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«Schlaues» Spielzeug liegt im Trend

Berlin (ddp). Bildung boomt, seit die «Pisa»-Studie den deutschen Schülern nur ein mittelmäßiges Zeugnis ausgestellt hat. Schon die Kleinsten sollen nicht nur spielen, sondern auch lernen. Die Spielwarenindustrie hat darauf reagiert: Das Angebot an Lernspielzeug wächst. Aber ein «Muss» ist der Mini-Computer für das Kindergartenkind nicht, betonen Experten. Denn mit Bauklötzen lernen die Kleinen mindestens ebenso viel.

Zahlen, Formen, Farben, Buchstaben, erste englische Wörter - das lässt sich mit elektronischem Lernspielzeug üben. Wer richtig bis zehn zählt, wird mit einem Lied belohnt. Und wer früh und spielerisch anfängt zu üben, der tut sich später vielleicht in der Schule leichter, hoffen viele Eltern. «Die Nachfrage nimmt deutlich zu», sagt Steffen Kahnt, Pressesprecher des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels: «Viele Eltern möchten ihre Kinder so früh wie möglich fördern.» Zugleich wachse das Angebot, weil es für die Hersteller immer neue technische Möglichkeiten geben. So lernen Bücher sprechen, und Gemaltes wird am Computerbildschirm lebendig.

«Ein ´Muss´ sind diese Spielsachen für die Entwicklung der Kinder ganz sicher nicht«, sagt die Berliner Lernforscherin Professor Elsbeth Stern: »Kinder spielen genauso glücklich mit einem alten Topf und einem Holzlöffel.« Denn Spielen ist bei Kindern immer zugleich Lernen: Wenn sie drei verschieden große Schüsseln haben, erkennen sie Größenunterschiede. Und wenn sie dann auch noch Wasser von der einen Schüssel in die andere gießen dürfen, gewinnen sie ein Gefühl für Mengen. Wenn sie Bauklötze aufeinander stapeln, schulen sie die Geschicklichkeit ihrer Hände und machen erste Bekanntschaft mit den Tücken der Statik.

Stern sieht die neuen Spielangebote pragmatisch: »Kinder müssen sie nicht haben, aber sie schaden auch nicht.« Die richtige Mischung ist gefragt: »Es gibt auch für Vorschulkinder schon durchaus sinnvolle Computer-Spiele. Nur sollten sie eben nicht ausschließlich vor dem Bildschirm hocken, sondern auch rausgehen, toben, andere Kinder treffen.« Und ein Überangebot solle man vermeiden, rät die Wissenschaftlerin, die am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung arbeitet. Denn wenn zu viel Förderung auf die Kleinen einprasselt, schalten sie einfach ab.

Noch skeptischer bewertet Ingetraud Palm-Walter von »spiel gut«, dem unabhängigen Expertenausschuss für Spielzeug, die sprechenden und blinkenden Lern-Angebote für die Kleinsten: »Kinder müssen Neues mit allen Sinnen erfahren können, und diese Möglichkeit bietet das Lernspielzeug oft nicht«, sagt sie. Es gebe »nur sehr wenig wirklich gute Sachen«.

Außerdem dürfe man die Gefühlsebene nicht vergessen: »Wer bei seinen Eltern auf dem Schoß sitzt und mit ihnen ein Bilderbuch anschaut, lernt mehr, als ein Kind, das allein auf Knöpfe drückt«, sagt Palm-Walter. Denn die Eltern können auf die Fragen ihrer Kinder reagieren. Die Aufgaben seien außerdem oft zu komplex. Und die singenden und klingenden Belohnungen, die elektronische Spielsachen für die richtige Antwort bereithalten, führten dazu, dass Kinder sich immer wieder die gleiche Frage vornehmen - und überhaupt nichts Neues lernen.

Bildungsforscherin Stern rät Eltern, ihr Kind einfach aufmerksam zu beobachten, wenn es um die Wahl des passenden Spielzeugs geht. »Dann merkt man ziemlich schnell, wofür es sich gerade interessiert", sagt sie. Denn auch das zeigten die Forschungen: Kinder suchen sich selbst die Beschäftigung, die sie für ihre Entwicklung gerade brauchen.

(ddp)

Tja, als ob man heute mit blinkenden "Lernspielzeugen" schlauer werden könnte als früher mit Klötzchen, Förmchen und etwas formbarer Erdmasse. ;)

Gruß,

Carsten


meine Kindheit

Re: [B]«Schlaues» Spielzeug liegt im Trend[/link] von CarWag am 13. November 2005 13:42:56:

Re: [B]Wie konnten wir nur ohne dieses Zeug großwerden?[/link] von Bernd the Brick am 13. November 2005 16:13:26: