Zypper
13.04.2021, 20:26

+7Projekt 366: Beiträge mit weißen 2x4-Steinen

204 – Eine weiße Pyramide

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Einer der erklärten Klassiker sind Pyramiden: Sie sind auf einem Publikumsbautisch so gut wie immer auseinanderzunehmen, wenn der Ausstellungstag rum ist und die Steine wieder zerlegt werden müssen, weil sie sonst nicht in die Kiste passen. Als Auseinandernehmer hat man Glück, wenn man ein hohles Exemplar wie auf dem Bild schreddern darf. Es gibt nämlich auch ausgesprochen massiv ausgeführte Pyramiden, dem angebotenen Steineüberfluss sei Dank! Nur würde man bei einer Füllung der hier abgebildeten Variante selbstredend nicht auskommen mit der für heute vorgesehenen Steinezahl …

214 – Eine weiße Doppel-Pyramide

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Ebenfalls weit verbreitet auf den öffentlichen Bautischen ist diese Variante einer Doppel-Pyramide, die umso schwieriger zu bauen ist, je „geschlossener“ sie an dem einen Ende werden soll. Es erfordert das ganze Geschick eines kleinen Baumeisters, hier einen sauberen Lückenschluss hinzukriegen, ohne das fragile Bauwerk nicht mit dem letzten Stein, dem letzten feierlichen Däumchendruck, völlig zu zerstören. Da gilt es dann, die Zähne zusammenzubeißen und einen neuen, verbesserten Entwurf zu wagen. Überhaupt ist es sehr inspirierend, an so einem Bautisch Dienst zu schieben. So gut wie alles, was da „spontan“ für ein paar Stunden entsteht, ist ein donnerndes Argument gegen jeden Set-Bullshit, mit dem TLC seine Kundschaft beglückt: LEGO Steine wollen und sollen jeden Tag etwas anderes sein können. Was genau? Es liegt in deiner Hand!

227 – Ein weißer Turm

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Die fortgeschrittenen kleinen (und großen) Baumeister an einem öffentlichen Bautisch wagen sich manchmal an Konstruktionen wie diese heran, wo nicht alle Noppen im rechten Winkel aufeinander liegen und – dem schier endlos zur Verfügung stehenden Material sei Dank – mehr oder weniger unkontrolliert in die Höhe wachsen. Da reicht der Tisch nicht mehr als Basis, denn Kinderarme erreichen die oberste Etage nicht mehr, da muss der Fußboden zum Fundament werden, und das Kind steht bauend daneben. Und wenn auch das nicht mehr ausreicht und ein Ende des Wachstums nicht zu erkennen ist, steht das Kind auf dem Bautisch und arbeitet mit vor Eifer mahlenden Kiefern von dort weiter: Der Himmel ist die Grenze. Da ist dann der alte Appell an die Maßlosigkeit wieder zu spüren, den LEGO früher auszusenden verstand und der leider durch die einseitige Fixierung auf phantasiekastrierte Ein-Modell-Sets verloren gegangen ist. Hier aber schlägt das Herz dieses so phantastisch sein könnenden Spielzeugs, das es ja nach wie vor ist …

254 – ein weißes Gitter-Quader

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Oft zu beobachten an öffentlichen Bautischen sind Versuche, die Struktur der Steine „an sich“ zu thematisieren. Es geht also weniger darum, etwas zu schaffen, das etwas „sein soll“, sondern darum, die Steine durch bloßes Aneinanderfügen zu etwas werden zu lassen, wobei dem Prozess des Werdens mehr Aufmerksamkeit zukommt als dem Vollenden. Denn wie soll ein Bau wie dieser je „fertig“ werden können, wenn noch Tausende Steine auf dem Tisch dazu einladen, auf die einmal gefundene Art und Weise fortzufahren, bis der Ausstellungstag zuende ist? Wenige sind es, die so etwas versuchen, kleine Baumeister (ich hab dabei bisher nur Jungs beobachtet), die ich nur zu gut verstehen kann. Ich kann mich erinnern: als ich auch so klein war, gab es bei mir ganze Nachmittage, die nur „strukturellem“ Bauen gewidmet waren. Natürlich hatte ich damals nicht dieses Wort dafür, und es ist dies auch nur ein armseliger Behelf für das, was mich damals schon fasziniert hatte an den bunten Steinen, auch wenn ich selbstverständlich nur wenige davon hatte, um meine Forschungen auch nur ansatzweise in die gewünschte Richtung voranzutreiben. Was mich heute wundert: wie wenig ernst ich meine eigenen Ideen genommen habe, wie rasch ich vieles wieder habe verschwinden lassen, um anschließend gleich doch wieder „etwas Richtiges“ zu bauen, also ein Auto oder ein Haus oder etwas, das fliegen können sollte.

Was wäre geschehen, wenn ich vor fünfzig Jahren schon über diese Menge 2x4er verfügt hätte, die ich heute mein eigen nenne, und wenn ich meine damaligen Ideen hätte verwirklichen können? Was, wenn es auch schon um 1970 herum so lächerlich leicht gewesen wäre, zu fotografieren und das Fotografierte im selben Moment in einem Forum mit Gleichgesinnten zu teilen? Hätte ich Zuspruch geerntet, Ermutigung, Solidarisierungen, wenigstens Verständnis? Hätte das – in der Konsequenz – unter weiteren Umständen meinen Lebensweg beeinflussen können? Wäre ich – mit einem Wort - ein anderer als heute?

Perfide Gedanken wie diese schlägt man sich am Besten aus dem Kopf.

Und baut weiter.

303 – eine weiße gefaltete Wand

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Kein von mir bestrittener Kindergeburtstag kommt aus ohne diesen Progammpunkt:

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Hier ergießt sich ein blauer Tsunami auf erwartungsvolle kleinen Baumeister.

Wir bauen einen Ring, in den wir alle reinpassen. Erforderlicher Umfang: 170 bis 172 Steine pro Lage. Erforderliche Höhe (damit das Ding halbwegs stabil bleibt und zum Beispiel in den Garten getragen werden kann): 17, wie hier im Bild. Macht zusammen 2.924 Steine, ich weiß, aber das ist ungefähr die Menge, die in eine Fahrradsatteltasche passt, denn zu den Terminen reise ich immer mit dem Rad beziehungsweise mit Bahn/Rad an. Eine Wand von 17 Lagen Höhe kriegt man jedoch nicht mehr gebogen, das muss also deutlich früher geschehen, so vier bis fünf Lagen sind ideal, da ist das Zeug noch biegsam genug. Ist der Ring erstmal geschlossen, kann’s ruhig in die Höhe gehen, aber da wird es dann bisweilen schon schwierig für kleine Hände. (Ich helfe natürlich mit, auch die Väter des Geburtstagskindes sind in aller Regel voll bei der Sache.) Auch ist es nicht einfach, die Vorgaben zu befolgen, damit der Ring stabil bleibt und die Steine immer schön „über Kreuz“ liegen. Gehalten wird das ganze nämlich nur, weil jeder einzelne Stein eigentlich nur weg will. Und da das alle wollen, blieben alle hübsch an ihrem Platz.
Der magische Moment entsteht, wenn die Kinder im Ring Rücken an Rücken stehen und den Ring über ihrem Köpfen rotieren lassen. Einzigartig das knisternde Geräusch, das der Ring macht. Das hört man selbstredend nur, wenn alle die Klappe halten. Aber das tun die meisten in diesem Moment von sich aus …


Mit Gruß und Dank
Zypper

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Mitglieder, denen dieses MOC gefällt:

BRUNO , Tilli , , Ferdinand , Andor , Valkon , Schwabenstein2x4 (7 Mitglieder)

grubaluk
13.04.2021, 22:17

Als Antwort auf den Beitrag von Zypper

Kunst mit mit weißen Steinen (O.Eliasson)

Hi,
was passiert, wenn man große Mengen weißer (allerdings nicht unbedingt nur 2x4) LEGO-Steine unter die Leute bringt, hatte ja schön der nicht ganz unbekannte Künstler Olafur Eliasson vor ein paar Jahren mit interressanten Bildern gezeigt. Hatte aber auch wohl mehr Geld in der Hinterhand, als wir das so haben. Naja, man muss gönnen können.

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Gruß
Andreas



Zypper
14.04.2021, 21:17

Als Antwort auf den Beitrag von grubaluk

Re: Kunst mit mit weißen Steinen (O.Eliasson)

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Hi, Namensvetter,

danke für's Zeigen! Ja, genau so - und doch jedes Mal ganz anders sieht's auf den Bautischen aus, wenn man d'Leut einfach mal machen lässt. Hoffentlich ist das bald wieder mal möglich!

Grüßle
Andreas


Mit Gruß und Dank
Zypper

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