, zumal, wenn das Buch quasi damit aufmacht. Bereits auf Seite 7 steht neben dem grandiosen Bild eines gelben Astronauten die Erläuterung: „Spaceman · 1979“. Die gelben Raumfahrer betraten allerdings erst 1982 den kraterübersäten Boden im Kinderzimmer. Oder, um bei meiner Heimatdisziplin „Burg!“ zu bleiben, erfährt der Leser auf Seite 23: „The Ghost first materialized in the Castle theme in 1992.“ Dem muß ich leider widersprechen, denn bereits im Jahre 1990 erhielt ich zur Konfirmation (!) das Spukschloß 6081, welches in der Tat das erste Nachtgespenst enthielt. Oder auch das zweite, wenn man den leuchtenden Schloßgeist 6034 als numerisch davor auffaßt. Es bleibt aber bei 1990.

Zu blankem Unsinn jedoch wird sich mit der.. nun ja.. Information.. verstiegen, daß Greedo™ „very rare“ sei (soweit noch nachvollziehbar), denn: „He was only released in Benelux“. Wer immer den Autoren diese.. nun ja.. Information.. gesteckt hat, lacht sich wahrscheinlich immer noch ins Fäustchen über seinen gelungenen Streich (Seite 68).

Von solchen vermeidbaren und sowieso nur uns, die wir uns nachgerade wissenschaftlich mit dem Thema Lego befassen, auffallenden Fehlern abgesehen, bietet das Buch aber einen Reigen schöner Nahaufnahmen von allerhand liebgewonnenen Minifigs. Als solches ist es eine verdiente Würdigung für die Lego-Figur, welche zu deren 30sten Geburtstag wirklich überfällig war. Zumal das Werk erst 2009 erschien, also eigentlich schon den 31. Geburtstag feiert. Aber macht ja nichts. Man darf sowieso nicht alles so ernst und wichtig nehmen, was darin geschrieben steht. Schade nur, daß viele weniger bewanderte Lego-Fans aber genau das tun werden.

Mit dem eigentlichen Hauptwerk, dem „LEGO® Book“, habe ich mich noch nicht näher beschäftigt. Es steht zu befürchten, daß ich auch in dieser Suppe so manches krause Haar finden und spalten werde. Aber ich darf das. Denn ich bin ja der Böse.


Tschüß
Jojo

The LEGO© Book bei Amazon


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Firesword1978
21.10.2009, 14:25

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo LLL,
Ich bin stolzer Besitzer von Set 6073.
Ich habe die immer als gut gesehen.
Gruß Christian


Jojo
21.10.2009, 18:25

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo!


» ...ungeachtet dessen - irgendwo anders habe ich auch schon einmal gelesen -
» und mich gewundert - dass die adlerritter die bösen sind.

Daß die Adlerritter die Bösen sind, ist ja bloße Phantasterei derer, die das im Nachhinein behaupten. Ursprünglich gab es die idiotischen Kategorien „die Guten“ und „die Bösen“ nicht. Aber heutzutage glauben ja alle, die mit der Vermarktung von Spielzeug zu tun haben, die Kinder bräuchten vorgegebene gute und böse Charaktere. Und sie halten diesen Blödsinn sogar noch für pädagogisch werthvoll, bzw. geben vor, ihn dafür zu halten. Ich zitiere den Katalog aus dem Jahre 2000, Printnummer 4325086-DE, Seite 53:

Das wichtige Unterscheiden zwischen Gut und Böse
Es ist wichtig, dass ganz natürliche Agressionen(!) spielerisch ausgelebt werden, und so zu lernen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“

Etwas Bescheuerteres habe ich in einem Lego-Katalog selten gelesen, obwohl sich verschiedene Male Mühe gegeben wurde, diese Bescheuertheit zu erreichen. Man sage einem Kind also: „Das sind die Guten und das sind die Bösen“, und dadurch lernt das Kind, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden? Welcher Schwachmat denkt sich sowas aus? Das kann sich doch nur jemand ausdenken, der ungefähr mit der Marschroute erzogen wurde: „Das sind die Kommunisten, die dürfen wir töten, weil wir die Guten sind.“

Freilich ist auf derselben Katalogseite auch von den „bösen Räubern“ die Rede, welche den Schatz des guten Königs und seiner tapferen Ritter rauben wollen. Daß Rauben eine eher böse Verrichtung ist, will ich gerne zugeben. Bleibt die Frage, auf welche sanftmütige und gottgefällige Weise der König zu seinem Schatz gekommen ist.

Das ist es doch. Wenn dem Kind gesagt wird „die gut, die böse“, dann läßt das kleinerlei Spielraum für die Entwicklung eigener Erkenntnisse, was denn überhaupt gutes oder böses Verhalten ausmacht. Und ob einer, der beruflich (als Räuber, höhö) böse ist, nicht doch auch eigentlich ein netter Kerl sein kann. Oder ob einer, der einen wohlgetrimmten weißen Bart hat und eine güldene Krone trägt, nicht vielleicht trotzdem ’n ganz fieser Möpp ist. Aber sowas würde die Kinder ja verwirren. Sie sollen ja lernen, Vorgegebenes nicht zu hinterfragen.


» und ab diesem zeitpunkt hat die rittermischung in
» knights stronghold 6059
» für mich sinn gemacht...

Wieso ergab die Figurenkonstellation durch das ..ähm.. Wissen.. um die Boshaftigkeit der Adlerritter dann plötzlich Sinn? Weil die bösen Adler da die guten Drachenritter überfallen? Aber die Drachenritter sind doch noch viel düsterer als die ohnehin schon düsteren Adlerritter. Ich bin verwirrt.


Tschüß
Jojo

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HanSolo
21.10.2009, 18:39

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo Ihr,

mei, habtses Ihr gut !
Klare Verhältnisse zwischen Gut und Böse.

Ich darf meinem Sohn in unendlichen Diskussionen erklären,
daß die Clonetrooper die Guten sind.
Die Bösen sind die Droiden.
Und die Separatisten.
Aber die Stormtrooper sind die Bösen.
Weil die Clonetrooper irgendwann böse werden.
Dann sind die Rebellen die Guten.
Aber Rebellen - das klingt doch sehr Böse....

*durchschnauf*

Papa, ist Anakin gut oder Böse ?

*AAARRGGGHH*

Komm spiel mit den Rittern.


Jojo
21.10.2009, 18:44

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo!


» natürlich hat das Buch auch schon Einzug bei uns gehalten

Selbstverständlich.

» und natürlich
» ist Casper beim ersten Lesen gleich aufgefallen, daß Du böse bist. Und
» natürlich weiß er jetzt sicher, daß die niederländischen Löwen die Guten
» sind.
» Befriedigendes Buch das.

Mich beruhigt ja jetzt eher das Wissen: Das Böse siegt immer!


Tot ziens
Jojo

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MTM
21.10.2009, 22:52

Re: Wir sind die Bösen!

» Hallo!

oh, da bin ich wohl wem auf den adlerritterschlips getreten.
»
»
» » ...ungeachtet dessen - irgendwo anders habe ich auch schon einmal
» gelesen -
» » und mich gewundert - dass die adlerritter die bösen sind.
»
» Daß die Adlerritter die Bösen sind, ist ja bloße Phantasterei
» derer, die das im Nachhinein behaupten. Ursprünglich gab es die
» idiotischen Kategorien „die Guten“ und „die Bösen“ nicht.

Was ist den 'ursprünglich'? Meinst du damit die Anfangzeiten von lego (gut, da gab es vw-käfer und häuser, die sind weder das eine noch das andere; oder vorher holztiere...) oder meinst du den ursprung der menschheit schlechthin.
da gab es - zumindest ab nach der bronzezeit - schon immer gut und böse.

und wenn du auf 375 - castle anspielst: stimmt. aber da gab es noch keine guten und bösen - weil es nur eine sorte ritter gab..

und wieso sollte sich lego nicht auch weiter entwickeln. bei der raumfahrtserie gab es ursprünglich auch nur neutrale astronauten und kosmonauten, aber irgendwann kamen dann die blacktron, (böse), die den m-tron (gut) die pcs klauten ... und dafür wurden sie reihenweise von der spacepolice verhaftet. wer sagt uns denn, ob die m-tron nicht fiese hacker waren und die blacktron die datenschützer von gestern? massenweise fehlverurteilungen im weltraum... millionen von kindern wurde die kreativität aus den segeln genommen.... hu!

» Aber heutzutage
» glauben ja alle, die mit der Vermarktung von Spielzeug zu tun haben, die
» Kinder bräuchten vorgegebene gute und böse Charaktere.

du meinst:
1) böse aliens, egal welcher rasse, die von der spacepolice verhaftet werden?
2) unrasierte typen mit blauen sonnenbrillen, basecaps, in geländewagen sitzend und dämlich grinsend, auf die eine ganze armada poizeikräfte gejagt werden?
3) stormtruppen und androiden, wo unsereins als starwars-noob nicht genau erkennt, wer wer ist und warum?
4) oder meinst du spiderman, batman und co.?

hm... heutzutage... ich erinnere mich mal an die guten alten zeiten dieser zinn-indianer. gut, es ist aus heutiger sicht nicht political correct, die indianer als die bösen zu sehen und die kavallerie als die guten, aber zumindest hat auch dort eine gewisse rivalität immer für spielspannung gesucht - oder was ist in alten kinderspielen (räuber und gendarm...).

ich denke, das spiel mit GUT und BÖSE hat schon immer konjunktur gehabt und ist nicht erst eine erfindung der neuzeit.

» Und sie
» halten diesen Blödsinn sogar noch für pädagogisch werthvoll, bzw. geben
» vor, ihn dafür zu halten. Ich zitiere den Katalog aus dem Jahre 2000,
» Printnummer 4325086-DE, Seite 53:
»
» „Das wichtige Unterscheiden zwischen Gut und Böse
» Es ist wichtig, dass ganz natürliche Agressionen(!) spielerisch ausgelebt
» werden, und so zu lernen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“

das mit den natürlichen aggressionen würde ich nicht einfach unter den tisch kehren. denn wenn man in die psychologie schaut, dann findet man nicht nur bei freud diesen ansatz, dass der mensch eine generelle aggression in sich hat. die steht nämlich meistens einer natürlichen schöpferkraft entgegen und fungieren somit als motor für die eigene entwicklung.
kaputt machen und wieder aufbauen, sozusagen als antrieb der eigenen schöpfung.
näher kann ich das grad nicht erklären, das psycho-buch steht grad einfach zu weit weg...

» Etwas Bescheuerteres habe ich in einem Lego-Katalog selten gelesen, obwohl
» sich verschiedene Male Mühe gegeben wurde, diese Bescheuertheit zu
» erreichen. Man sage einem Kind also: „Das sind die Guten und das sind die
» Bösen“, und dadurch lernt das Kind, zwischen Gut und Böse zu
» unterscheiden? Welcher Schwachmat denkt sich sowas aus? Das kann sich doch
» nur jemand ausdenken, der ungefähr mit der Marschroute erzogen wurde: „Das
» sind die Kommunisten, die dürfen wir töten, weil wir die Guten sind.“

gut, da kann ich dir beipflichten. einzig durch die vorgabe der bösen und guten kann das kind nichts entwickeln...

»
» Freilich ist auf derselben Katalogseite auch von den „bösen Räubern“ die
» Rede, welche den Schatz des guten Königs und seiner tapferen Ritter rauben
» wollen. Daß Rauben eine eher böse Verrichtung ist, will ich gerne zugeben.
» Bleibt die Frage, auf welche sanftmütige und gottgefällige Weise der König
» zu seinem Schatz gekommen ist.

aber sind das nicht die träume und vorstellungen von kindern? dass der könig der gute ist, und der räuber der böse? dass könig und räuber ein und diesselbe person sind, ist natürlich auch möglich, klar, aber ich denke, eine solche naive unterscheidung hilft dem kind, sich mit seiner umwelt zu identifizieren. es kann vergleichen - was mache ich - was machen die guten - was machen die bösen - wo stehe ich.

» Das ist es doch. Wenn dem Kind gesagt wird „die gut, die böse“, dann läßt
» das kleinerlei Spielraum für die Entwicklung eigener Erkenntnisse, was
» denn überhaupt gutes oder böses Verhalten ausmacht. Und ob einer, der
» beruflich (als Räuber, höhö) böse ist, nicht doch auch eigentlich ein
» netter Kerl sein kann. Oder ob einer, der einen wohlgetrimmten weißen Bart
» hat und eine güldene Krone trägt, nicht vielleicht trotzdem ’n ganz fieser
» Möpp ist. Aber sowas würde die Kinder ja verwirren. Sie sollen ja lernen,
» Vorgegebenes nicht zu hinterfragen.
»
»
» » und ab diesem zeitpunkt hat die rittermischung in
» » knights stronghold
» 6059

» » für mich sinn gemacht...
»
» Wieso ergab die Figurenkonstellation durch das ..ähm.. Wissen.. um die
» Boshaftigkeit der Adlerritter dann plötzlich Sinn? Weil die bösen Adler da
» die guten Drachenritter überfallen? Aber die Drachenritter sind doch
» noch viel düsterer als die ohnehin schon düsteren Adlerritter. Ich
» bin verwirrt.
»

zu letzterem will ich folgendes sagen:
als mein bruder dieses set bekommen hat, hab ich immer gedacht, es ist das vor-tor zur schwarzen drachenburg.
und dazu gibt es diese steinschleuder, die bestimmt nicht zur verteidigung der burganlage dienen soll, sondern eher für die zerstörung dieser.
und da die drachenburg die einzige burg damals (als ich es kennengelernt hab, irgendwann anfang der neunziger) war, war es klar, dass das die guten sind. (außerdem wirken die roten freundlich und die blau-grauen doch etwas düster).

also sind die roten drachenritter die guten (außerdem (beinahe) uniform angezogen, mit ähnlichen waffen - das zeigt eine gute ausbildung), das wappentier "drachen" hat goldene flügel; während die adlerritter, mit ihrem düsteren wappen und den eher grobmotorischen und gewaltbereiteren waffen (steinschleuder, kriegsross) für mich eher die bösen waren, die die stolze burg der drachenritter plattmachen wollen.

ganz klar.

robin hood war dann irgendwas zwischen gut und böse (kommt auf den blickwinkel an) und später dann die wolfsritter, das waren auch die bösen, klar, hatten ja auch augenklappen und nur so kleine "not-burgen".

bevor ich das für mich geblickt hatte, war ich immer verwirrt, warum der reiter, (ich dachte immer, es sei ein turnierreiter) zum turnier wohlgesonnen mit einer steinschleuder anrückt. auch wenn ich übers mittelalter nicht viel weiß, wird diese sitte eher selten gepflegt worden sein.

mtm


MTM
21.10.2009, 22:56

Re: Wir sind die Bösen!

gut, eines reviediere ich gleich wieder, auch bei 375 gab es verschiedene ritter - aber was machen die da?

» mtm


Jojo
22.10.2009, 00:21

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo!


» oh, da bin ich wohl wem auf den adlerritterschlips getreten.
Ach iwo, das nehme ich sportlich. Und auch nicht persönlich.


» Was ist den 'ursprünglich'? Meinst du damit die Anfangzeiten von lego
» (gut, da gab es vw-käfer und häuser, die sind weder das eine noch das
» andere; oder vorher holztiere...) oder meinst du den ursprung der
» menschheit schlechthin.
» da gab es - zumindest ab nach der bronzezeit - schon immer gut und böse.

„Gut“ und „Böse“ sind doch einfach eine Frage des Standpunkts. Die anderen, das sind immer die Bösen. Die anderen haben Interessen, die den eigenen Interessen zuwiderlaufen. Beim Kampf ums Wasserloch fühlte sich jeder Hirte als „der Gute“, und der andere war halt der Böse, der einem den Platz am Wasserloch streitig machen wollte. Aber wer war da objektiv der Böse?

Jedenfalls. Mit „ursprünglich“ meinte ich natürlich auf die Adlerritter bezogen das Jahr 1984. Da gab es diese zwei neuen Ritterfamilien, die Adlerritter und die Löwenritter. Die hießen übrigens nicht so, sondern das ist einfach, was ihr Wappen zeigt. Die Adler hatten eine Steinschleuder, und die Löwen hatten einen Belagerungsturm, also waren beide für den Angriff gerüstet. Wer das „Recht“ zum Angriff hatte, also völkerrechtlich durch einen Angriff nicht zum „Bösen“ wurde, blieb offen. Und darum geht’s.

Als spielendes Kind konnte man sich nämlich aussuchen, mit welchen Rittern man sich identifizieren wollte. Das war nicht durch eine vorgegebene Gut-und-Böse-Zuweisung gesteuert. Daß man dann, wenn man sich für einen Lieblingsritter entschieden hatte, natürlich gegen den anderen kämpfte, war klar. Daß man selbst dann „der Gute“ war, der die Burg „der Bösen“ erobern wollte, ebenfalls. Denn, wie oben angedeutet, empfindet man sich selbst stets als den Guten. Wiewohl dieses Gut-gegen-Böse-Denken möglicherweise damals noch gar nicht so ausgeprägt war, denn dieser Floh wurde einem ja eben nicht durch tendenziöse Katalogtexte ins Ohr gesetzt. Sagen wir einfach: Man selbst war im Recht, wenn man als Adlerritetr (in meinem Fall) gegen die Löwenritter zu Felde zog. In Eurem Fall waren halt die Drachenritter die Heimmannschaft, also die Guten.

Was an der Fehlinformation im neuen Minifigbuch, daß die Adlerritter die bad boys seien, so albern ist, ist doch dies: Da wird 25 Jahre später eine Brisanz in die Geschichte gebracht, die ursprünglich gar nicht bestand. Und wozu auch überhaupt kein Grund besteht. Denn wem soll diese „Information“ nützen? Wer damals selbst mit den Adlerrittern gespielt hat, soll sich jetzt vor die Stirn schlagen und laut ausrufen: „Ach! Das sind die Bösen! Man lernt doch nie aus.“ Oder wie?

(Wahrscheinlicher ist, daß die einfach dieses Buch schreiben mußten und zu dem Zweck ein wenig bei Classic-Castle ..nun ja.. recherchiert.. haben, wo die Adlerritter zwar mehrheitlich cool gefunden, aber eben auch für die weniger edlen Gegenspieler der edlen goldbewappneten Löwenritter gehalten werden. Fertig.)


» und wieso sollte sich lego nicht auch weiter entwickeln.
Sicher. Es ist halt so, daß andere Spielzeuge schon immer mit dieser Gut-gegen-Böse-Masche kamen. He-Man war der Gute. Dafür war Skeletor ja schon irgendwie cooler, jetztmaehrlich. Dem konnte Lego sich offenbar nicht auf Dauer entziehen. Oder sie dachten, sie könnten es nicht.


» wer sagt uns denn, ob die m-tron nicht fiese hacker
» waren und die blacktron die datenschützer von gestern? massenweise
» fehlverurteilungen im weltraum... millionen von kindern wurde die
» kreativität aus den segeln genommen.... hu!
Exakt! Genau darum geht es.


» hm... heutzutage... ich erinnere mich mal an die guten alten zeiten dieser
» zinn-indianer. gut, es ist aus heutiger sicht nicht political correct, die
» indianer als die bösen zu sehen und die kavallerie als die guten, aber
» zumindest hat auch dort eine gewisse rivalität immer für spielspannung
» gesucht - oder was ist in alten kinderspielen (räuber und gendarm...).
Der Räuber ist der Böse, weil er sich Dinge nimmt, die ihm nicht gehören. Das ist zumindest eine nachvollziehbare Begründung dafür, weshalb er als der Böse bezeichnet werden kann. Aber bei Lego hieß es ja: Die sind böse, und darum die machen das dann.

Was die Indianer angeht, ist die Gut-oder-Böse-Zuordnung keineswegs eindeutig, und insofern ist sie dann auch hinfällig. Kinder, die Winnetou gelesen* haben, werden sicher eher die Indianer als die Guten empfunden haben. Je nachdem, welchen Western man gesehen hatte, waren eben die Cowboys die Guten.

*) Haha, „gelesen“! So altmodisch bin ich.

Eine brauchbare Definition wäre ja eigentlich: Wer angreift, ist der Böse, und der Angegriffene hat dann das Recht, sich zu wehren. Aber solch eine Definition ist natürlich politisch nicht haltbar, weil dafür die USA schon viel zu oft angegriffen haben… Fällt also als Katalogtextstrategie für Lego flach.


» das mit den natürlichen aggressionen würde ich nicht einfach unter den
» tisch kehren.
Zugegeben.


» zu letzterem will ich folgendes sagen:
» als mein bruder dieses set bekommen hat, hab ich immer gedacht, es ist das
» vor-tor zur schwarzen drachenburg.

Ja, das war es wohl auch. Wobei die schwarzen Drachenritter bestimmt schon eher als die potentiellen Bösen konzipiert worden waren. 1988 schwenkte Lego ja langsam auf diese Schiene ein, siehe Blacktron. Und Drachen sind ja üblicherweise der Hauptgegner für heldenhafte Ritter in schimmernder Rüstung. Damit will ich nun keineswegs gesagt haben, daß ich die Drachenritter für böse halte; aber das sollte aus meinen bisherigen Ausschwafelungen inzwischen deutlich geworden sein.


» robin hood war dann irgendwas zwischen gut und böse (kommt auf den
» blickwinkel an)
Blickwinkel, exakt. (Freilich habe ich noch nie gehört, daß jemand die grünen Kerlchen für die Bösen erachtet hat. Dafür ist die Figur Robin Hood viel zu sehr als gut im kulturellen Bewußtsein verankert.)


» bevor ich das für mich geblickt hatte, war ich immer verwirrt, warum der
» reiter, (ich dachte immer, es sei ein turnierreiter) zum turnier
» wohlgesonnen mit einer steinschleuder anrückt.
Turnier ist ein gutes Stichwort. Denn in der alten Lego-Zeit, also in den 80ern, konnten die gegnerischen Ritter sich auch noch anders als auf dem Schlachtfeld begegnen. Da gab es Turniere, und ein Adlerritter kehrt ganz friedlich im Wirtshaus der Löwen ein. Sowas ist nur schwer möglich, wenn eine der beiden Parteien von vornherein als unwürdiger Bösewicht gebranntmarkt ist. Dann sind in Lego-Sets quasi per Definition nur kriegerische Handlungen möglich. Entweder, weil der Böse eben tut, was er als Böser tut, oder weil die Guten den Bösen bekämpfen. Ein gemeinsamer Humpen schäumenden Kakaos ist dann undenkbar.


Tschüß
Jojo


Andi
22.10.2009, 10:51

Re: Wir sind die Bösen!

Hallo


» Entweder, weil der Böse eben tut, was er
» als Böser tut, oder weil die Guten den Bösen bekämpfen. Ein gemeinsamer
» Humpen schäumenden Kakaos ist dann undenkbar.
»

Und wenn man es doch mal so in der Art "spielt", bekommt man komische Blicke oder Kommentare von anderen.
Denn ein gemeinsamer Humpen schäumenden Kakaos finde ich schon denkbar zwischen z.B. Rebellen und Stormtrooper oder Robin Hood und Ritter jeglicher Art, aber andere (wegen der vorgegebenen Definition) nicht...

gruß
Andi


Eisbär
23.10.2009, 11:28

Kakao und Frage zu *

Liebär Jojo!

Zweifel habe ich, ob Kakao zu Ritterzeiten eine in Europa (Gab's woanders einglich auch Ritter?*) gebräuchliche Frucht war.

Sieht ja auch sehr unauffällig, sozusagen unansehnlich aus, so eine Kakaofrucht.

*Ok, Kreuzzüge erstreckten sich.

Der Glückstädter Kakaograben jedenfalls ist neueren Datums.

All das hindert na¨turlich niemanden daran, überschäumenden Kakao während des Legoritterspielens oder was man sonst so mit denen macht, zu genie▬5SZwobleibt dasß?en. Man sollte allerdings aufpassen, die Damen und Herren Legoritter nicht darin zu ertränken.

Anachronistische Grüße
M*a

Wo bleibt Dein Legobau zum 50.?


Tagl
23.10.2009, 15:47

Re: Wir sind die Bösen!

» Papa, ist Anakin gut oder Böse ?
Und warum heißt der erste Film Episode 4, bzw. weshalb kam Episode 1 erst
über 20jahre nach Episode 6 in die Kinos?
Und warum hat das Licht an einem Laserschwert ein Ende? Licht ist doch unendlich ....

Kinderfragen können einem sowas von Star Wars vermiesen :-)

Gruß
Marco


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