catt
25.03.2009, 00:12

Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Das Set enthält 592 Teile, darunter acht Minifiguren und vier Tiere. Neben dem großen Piratenschiff gibt es auch ein kleines Ruderboot. Das Schiff ist 56 cm lang und ca. 44 cm hoch. Der Verkaufspreis liegt laut offiziellem Katalog bei ca. 80 Euro. Das Set wird ab April 2009 im deutschen Spielwarenhandel erhältlich sein.

Die Minifiguren und Details

Das Set enthält acht Minifiguren. Sie bilden sicherlich den Höhepunkt des Sets und dürften für so manchen den Ausschlag dazu geben, das Set zu kaufen. Alle Torsi sind sehr detailreich gestaltet und (mit Ausnahme der Seejungfrau) sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite bedruckt. Besonders gelungen finde ich Torso und Rockdachstein der Jungfer (aka Tochter des Admirals, wo LEGO das wohl "abgekupfert" hat?). Beide wurden sehr detailliert gestaltet und ersterer lässt sich von beiden Seiten als Vorderteil für eine Minifigur verwenden. Am wunderbar lädierten Piratenkapitän fallen neben dem Torso besonders die pearlgoldene Hakenhand und pearlgoldene Epauletten auf. Auch die als Gallionsfigur dienende Seejungfrau ist besonders gut gelungen. Sowohl sie als auch die Admiralstochter sind im Moment nur in diesem Set erhältlich.

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Vier Tiere komplettieren die maritime Szenerie. Bordratte und Affe kommen in ihrer gewohnten Form daher, der Papagei wird mit dieser Piratenserie nun auch zweifarbig hergestellt (oben rotes, unten grünes ABS). Auch der Hai erfährt eine bereits aus den Agentssets bekannte Veränderung. Das neue Formteil erlaubt es, den Hai jetzt auch eine Figur verschlucken zu lassen, außerdem befinden sich auf der Oberseite zwei Noppen und eine Figur kann sich an der Rückenflosse festhalten. Der Hai kommt jetzt eher comichaft daher, verbreitet bei Kindern aber eine Menge Spielspaß.

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Das Schiff

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Die für Bug und Heck benutzten Formteile kommen zur Zeit nur in diesem Set vor. Sie sind sechzehn Noppen (innen zwölf Noppen) breit und werden mit den bereits aus dem Vikingerschiff 7018 bekannten Mittelstücken verbaut, der Rumpf kann also entlang der Längsachse noch erweitert werden.
Das Vordeck bietet gerade ausreichend Platz für einen Ausguck.

Mittschiffs ist ausreichend Platz für vier Kanonen (im Set sind drei enthalten) nebst Munition, von denen hier laut Anleitung zwei verbaut werden:

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Achtern befindet sich das Hinterkastell. Hier wurde besonders schön und detailreich gebaut. Sowohl Oberdeck des Achterkastells als auch das Achterkastell selbst lassen sich zum Spielen abnehmen. Dem Rudergänger* hätte man allerdings eine kleine Plattform zur besseren Sicht zugestehen können.

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Leider enttäuschen die Masten, besonders die Rahen*. Diese kommen als Rohre mit einem Durchmesser von nur 3 mm als mehr als mickrig daher. Darüber hinaus bewirkt der nach oben und unten drehbar gelagerte Bau ein ständiges verrutschen der Rahen. Da die Segel auf den Rohren nicht festgenoppt werden können, verrutschen sie besonders leicht. Dies ist sicherlich einer der größten Schwachpunkte im Entwurf des Schiffs. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch das recht leicht abfallende Ruder.

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Die Segel gefallen mir persönlich nicht. Lego hätte gerade in der Form des Totenkopfs ruhig bei den bereits etablierten Formen bleiben können. Die jetzige Totenkopfform nimmt sich doch zu comichaft aus. Diese erscheint ja auch auf dem Zweispitz des Piratenkapitäns und anderen Details, wodurch diese Teile schwerer mit Teilen aus früheren Serien kombiniert werden können.
Als große Piratenflagge am Hauptmast dient ein ausgestanztes Plastikteil. Dadurch wird verhindert, dass, wie früher, Clips an Flaggenteilen aus ABS abbrechen.

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Stage* fehlen am Schiff leider völlig. Dadurch geht viel "Schiffsgefühl" verloren. Außerdem ist es schade, dass die Wantenformteile* parallel und nicht nach unten hin verbreitert zulaufen. Dies ist besonders enttäuschend, da LEGO in den vergangenen Piratenserien gerade auf solche Details sogar bei kleineren Schiffen geachtet hat.

Verbaute Farben

Neben den Farben neubraun (Schiffsrumpf) und dunkelrot (Heckkastell) wurden auffallend viele Teile in pearlgold verbaut. So kommen z.B. zwölf Fenstereinsätze 1x2x3, zwei Fenstereinsätze für Rundbogenfenster nebst dreiunddreißig 1x1 Rundplatten, zehn güldenen AZMEPs und einer güldenen Schatztruhe vor. Erstgenannte sind bisher nur in diesem Set erhältlich, die pearlgoldene Schatztruhe wird es auch in den Piratensets 6241 und 6253 geben.
Erwähnenswert ist außerdem das mit der Piratenserie nun auch in dunkelblau vorkommende Ruderboot sowie die dazugehörigen, jetzt weißen Riemen.

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Bewaffnung

Das Schiff enthält drei Kanonen mit Schussfunktion. Sie kommen in pearl dark grey (perlmuttglänzendes dunkelgrau) daher und sehen dadurch richtig schön gusseisern aus. Komplettiert wird die Kanonenausstattung durch Kisten mit Munition und als Stopfstöcke zu benutzende Antennen. Die Freude über die gelungene Kanonenfarbe wird allerdings dadurch getrübt, dass lediglich drei im Set vorkommen. Da das Verpackungsmotiv ein Schiff mit zwei Kanonen an der Seite zeigt, hätte ich dann doch vier Kanonen im Bauch erwartet. Tatsächlich werden aber nur zwei im Rumpf und eine auf dem Heckkastell verbaut.
Zusätzlich sind am Schiff zwei Gewehre in recht abenteuerlicher Position angebracht. Die Idee ist zwar ganz nett, allerdings wären sie für die Minifigs nur wirklich dann erreichbar, wenn man dem Schiff ein Oberdeck gegönnt hätte. Immerhin bieten sie dem Moses* des Schiffs eine Ausrede zum Herumlümmeln.

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Maritimes Flair

Mein größter Kritikpunkt am Set 6243 ist das fehlende maritime Flair. Eigentlich könnten die Piraten auch in einer Gemüsekiste lossegeln, denn das Schiff lässt fast alles vermissen, was auch der Laie an einem Boot vermuten würde: Es gibt nicht ein einziges Seil (selbst das vordere Stagsegel* wurde mit einer Kette befestigt), keinen Anker, keinen Kompass, und auch einen Sextanten hätte man hier endlich einmal wieder in seinem ursprünglichen Sinn verbauen können - nur hat LEGO dies leider versäumt. Ferner gibt es auch kein Krähennest (auch die Saling* der jeweiligen Masten lässt sich schwer als Ausgucksplattform nutzen, da der Blick nach vorn durch die Segel verdeckt ist). Außerdem zeigt die Schatzkarte lediglich eine Berglandschaft mit einem Fluss (welche in den Indiana Jones-Sets immerhin eine Wüste darstellen soll). Immerhin kommt das neue Teleskop-Formteil 3 mal im Set vor. Einmal wird es dann auch als solches benutzt und wirkt durch seine pearlgoldene Farbe sogar, als sei es aus Messing.

Die Bauanleitung

Die Bauanleitung umfasst zwei Hefte. Die einzelnen Farben kann man klar voneinander unterscheiden. Außerdem wurde ein über beide Hefte verstreuter Comic eingebaut.

Fazit

Die liebevoll gestalteten Minifiguren lassen beim Bauen eigentlich auf mehr hoffen, als das Set am Ende zu bieten hat. Es gibt zwar viele schöne Details am Piratenschiff wie das Achterkastell, allerdings hätte sich LEGO mehr an den vorangegangenen Piratenserien orientieren sollen. Das Schiff ist z.B. im Bereich der Masten recht einfach zu bauen, es bleibt aber die Frage, ob mit dem einfachen Bau nicht eine Menge Spielspaß durch ständig verrutschende Segel eingebüßt wird. Ich denke, dass man Kindern hier durchaus mehr Bautalent hätte unterstellen können. Dennoch bietet das Schiff insgesamt einen stimmigen Gesamteindruck, der Kinder mit Sicherheit begeistern wird. AFOLs dürften sich vor allem für die Figuren und die große Anzahl an pearlgoldenen Teilen interessieren. Auch das neue Bugformteil ist ein guter Ausgangspunkt für eigene Kreationen. Das Schiff lässt sich mit einigen wenigen Elementen aus der Vorratskiste leicht aufwerten. Es ist schön, dass endlich wieder Piraten im Programm zu finden sind, und ich hoffe, dass es nicht nur bei diesem einen Schiff bleibt.

Links

Shop At Home
Teileliste bei BrickLink






*Stagsegel = Segel, dass in Richtung der Längsachse des Schiffes gesetzt wird und dessen vordere Spitze an einem Stag, in diesem Set am Bugspriet, festgemacht ist.
*Rahsegel = Segel, dass quer zur Schiffsachse an einer Rah festgemacht ist.
*Rah = Balken aus Holz, Metall, bevorzugt aber ABS, der am Mast quer zur Schiffsachse angebracht ist.
*Moses = das jüngste Besatzungsmitglied eines Schiffs
*Saling = Plattform am Mast eines Schiffs; durch die an der Saling angebrachten Wanten wird der Mast abgestützt
*Wanten = Seile, die den Mast zur Seite hin abstützen.
*Stage = Seile, die die Masten in der Längsachse des Schiffs abstützen.
*Rudergänger = Minifig, die das Schiff steuert; nicht zu verwechseln mit dem Steuermann, der den Kurs angibt.


Olli
25.03.2009, 09:12

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Moin,

schöne Rezension, aber das Set kommt erst im Mai in den Handel.

Gruß Olli


McBricker
25.03.2009, 09:23

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Hallo,

» Besonders gelungen finde ich Torso und Rockdachstein der Jungfer (aka
» Tochter des Admirals, wo LEGO das wohl "abgekupfert" hat?).

[Elizabeth is being laced into a corset]
Governor Swann: Elizabeth, how's it coming?
Elizabeth: It's difficult to say.
Governor Swann: I'm told it's the latest fashion in London.
Elizabeth: Well, women in London must have learned not to breathe.

I guess? Allerdings fehlt eindeutig ein

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, "that doen't point north."

Eine sehr schöne, detailreiche, aber vor allem zutreffende Rezension. Da das Set seit Ende Februar (der Spielwarenhandel in NL scheint dieses Jahr früher zu sein - in allem.) die unruhigen Gewässer unseres Wohnzimmers kreuzt, trug ich mich auch mit dem Gedanken der Rezension. Aber gewiß wäre sie nicht so gut gelungen.

Einen Kritikpunkt habe ich - am Set, nicht an der Rezension. Ich wollte die dunkelroten Steine in einem Gebäude aus dunkelroten 1x2-Platten verbauen. Die Farbe paßt sowas von gar nicht! Falls die Qualität besser werden soll, so merkt man nicht viel davon. Oder sie haben noch eine weitere dunkelrote Farbe erfunden. Ts!

Das tut jedoch dem Spielspaß gar keinen Abbruch. Das Deck kann abgenommen werden und dadurch ist das Innere des Schiffs bespielbar. Und - ich hatte einen tierische Spaß - der Hai kann eine ganze Minifig in einem Happ verspeisen und eine Minifigur kann sich an der Flosse festhalten. Dadurch erhöht sich der Swoosh-Faktor des Hais um ein Vielfaches. Dennoch vermisse ich die alten kleinen Haie ein klitzekleines bißchen.


Viele Grüße
Barbara


Eisbär
25.03.2009, 10:11

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Liebe Barbara!

Meine niederländische (sie legt großen Wert darauf, nicht holländisch zu sein, diese Nordlichter krächzen so; Limburger halt.) Bärkannte* fragte mich.aus welchem Ort Du kommst, bzw wohnst. In welchem. In Holland..æhøm: den Niederlanden.

Steht bestimmt in einem Deiner lesenswerten Beit¨rage.
Îm Übrigen gibbs das Schiff auch hier bäreitz, aber mein Portemonnaie war alle, weil ich in der Nachbärstadt beim Schluß-Aufhör-Ausverkauf war. (Dort gab's das Dingens nur zum normalen Preise.)

Mars Mission gab's überall reduziert, irgendwie scheint das Testpublikum, das Lego vor der Herstellung dazu bärfragt hatte (Hatten sie?) nicht so repräsentativ gewesen zu sein.

*Nicht die, die mit der Peitsche schwingt.

Ungeschwungene Grüße
M.a


»
» Viele Grüße
» Barbara


McBricker
25.03.2009, 10:46

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Hallo Mich.a,

» Meine niederländische (sie legt großen Wert darauf, nicht holländisch zu
» sein, diese Nordlichter krächzen so; Limburger halt.) Bärkannte* fragte
» mich.aus welchem Ort Du kommst, bzw wohnst. In welchem. In Holland..æhøm:
» den Niederlanden.

Exakt. Ich wohne in den Niederlanden, nicht in Holland, denn das sind zwei Provinzen (Nordholland und Südholland) westlich von uns.
Ich wohne in der Provinz Utrecht, in Zeist. Holland ist nur, wenn Fußball ist.
Hup!

» Steht bestimmt in einem Deiner lesenswerten Beit¨rage.

Danke fürs Kompliment, steht aber vor allem oben in jedem Beitrag hinter meinem Namen.

Viele Grüße
Barbara


Eisbär
25.03.2009, 12:19

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Liebe Barbara!

Was mich.a fast, aber nur fast, wir wollen ja immer beim Thema bleim, nicha? darauf kommen ließe, einen Exkurz zu Jørgen Frantz Jacobsen und seiner Stellung in der originallegoländischen Literaturgeschichte...(Vom Zensor gestr.)

» Hallo Mich.a,
»
» » Meine niederländische (sie legt großen Wert darauf, nicht holländisch
» zu
» » sein, diese Nordlichter krächzen so; Limburger halt.) Bärkannte* fragte
» » mich.aus welchem Ort Du kommst, bzw wohnst. In welchem. In
» Holland..æhøm:
» » den Niederlanden.
»
» Exakt. Ich wohne in den Niederlanden, nicht in Holland, denn das sind zwei
» Provinzen (Nordholland und Südholland) westlich von uns.
» Ich wohne in der Provinz Utrecht, in Zeist. Holland ist nur, wenn Fußball
» ist.
» Hup!
»
» » Steht bestimmt in einem Deiner lesenswerten Beit¨rage.
»
» Danke fürs Kompliment,
Dor nich för.
steht aber vor allem oben in jedem Beitrag hinter
» meinem Namen.

Ach da. Fast so gut versteckt wie in dem orangenenfarbenen...
Ich sehe immer nur Werth.

Sollen wir noch mal was zum Seeräubärschiffe sagen?

Is das Bugteil das gleiche wie beim Wikingerschiffe und beim Trollschiffe?

(Immer hin waren sie aufmerksam genug, um es auch auf 16 Nupsies Breite zu setzen.)

Blinzelnde Grüße Bild! James, ein Bild bitte! James: ich finde auf die Schnelle kein Bild eines blinzelnden Eisbären.
Alles muß man selbär machen..

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M.a
»
» Viele Grüße
» Barbara


catt
25.03.2009, 12:46

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Hallo!

» Is das Bugteil das gleiche wie beim Wikingerschiffe und beim
» Trollschiffe?


Ich nehme an, du meinst dieses Teil?

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In dem Fall wäre es dasselbe Formteil, wobei es nur im Vikingerschiff auch in rotbraun vorkommt:

[link]http://www.bricklink.com/catalogItemIn.asp?P=2560&in=S[/link]

Vorder- und Hinterteil des Schiffes bestehen aus Teilen, die (bisher) nur in diesem Set vorkommen.

- catt


Eisbär
25.03.2009, 13:10

O haue ha!

Leewe catt!


» » Is das Bugteil das gleiche wie beim Wikingerschiffe und beim
» » Trollschiffe?
»
»
» Ich nehme an, du meinst dieses Teil?
»
»

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Nein.
Dies ist ein Mittelteil. Piratenschiffsrumpfteil, 16 Nupsies breit.
»
» In dem Fall wäre es dasselbe Formteil, wobei es nur im Vikingerschiff auch
» in rotbraun vorkommt:
»
» [link]http://www.bricklink.com/catalogItemIn.asp?P=2560&in=S[/link]
»
» Vorder- und Hinterteil des Schiffes bestehen aus Teilen, die (bisher) nur
» in diesem Set vorkommen.
» Das ist die Antwort. Danke sehr!

Schiffe(r) und -Innen (Möge der Klabautermann uns davor bärwahren!)* kennen weder vorne noch hinten, noch links noch rechts.

Eisbärigst
M.a

*Bärvor die Damen und Herren Feministen beiderlei Geschlechts mich.a steinigen: Frauen an Bord bringen Unglück. Insbesondere beim Heilbuttfischen.


Ein Bug(teil) ist meistens vorne, ein Heck(teil) meistens hinten.
» - catt


Jojo
25.03.2009, 14:43

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Ahoi!


Ich hatte ja auch schon Gelegenheit, mir einen konkreten Eindruck von diesem Schiff zu verschaffen. Aber leider kenne ich ja auch die lägändären Segler 6285 (1989) und 6286 (1993), also bin ich zutiefst voreingenommen gegenüber diesem neuen Schiffchen. Und zwar zu Recht, denn ich kann es nicht anders sagen: Das neue Schiff 6243 kann mit den alten Schiffen nicht mithalten. In keinster Weise.

Das geht schon bei der Besatzung los. 6285 hatte 8 Figuren. Also einen Käptn, eine Piratenbraut und 6 Handgasten; alles in allem also 8 vollwerthige Besatzungsmitglieder, wenn wir das alte Flibustier-Prinzip, daß Frauen an Bord nichts zu suchen hätten, mal außer Acht lassen. Auf 6243 hingegen befehligt der Käptn gerade mal einen Steuermann und zwei Matrosen. Und diese zwei Matrosen sollen die Segel setzen? Die an Bord befindliche Dame wird in ihrem schicken Kleid sicher nicht in die Wanten steigen wollen.
Es ist ja nett, wenn in einem Set gleich Figuren von verschiedenen Abteilungen enthalten sind, weil das den Spielwerth erhöht. Aber diese Maßnahme hat eben auch ganz entschiedene Nachteile.

Weiterhin gebe ich Kathleen recht, daß dieses neue Schiff jegliches maritime Flair vermissen läßt. Insgesamt macht es auf mich einen lieblosen Eindruck. So als ob man im Hause Lego einfach mal dem Druck der Massen nachgab, die es nach einer Piratenserie verlangte, aber man hatte eigentlich gar keinen Bock darauf, eine solche zu kre-ieren. Jedenfalls ist dieses Schiff echt lüttich gebaut. Ganz abgesehen davon, daß man die Reling ständig abgebrochen in den Fingern hat, weil sie nicht anständig befestigt ist, sind viele Elemente am Schiff einfach nicht funktionabel, nicht durchdacht, wirken wie uninteressiert dahingerotzt.

Zum Beispiel der Kran mit dem Netz: Der kann nur entweder schwenken, oder man kann das Netz etwas herablassen. Also was soll das dann?

Oder die Segel: Die sind lose über die viel zu dünnen Flexröhrchen geschoben. Man kann dabei zusehen, wie sie sich, dank ihrer Eigenspannung, auf den „Rahen“ (Ich muß dieses Wort einfach in Anführungszeichen setzen.) gegen Mitte zusammenschieben. Na toll. Außerdem ist es billig von Lego, die oberen Segel genauso groß zuzuschneiden wie die unteren. Und noch billiger ist es, das Bugsprietsegel nur einseitig zu bedrucken. Das mag ich zwar auch bei den Rahsegeln nicht, aber da fällt es weniger unangenehm auf.

Oder das Vorderschiff. Auf dem Vorderschiff gibt es nichts. Außer eine Reling mit zwei Gewehren, die keiner bedienen kann, weil er dann in der Luft hinge. Denn:

Das Deck. Es gibt keins. Es gibt nur den Rumpf und die Kajüte am Heck. Der Rest des Schiffs ist hohl. Keine Deckplanken, keine abgetrennten Laderäume im Rumpf oder am Bug. Bloß unter der Achterkajüte gibt es sowas wie einen Laderaum, aber da schwappt durch die offenen Bogensteine ständig das Wasser.

Und die Kajüte ist zwar ganz hübsch gebaut, aber zwecks Abnehmbarkeit ist sie nur an zwei Noppen befestigt. Also fällt sie leicht ab, wenn man das Schiff bewegt, zumal durch die insgesamt billige Bauweise des Schiffs mit wenigen Steinen einfach ein Ungleichgewicht besteht.

Da die Masten ja nicht durch ein langes Tau miteinander und mit dem Schiffskörper verbunden sind, hielt man natürlich auch einen nach hinten ragenden Mastbaum am hinteren Mast für unnötig. Gut, dieser Mastbaum war auch an 6285 quasi unnötig, sofern man sich nicht selbst ein Segel dafür bastelte; aber das fehlen eines solchen Teils reißt über der Kajüte von 6243 eine durch nichts gefüllte Lücke.

Und dann war da noch der Anker. Also an den früheren Schiffen war einer. An diesem nicht. Das hat es freilich mit 6289 (1996) gemein, welches ja auch schon den Niedergang von Legos eigener Baukunst andeutete.

Schön ist die Existenz einer Seejungfrau als Gallionsfigur, obschon sie etwas locker befestigt ist. Und schön sind auch die Figuren insgesamt. Aber ich habe den Eindruck, nach der Gestaltung der Figuren wollte man keine weitere Energie in die Gestaltung eines ordentlichen Schiffes stecken und ließ es mal eben vom Praktikanten entwerfen. Schade nur, daß der offenbar kein AFOL war.


Arrr, ihr Landratten! Das hat gutgetan.


Tschüß
Jojo


Eisbär
26.03.2009, 13:27

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Lieber Jojo!»

aber da schwappt durch die offenen Bogensteine ständig das
» Wasser.

Na, so richtig hochseetauglich waren die alten Schiffe ja auch nicht gerade.

B¨suchen Schwund muß man mit rechnen.

aber das fehlen eines solchen Teils reißt über der Kajüte von
» 6243 eine durch nichts gefüllte Lücke.

F.
»
Die sog. Rahen sind vielleicht ja spieltauglicher als dies alte Bärfestigungsdings, bei dem immer die Gefahr bestund, die Segel einzureißen.

» Und dann war da noch der Anker. Also an den früheren Schiffen war einer.
» An diesem nicht. Das hat es freilich mit 6289 (1996) gemein, welches ja
» auch schon den Niedergang von Legos eigener Baukunst andeutete.

Wie schon unser Vorredner* sagte: Früher war sowieso alles viel besser.

ließ es mal eben vom Praktikanten entwerfen. Schade nur, daß
» der offenbar kein AFOL war.

Ich bin mich.a nicht ganz sicher, ob ich es für richtig halten soll, wenn alle Praktikanten bei Lego Afols und/oder -Innen wären. Auch nicht, ob es gut wäre, wenn alle Modelle von AFOLS gestaltet würden. Allein schon aus Gründen des gewerkschaftlichen Organisierungsgrades der billunder Bärvölkerung.


»
» Arrr, ihr Landratten!
Sagt der Dortmunder:-)

» Das hat gutgetan.
Dat glöw ik.

Schall ik mi en köpen oder schall ik nich?



Offenbär ein Modell für Kinder.


Kindische Grüße
M*a
»
»
» Tschüß
» Jojo

*Sokrates? Demosthenes? Der Herr Neanderthal war ja auch muskulöser und brauchte keine kleinen blauen Tabletten. Oral-Topinambur oder wie die hießen.

PS

Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, was die Tabletten damit zu tun haben sollen, aber muskulöser waren sie. Vermuthlich auch zäher. Und schneller.
(Ich hoffe, es kommt niemand auf dumme Gedanken.)


Jojo
26.03.2009, 15:47

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Moin!


» Die sog. Rahen sind vielleicht ja spieltauglicher als dies alte
» Bärfestigungsdings, bei dem immer die Gefahr bestund, die Segel
» einzureißen.

Die Sache mit den ausgerissenen Segelbefestigungslöchern hat sich nun vielleicht erledigt. Aber die neuen „Rahen“ haben ihrerseits eine Tendenz, zu verknicken, weil sie ja aus Teilen bestehen, die ganz ursprünglich mal zum Verbogenwerden gedacht waren. Zudem sind sie am Mast drehbar gelagert. Und zwar nicht horizontal wie früher, sondern vertikal. Man kann die Segel also nicht mal in den Wind richten.

Dieses Schiff ist eindeutig nicht unter der Prämisse entwickelt worden, damit „Schiff“ zu spielen, sondern nur „Piratenvehikel, mit dem die Guten (haha, die Piraten) die Bösen (haha, die Staatsmacht) angreifen.“ Und Piraten fahren nun mal dummerweise auf sowas Altmodisch-uncoolem wie Segelschiffen, also mußte eins her. Quasi als notwendiges Übel, als unvermeidbares Dingenskirchen, auf dem Lego einigermaßen glaubwürdig das Spielwertelement „Kanone, schußbereit“ anbringen konnte.


» Wie schon unser Vorredner* sagte: Früher war sowieso alles viel besser.
» *Sokrates? Demosthenes?

Hm, weiß nicht, mehr, welche rantike Denker das gesagt hat, und was genau. Es ging wohl darum, daß jede neue Generation schlechter sei als die vorherige. Oder sogar darum, daß jede alte Generation beklage, wieviel schlechter doch die nachfolgende Generation sei. Jedenfalls hat sich natürlich am Wahrheitsgehalt beider (potentieller) Aussagen nichts geändert…

Aber selbst wenn man es sich zur Pflicht macht, nicht grundsätzlich alles Vergange besser zu finden als das Bestehende, so gibt es doch im Einzelfall gute Gründe dafür, etwas Vergangenes für besser zu halten als etwas Bestehendes. Und im Falle des Piratenschiffs ist es leider so.


» » ließ es mal eben vom Praktikanten entwerfen. Schade nur, daß der offenbar kein AFOL war.
» Ich bin mich.a nicht ganz sicher, ob ich es für richtig halten soll, wenn
» alle Praktikanten bei Lego Afols und/oder -Innen wären. Auch nicht, ob es
» gut wäre, wenn alle Modelle von AFOLS gestaltet würden.

Da gebe ich Dir recht. Aber ein AFOL würde eventuell die Modelle von vor 20 Jahren (mein Gott, ist das lage her!) kennen. Und Gutes daraus in aktuell zu entwerfende Modelle einfließen lassen. Das kann ich leider beim jetzigen Schiff absolut nicht erkennen.


» » Arrr, ihr Landratten!
» Sagt der Dortmunder:-)

Hier war neulich Landunter!


» Offenbär ein Modell für Kinder.

Das wäre ja auch nicht schlecht. Aber 6285 (also das Schiff von 1989) war ja ebenfalls ein Modell für Kinder. Und da ist mir, als ungeschicktem Kind, nicht ständig was beim Zusammenbauen wieder abgebrochen. Beim neuen 6243 hingegen habe ich kaum die Reling ordentlich anbauen könne, weil die so lüttich ist. Und als ich die separat gebaute Kajüte aufs Heck aufsetzen wollte, machte sich die schlecht austarierte Balance des Schiffs bemerkbar. Und das Ruder bricht immer ab. Und die „Rahen“ verschieben sich. Zumal man auf diese auch noch mittig einen Technic-Verbinder aufschieben soll, mit dem die Rahe („Rahe“) am Mast befestigt wird. („Papa, mach du!“)

Von all dem abgesehen muß ich das Set aber auch gar nicht aus der Sichtweise eines Kindes bewerthen. Ich darf es als Erwachsener bewerthen, und als solcher darf ich sagen, was ich denke: Das Modell ist schlecht.


Tschüß
Jojo


Kleines Paralipomenon:

Lego bewirbt dieses Schiff übrigens folgendermaßen auf www.lego.com, Kommentare in [eckigen Klammern] von mir:

„Das Große Piratenschiff ist der Stolz der Piraten, denn es hat alles an Board[sic!]: Kanonen zur Verteidigung [Haha! Verteidigung! Die armen Piraten müssen also ihre rechtmäßig erworbene Beut… äh Habe verteidigen.], eine komfortable Kapitänskajüte, Platz für die schönsten Schätze und einen Ausguck. [Ausguck wo?] Auch für die gefangene Tochter des Generals ist ein Platz. [Genau. Auf der Planke, denn Frauen haben ja an Bord (!) nichts zu suchen.] So ausgerüstet sind die Piraten für alle Abenteuer auf den Sieben Weltmeeren bereit [Es sei denn, sie müssen mal irgendwie navigieren.] – und auch für die königlichen Soldaten.“ [Na, mit zwei Männeken in einem Ruderboot werden vier stämmige Seebären mit drei Kanonen an Bord (!) ja wohl keine Schwierigkeiten haben.]


Shangheiko
27.03.2009, 04:44

Re: O haue ha!

Die Haue müsste doch von dem ihr zugeneigten kommen.
"Vikingerschiff"...
tstststs :-)

Schöne Grüße,
Heiko


Eisbär
27.03.2009, 08:43

Re: O haue ha!

» Die Haue müsste doch von dem ihr zugeneigten kommen.
» "Vikingerschiff"...
» tstststs :-)
»
» Schöne Grüße,
» Heiko

Liebär Heiko!

Kannse mal sehen, was -zig Jahre norwegischistanischen Einflußes auf dieselbe mit unserer Muttersprache angerichtet haben.


Beeinflußte Grüße
Mich.a


PS
Im übrigen ist es nicht (mehr ) gestattet, in diesem Forum zu Fragen der Rechtschreibung sich zu äußern.

PPS
Oder gilt diese Regel nur für...?


Andi
07.04.2009, 18:57

Re: Rezension zu 6243 - Großes Piratenschiff (Brickbeard's Bounty) 2009

Hallo

» der Hai kann eine ganze Minifig in einem Happ
» verspeisen.

der alte Hai paßt aber nicht ganz rein.

[image]



gruß
Andi