abhf
03.05.2005, 12:40

MOC-Planung – wie ich vorgehe



Hallo Legofreunde,

ich bin schon mehrfach gefragt worden, wie ich denn meine MOCs "plane", nach welchen Kriterien ich die Vorbilder aussuche etc. Vielleicht ist das mal ein Thema für ein Posting.

Ich versuche mal ein Kochrezept zu entwickeln:


1. Step – Das Vorbild

Die Wahl eines geeigneten Vorbildes ist schon die halbe Miete für ein gelungenes MOC. Welche Kriterien gelten für ein gutes Vorbild?

Wählen wir mal folgendes Bild eines in meinen Augen guten Vorbildes:

[link]http://mnold.man-nutzfahrzeuge.de/index/MAN-Nutzfahrzeuge/teile/img18079/0069_small.jpg[/link]


(P.S. Wir von mir zurzeit prototypisch umgesetzt)

Folgende Kriterien sind für mich an diesem Modell ausschlaggebend:

- Das Vorbild hat einen gewissen Einmaligkeitswert, d.h. so was hat nicht bereits jeder mal gebaut oder es existieren davon nicht bereits zig Superentwürfe, die nicht zu Toppen sind.
- Das Modell hat einige hervorragende Alleinstellungs- und Wiedererkennungsmerkmale wie z.B. die ungleich großen Räder, die Anordnung der Scheinwerfer, die Form der Motorhaube, das Trittbrett, die Rundung an der Kabinenfront etc.
- Das Modell weist keine mit Lego im gewählten Maßstab unlösbaren Formen auf und die wesentlichen Merkmale können mit Lego-Teilen gebaut werden. Z.B. die ungleich großen Räder mit großen und kleinen Speichenrädern (Achtung – Test an einem Prototyp wie das wirken wird, denn die Durchmesser der kleinen und großen Lego-Speichenräder ist sehr deutlich). Falls die Räder nicht zusammenpassen sollten, ist das Modell für mich gestorben. Einen etwas deutlicheren Unterschied in den Rad-Radien würde ich in Kauf nehmen, um den Unterschied sogar zu betonen.
- Es gibt ein attraktives Farbschema und die Teile müssen in den Farben verfügbar sein. Aufgrund der zu verwendenden Speicheräder in rot ist bei diesem Modell bereits eine Einschränkung gegeben. Also z.B. grünes Fahrzeug mit roten Rädern.
- Das Modell muss in den Basisabmessungen zu dem gewählten Maßstab passen. Hier also Kühler in 4w (Dachfirst und zwei Schrägsteine), dazu Kotflügel in 1w macht eine Breite von 6w, Kabine eher 7w, z.B. 2x2-trans-Paneele und drei Streben in 1x1 oder alternativ in Quer-Bauweise.
- Die offenen Punkte dürfen kein KO-Kriterium sein. Hier noch nicht absehbar ist die Umsetzung des Kühlers, insbesondere der Spitze, wobei ich dort einen Kompromiss eingehen würde. Eventuell eine Lösung mit einem gelben Schlauch als Kühlereinfassung. Und die Kotflügelausführung aus Bogensteinen oder Fliesen scheint auch noch ein wenig Tüftelarbeit zu sein. Insgesamt aber keine unlösbaren Fragestellungen.
- Sind die Teile in den gewählten Farben verfügbar, hier grüner Dachfirst für den Kühler?
- Sind die technische Fragen lösbar, z.B. lassen sich die Speichenräder mit den Achspinnen auch anders als mit den alten Achsteinen befestigen, um eine filigranere Achs-Konstruktion zu erreichen?

Zusammengenommen ist das Modell einen Probebau wert. Also folgt der


2. Stepp – Prototyp

Als Prototyp werden die kritischen Punkte des Designs und der technischen Fragestellungen gebaut.

- Hier also Prototypen für den Kühler, die Radanordnung, die Kotflügel und die Fensterfront mit den darunter liegenden Rundungen
- Bau eines Proportionsmodells, d.h. Bau einer Hilfskonstruktion für das Fahrgestell mit Anbau der Prototypen für Kühler, Räder, Front und Kotflügel vorn.

An diesem Prototyp wird das zusammenwirken der bestimmenden Teile getestet. Eventuell müssen dann noch Veränderungen an den Prototyp-Komponenten vorgenommen werden. Für den Prototypen benutze ich CAD, wenn ich die Teile nicht verfügbar habe, sonst bevorzuge ich realen Stoff, natürlich auch in Falschfarben.


3. Stepp – Umsetzung

Für die Umsetzung beschaffe ich zunächst die kritischen Materialien, da ich am liebsten Modelle in einem Zug baue. Das gelingt nicht immer, denn durch Änderungen in der Umsetzungsphase fehlen immer wieder andere Elemente. Ansonsten wird anhand des Prototypen das endgültige Modell gebaut. Und wenn alles gepasst hat, kommt ein hübsches, kleines MOC dabei raus.



So, das beantwortet vielleicht einige der mir immer wieder gestellten Fragen. Kommentare sind herzlich willkommen. Falls noch jemand einen Vorschlag zur Räderkombination hat, immer her damit. Denn die Kombination der Speichenräder ohne den Rest des Modells sieht eher negativ aus. Vielleicht sieht die Kombination der Speichenräder in Verbindung mit den großen Front-Kotflügeln besser aus. Aber das teste ich erst in den nächsten Tagen.


Andreas Böker (abhf)




mijasper
03.05.2005, 14:08

Re: MOC-Planung – wie ich vorgehe


Re: [B]MOC-Planung – wie ich vorgehe[/link] von abhf am 03. Mai 2005 12:40:17:


Hallo Andreas!

Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!
Ich nehme an, diese Vorgehensweise ist auch bei deinen größeren Modellen zum Tragen gekommen ...?

Eine kleine Anmerkung zum Randthema Falschfarben:
Mitunter setze auch ich unterschiedliche Farben ein, etwa zur Prüfung dessen, ob etwas überhaupt machbar ist.
Doch was das optische, auch auf den Maßstab bezogene Zusammenwirken der einzelnen Komponenten/Baugruppen betrifft, so lehne ich persönlich eine Verwendung von Falschfarben ab, da sie mir bisweilen ein verzerrtes Bild bescheren.

Aber mit diesem Problemchen hast du offensichtlich - ich denke nur an deine wunderschönen Gebäude! - und glücklicherweise nicht zu kämpfen.


Gruß,
Michael




abhf
03.05.2005, 17:39

Re: MOC-Planung – wie ich vorgehe


Re: [B]Re: MOC-Planung – wie ich vorgehe[/link] von mijasper am 03. Mai 2005 14:08:18:


Hallo Michael,

>Ich nehme an, diese Vorgehensweise ist auch bei deinen größeren Modellen zum Tragen gekommen ...?

Ja, ganz ähnlich. Hier baue ich auch immer Muster wichtiger Elemente wie Fenster oder Ziergiebelteile. Hier steht dann immer noch ein weiterer Punkt im Vordergrund: Die Fassadeneinteilung. Die Anzahl der Fenster muss ja mit der Fassadenbreite zusammenpassen und die Elemente der Fassade (z.B. die Türmchen usw.) müssen auch richtig eingeteilt werden. Das ist ohne Muster und auch Taschenrechner gar nicht so einfach.

[link]http://festum.de/1000steine/album/album439/Haus_03.sized.jpg[/link]

Zudem muss das Breiten-Höhenverhältnis passen. Wobei Abweichungen im Allgemeinen gar nicht auffallen....

>Eine kleine Anmerkung zum Randthema Falschfarben:
>Mitunter setze auch ich unterschiedliche Farben ein, etwa zur Prüfung dessen, ob etwas überhaupt machbar ist.
>Doch was das optische, auch auf den Maßstab bezogene Zusammenwirken der einzelnen Komponenten/Baugruppen betrifft, so lehne ich persönlich eine Verwendung von Falschfarben ab, da sie mir bisweilen ein verzerrtes Bild bescheren.

Das ist richtig. Aber lieber schnell einen Entwurf mit falschfarbigen Teilen, als stundenlang Teile suchen und hinterher verwerfen, weil es nicht funktioniert. Dann lieber erst ein Funktionsmuster und dann ein Farbmuster.

>Aber mit diesem Problemchen hast du offensichtlich - ich denke nur an deine wunderschönen Gebäude! - und glücklicherweise nicht zu kämpfen.

Wenn du dich da mal nicht täuschst.



Andreas Böker (abhf)




Navigation
03.05.2005, 20:50

Re: MOC-Planung – wie ich vorgehe


Re: [B]MOC-Planung – wie ich vorgehe[/link] von abhf am 03. Mai 2005 12:40:17:


Hi Andreas,

besonders beeindruckend finde ich, wieviel Geduld einige beim bauen aufbringen. Ich musste mich heute schon zusammenreißen ca. 20 bis 30 Platten auf einem kleinen Winnie-Puuh-Mosaik um eine Noppe zu versetzen weil ich mich verbaut habe. Normalerweise hasse ich es wie die Pest, irgendetwas doppelt zu bauen. Von irgendwelchen Farbmustern, Prototypen u.dgl. mal ganz zu schweigen :-)

Ich kann auch BAs nicht leiden, in denen irgendein Submodell gebaut werden soll und dann steht "4x" oder sowas dahinter... ätzend. Oder Modelle bei denen man erst eine linke Seite baut und dann den selben Quatsch nochmal spiegelverkehrt... auch ätzend. ISD ...wuaaah.

Vor einigen Wochen ist mir mein aktuelles Projekt die Treppe runtergepurzelt, liegt heute noch in Einzelteilen unangetastet zwar nicht mehr unter der Treppe aber in einer Kellerecke. Dabei ist da durch vorher schon eingebaute "Soll-Bruchstellen" nichtmal allzuviel entzwei gegangen. Eigentlich hätte das mein TSL-Modell werden sollen... eigentlich...

Gruß, René



Luigi
03.05.2005, 22:05

und so mache ich es


Re: [B]MOC-Planung – wie ich vorgehe[/link] von abhf am 03. Mai 2005 12:40:17:


Hallo Andreas,

Dein Posting ist wirklich interessant. Ich bin erstaunt, wieviel Zeit und Gehirnschmalz Du schon in die Auswahl eines geeigneten Vorbildes steckst. Und bei der Auswahl machst Du dir schon sehr detailiert Gedanken über die Realisierung.

Ich gehe wie folgt vor:
Ich suche mir ein passendes Vorbild, meistens begegnet mir das Vorbild und ich beschließe, dieses nachzubauen, z.B. das hier:
[link]http://home.teleos-web.de/lhavighorst/mini_actroskrone.jpg[/link]

Als nächstes Suche ich Bilder oder Unterlagen, die die Proportionen möglichst gut wiedergeben. Am besten geeignet sind natürlich technische Zeichnungen wie diese hier:
[link]http://home.teleos-web.de/lhavighorst/minilkw_actros2.gif[/link]
Aber auch Aufnahmen von der Seite und von vorn / hinten sind gut genug, um die Proportionen zu bestimmen. Schlecht sind Fotos von z.B. schräg vorn.

Als nächstes folgt der erste Prototyp, der lediglich die Proportionen des Originals besitzt, d.h. Radstand, Höhe, Länge und Breite müssen stimmen. Hierzu benutze ich gebrauchte Legosteine in gerade verfügbaren Farben, der Prototyp ist somit kunterbunt.

Dann folgt die Detailarbeit: Gestaltung des Kühlergrills, der Fahrerkabine, etc., immer noch kunterbunt.

Wenn das Design soweit feststeht, folgt der Neubau aus neuwertigen Steinen in den richtigen Farben. Bei diesem Neubau fallen häufig konstruktive Verbesserungen auf, die durch das häufige Umbauen in der Prototypenphase nicht offensichtlich waren, z.B. wird sichtbar, daß sich mehrere einzelne Platten durch eine große ersetzen lassen und somit das Modell stabiler wird. Damit erhalte ich folgendes Ergebnis:
[link]http://home.teleos-web.de/lhavighorst/minilkw_gal07.jpg[/link]

Jetzt wird es Zeit, BOA, das Suche-Forum oder Bricklink zu besuchen.

Dann noch die Aufkleber, und das MOC ist fertig.
[link]http://home.teleos-web.de/lhavighorst/minilkw_gal01.jpg[/link]

Anschließend baue ich das MOC noch in LDraw nach. So bin ich sicher, das MOC auch noch viele Monate nach der Erstellung nach einem Unfall wieder zusammen setzen zu können. Außerdem kann ich dann ein paar Details des MOCs gut darstellen, wie z.B. die Kabine.
[link]http://home.teleos-web.de/lhavighorst/minilkw_kabine_kl.gif[/link]

Und viel viel später findet man das MOC auch auf meiner Homepage Luigis Legoseite .

Gruß

Ludger





friccius
04.05.2005, 10:58

Mein Weg


Re: [B]MOC-Planung – wie ich vorgehe[/link] von abhf am 03. Mai 2005 12:40:17:

[center][link]http://festum.de/1000steine/album/album318/01_Beduine.sized.jpg[/link][/center]


[center]Davon gibt es mehr auf dem TSL2005 in Berlin[/center]


Hi Folks!

Am Anfang steht die Idee oder eine Vision vor meinem geistigen Auge.

Dann setze ich mich in einer ruhigen Minute einmal zu meinen Steinekisten und nehme einen Stein in die Hand, dann einen zweiten und einen dritten. Und so weiter. Irgendwann, nach vielen Versuchen und Irrtümern, unzähligen Steinekäufen, manchmal gar erst Monate später, steht dann ein Modell vor mir, welches meiner Idee ziemlich nahe kommt und mit dem ich gut leben kann.

Das war's. Zeit für die nächste Vision.

Vie leG rüße
Andreas

P.S.: Manchmal benutze ich sogar Fotos oder Vorlagenskizzen, sofern diese innerhalb von Minuten über das Internet verfügbar sind.



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