Seeteddy
01.10.2022, 02:53

+30Brückenbau (15): Eine Brücke für Lazari

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Eine Brücke für Lazari

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Die Beschreibung des achttägigen Ritts von Uxetam nach Hilgar als
"beschwerlich" spottete schon immer den tatsächlichen Strapazen dieser
jährlichen Expedition. Niemand im Dorf, der diese Reise in seinem
Leben schon einmal hinter sich gebracht hat, würde anderes berichten.
Das größte Hindernis ist wohl die Rhyneue, die sich unten im Thale
durch ihre sumpfig-morastigen Auen schlängelt. An den breitesten
Stellen ist der trübe, langsam vorbei ziehende Strom in Wirklichkeit
nur hüfthoch und kann eigentlich gefahrlos überquert werden. Der nicht
sichtbare Grund dieses eigenwilligen Gewässers war jedoch schon immer
ein steter Quell von unheimlichen Sagen und abergläubischen Legenden.
Zu allem Überfluss lauert bei jeder Überquerung noch die Gefahr, dass
ein Pärchen der eigentlich nachtaktiven aber extrem neugierigen
Vierglubscher die Köpfe aus dem Wasser erhebt. Diese sind zwar
harmlos, flößen aufgrund ihres plötzlichen und lautlosen Auftauchens
aus den trüben Fluten Reisenden jedes Mal einen immensen Schrecken
ein.

Seit Anbeginn der Zeit ist es Tradition, dass sich Abordnungen der
Dorfältesten von Uxetam und Hilgar nach Vergehen eines Sommers
visitieren, um ihre Freundschaft bei den Festivitäten rund um den für
beide Clans unverzichtbaren Handelstag zu erneuern. Im vergangenen
Jahr wurde Koger, dem Sohn des Schmieds, zum ersten Mal in seinem
Leben die Ehre zuteil, als Mitglied der Uxetamer Delegation seinen
alten Vater zum Handelstag nach Hilgar zu begleiten. Und Potzblitz,
schon während der Willkommensfeierlichkeiten am ersten Abend war es um
ihn geschehen, als ihm Lazari, die Tochter des Honigmachers von
Hilgar, zugeneigte Blicke zuwarf. Nach seinem späteren Tanz mit ihr
war Koger bis über beide Ohren in die entzückende junge Frau verliebt.
Da er die Reifeschwelle aber erst in neun Monaten erreichen würde,
blieb ihm nichts anderes übrig, als in Erinnerungen an die schönen
Tage schwelgend die strapaziöse Heimreise anzutreten. Im kommenden
Jahr würden die Feierlichkeiten in Uxetam stattfinden und Lazari hatte
wahrhaftig versprochen, ihn dort wiederzusehen. Was konnte er also
weniger tun als ihr die Reise in seine Heimat im kommenden Jahr so
angenehm wie möglich zu gestalten?

Bei der Bestandsaufnahme in Vaters Vorratsschuppen wurde schnell
deutlich, dass er mit den dort gehorteten Abrissteilen nicht weit
kommen würde. Er hatte die Schmiedelehre bei einem Vater bereits
abgeschlossen, und so begann er zu schmieden, jeden einzelnen Tag, von
morgens bis abends, ein ganzes Jahr lang. Er zog nur seinen seit
Kindertagen besten Freund Lurk ins Vertrauen, den Sohn des
Holzfällers. Zusammen schmiedeten und hämmerten sie und fügten die
neue Brücke - fernab des Dorfes, auf halbem Weg nach Hilgar - Stück
für Stück zusammen und konnten die Arbeiten rechtzeitig vor dem
nächsten Handelstag abschließen. Die Ältesten des Dorfes würden ob der
neuen Brücke Augen machen wie Vierglubscher, wenn sie die Delegation
Hilgars am Ufer der Rhyneue erwarteten. Und er würde Lazari bald
endlich wiedersehen, nachdem sie ohne durch den Fluss und den Morast
zu stapfen das Thale über die Brücke überquert hätte. Seine Brücke für
Lazari.

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In Internetforen wimmelt es nur so von fehlerhaften Zitaten.

Johann Wolfgang von Goethe


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