Thekla
01.12.2001, 19:19

Heute morgen in der Zeitung:


achrichten : Kultur : Tagestipp
1.12.2001




Was machen wir heute?

Einen Raumgleiter zerschmeißen

Wie ein Vater Berlin erleben kann

Andreas Austilat

Meine Kollegen sind ja sehr nett. Nehmen richtig Anteil. Fragen dann zum Beispiel: "Und, was habt Ihr gestern abend so gemacht?" - "Och", habe ich neulich geantwortet, "wir haben mit Lego gebaut". Nun ist das nichts Ungewöhnliches, wenn ein Vater mit seinen Kindern Lego spielt. Ich habe aber nicht mit meinen Kindern gebaut, sondern mit meiner Frau.

Zugegeben, das klingt ein bisschen merkwürdig. Man könnte denken, wir würden uns zurück entwickeln. Das kommt ja vor, gerade bei Eltern, die eben erst ein Kind bekommen haben. Die fangen dann an, komisch zu reden, sagen Sätze wie "hast du Aua" oder "der Wauwau ist lieb". Machen wir gar nicht, dafür sind unsere Kinder mit fünf und zehn viel zu alt.

Nein, unser Lego-Interesse hat ganz praktische Gründe. Lego heute ist nämlich nicht mehr das Gleiche wie vor 30 Jahren, als es höchstens fünf oder sechs Noppenklötzchen und vielleicht noch ein paar schräge Dachsteine gab. Heute gibt es mindestens 100 verschiedene Teile. Es ist auch nicht mehr so, dass man mit diesem Lego ein Haus baut, ein Auto oder vielleicht mal ein Schiff - obwohl das mit den eckigen Klötzchen schon verdammt schwer war. Mit diesem Lego baut man zum Beispiel Sattelschlepper, Unterseeboote oder Raumgleiter, die alle ziemlich echt aussehen.

Irgendwann aber zerlegen sich die Sattelschlepper, Unterseeboote und Raumgleiter in ihre Bestandteile, mischen sich in irgendeiner großen Kiste. Tja, und das war's dann. Selbst mit Anleitung ist es ziemlich schwierig, aus tausenden kaum identifizierbaren, hochspezialisierten Teilen einen nagelneuen Sattelschlepper zu zimmern.

Wir haben dann eine Weile über die Legoleute geschimpft, dass doch bei diesem neumodischen Kram die ganze Kreativität auf der Strecke bleiben würde, weil man so einen Sattelschlepper eben nur basteln könnte, wenn man sich sklavisch an die Anleitung hält. Abgesehen mal davon, dass die Modelle alle ziemlich teuer waren. Und jetzt sind sie kaputt. Also haben wir Bauanleitungen verteilt und zu viert mit der Rekonstruktion begonnen.

Leider haben die Kinder den Sinn dieses Unternehmens nicht so richtig verstanden, einfach irgendwas gebaut, mit Propeller hier und Düse da. Zugegeben, sie hatten ihren Spaß. Aber es kommt natürlich nicht viel raus dabei. Ich meine, Propeller hier und Düse da, was soll denn das sein. Nein, haben wir also gesagt, so wird das nichts. Also mussten wir uns abends selber hinsetzen, mehr oder weniger heimlich, um wieder Ordnung in die Lego-Welt zu bringen. Und dann ist es mir tatsächlich gelungen, diesen Raumgleiter zu rekonstruieren.

Das Dumme ist bloß, es wollte ihn keiner haben. Weil das Beste an Lego nicht das Spielen, sondern das Bauen ist, weil es sowieso nichts Langweiligeres gibt als ein fertiges Modell. Aber was machen wir jetzt mit dem Ding? Sollen wir uns einen Lego-Raumgleiter auf den Fernseher stellen? Zerschmeißen. Am besten, wir zerschmeißen ihn.

Statt der Modellbaukästen nimmt man von Lego lieber die Steine pur, die gibt es in Eimern.


Gruß

Thekla


Michael
01.12.2001, 19:22

Nicht schlecht, die Zeitung... (ohne Text)


Re: [B]Heute morgen in der Zeitung:[/link] von Thekla am 01. Dezember 2001 19:19:28:




Philer Bär
03.12.2001, 13:12

Re: Heute morgen in der Zeitung:


Re: [B]Heute morgen in der Zeitung:[/link] von Thekla am 01. Dezember 2001 19:19:28:

Weil das Beste an Lego nicht das Spielen, sondern das Bauen ist, weil es sowieso nichts Langweiligeres gibt als ein fertiges Modell.

LLL!


Schøhøn! Daß ich das noch erleben durfte!
Endlich mal wieder ein korrekter deutscher Weil-Satz!

Weil, und das ist ja des Öfteren bewiesen, das korrekte Bilden und vor Allem: Beenden von Sätzen, die mit "weil" eingeleitet sind, nicht (mehr) so leicht von der Lippe u Taze geht, wie unsere Lehrer sich erhofft hatten.

Ganz ABSgesehen vom semantischen Inhalt des Satzes.

Erfreute Grüße

M:a


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