arminpfano
24.10.2014, 21:46

+43Kleines Fachwerkhaus als Versuchsträger für Bautechniken

Hallo allerseits,

hier ein Projekt, das ich in erster Linie als Studie für interessante neue Baukonzepte gebastelt habe: ein kleines Wohnhaus in mittelalterlichem Baustil mit Fachwerk, allerdings modernisiert. Es ist also kein historisches Szenario wie die fantastischen Sachen von Derfel Cardan (seine Medieval-Anleitung ist wohl allen bekannt) , sondern Teil des alten Stadtkerns meiner (noch zu bauenden) Megacity

Hier erst mal das Haus in Gesamtansicht:

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Am Haus selbst habe ich versucht, möglichst stilecht die typischen Attribute nachzubilden. Auf rein optische Effekte wie verschiedenfarbige Steine oder Vorsprünge etc. in der Mauer o.ä. habe ich zugunsten klarer Formen mal verzichtet.
Das ist auch mein erstes Objekt in Klapptechnik. Funktioniert gut und ist viel praktischer als aufeinander gesetzte Stockwerke.

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Der Schornsteinzug geht übrigens durch, jedes Stockwerk hat einen angeschlossenen offenen Kamin. Mir fehlt nur noch einer dieser Leuchtdioden für das Feuer...


Interessant sind vermutlich drei Dinge:

1) Die APADIFA-Bautechnik des Fachwerks
2) Der Keller
3) Die Konstruktion des umliegenden Geländeverlaufs


Im Detail:

1) Die APADIFA-Technik

Zu „Armins Patent-Diagonal-Fachwerk-Bautechnik“ hatte ich kürzlich einen Beitrag im Bautechnik-Bereich geschrieben, da wird der Aufbau detailliert dargestellt. Danke für die vielen „Likes“ übrigens, auch für mein "Kleines Fachwerk-Kompendium"!

Ziel bei diesem Haus war es, eine besonders filigrane Bauweise mit möglichst realistischen Diagonalbalken für die Eckverstrebungen zu entwickeln. Das Haus sollte vorne zwei Fenster mit Klappläden nebeneinander haben und stellt die schmalstmögliche Variante mit dieser Bautechnik dar (16 Noppen auf der Höhe des Fachwerks).
Hier eine Nahaufnahme des Fachwerk-Teils.

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Spezifisch an diesem Haus ist, dass die Wandteile außen miteinander verbunden sind, und zwar über kleine Abschnitte des flexiblen 618er-Schlauchs (schwarze Wands o.ä. wären auch möglich). Das ist zwar architektonisch nicht korrekt, passt aber zu den Zierelementen über den Fenstern, sieht irgendwie nach Holzkonstruktion aus, und trägt daher positiv zum Gesamteindruck bei. Der Gewinn: Die Innenräume bleiben komplett frei von irgendwelchem Hinterbau und können voll für die Einrichtung genutzt werden. Das ist für ein so kleines Haus wichtig – das Innenleben strahlt ohnehin schon die typische Gedrängtheit eines Altbaus mit niedrigen Decken und kleinen Räumen aus.


2) Der Keller


Keller werden bei den meisten MOCs sträflich vernachlässigt. Das ist schade, sowohl aus architektonischer wie aus gestalterischer Perspektive. Ich werde künftig die Keller immer mitbauen. Das hängt auch mit Punkt 3) zusammen (s.u.).

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Man sieht hier das alte Gewölbe mit geweißelter Decke und einem Boden aus gestampfter Erde. Über dem Gewölbe die Balkenstruktur, auf der der Fußboden im Erdgeschoss aufliegt (für das Klappmodell durchgesägt – hoffentlich hält die Statik), außerdem den Kellerabgang.


3) Die Konstruktion des umliegenden Geländeverlaufs

Ich muss es einmal laut sagen: Ich HASSE die Standard-Lego-Straßenplatten. Bei vielen Szenarien ziehen die Platten tolle MOCs, die eigentlich schon echter Modellbau sind, wieder auf die Spielzeug-Ebene zurück. Diese erzwungene 2D-Darstellung des Geländeverlaufs ist einfach schrecklich unrealistisch und langweilig anzusehen.

Hier eine flexible Alternative: Im Fundament des Gebäudes (der Außenwand des Kellers) sind einige einzelne Technik-Löcher. Mit den üblichen Pins werden daran Verstrebungen (hier mit Negativslopes gemach) befestigt, auf denen dann das umliegende Gelände modelliert wird. Hier wären das der Gehsteig, eine angedeutete Pflasterstraße, sowie ein Kellerabgang. Gerade mit solchen dreidimensionalen Elementen kann man MOCs eine ganz andere Tiefenwirkung geben.

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Das „nackte“ Haus mit den abmontierten Geländeteilen aller Seiten:

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Die Technik habe ich entwickelt, weil ich a) meine Häuser leicht und platzsparend wegstauen können will (das übliche Platzproblem), und b) damit ein kreativer Stadtbau aus soundsoviel fertigen Häusern möglich wird. Die Zwischenteile mit Straßen, Wegen, Parks etc. sind viel einfacher zu gestalten, wenn man die Häuser mal aufgestellt und per Unterbau auf die richtige Höhe gebracht hat. Das ergibt einen plastischen Eindruck von der Gesamtsituation. Ich bin gerade dabei, mit dieser Technik einen richtig hügeligen Mittelalter-Stadtkern mit vielen Treppchen, Absätzen, Mäuerchen etc. zu gestalten. Posting folgt (irgendwann...).

Soweit mal dieses Projekt. Vielleicht regt es jemand zu weitergehenden Ideen an. Über einen Austausch würde ich mich freuen.

Viele Grüße und stabiles Bauen


Armin



dixip
24.10.2014, 22:25

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Kleines Fachwerkhaus als Versuchsträger für Bautechniken

Punkt 3 finde ich grad sehr spannend, weil ich das gerne genommene platte Land auch nicht so niveauvoll finde ;)

Der Anbau ist aber nicht standardisiert, sondern hausspezifisch vorgesehen, oder? Also das ist nur "drangestöpselt", um es abgebaut besser unterzubringen? Ansonsten könnte man ja über einen flexiblen Anbau nachdenken, das ständig neu kombiniert werden kann... Zumindest Material dürfte man mit solchen Gehwegen schon sparen, was man dann für die Erhöhung mehrere Häuser zwecks Kellereinbau gleich wieder verbauen kann!?

Ansonsten ein ziemlicher Cliffhanger, den Du einem jetzt vorsetzt. Die Fortsetzung, wie Dein Konzept mit mehreren Häusern/Modulen funktioniert, wird jedenfalls von mir schon mit Spannung erwartet.



arminpfano
24.10.2014, 22:34

Als Antwort auf den Beitrag von dixip

Re: Kleines Fachwerkhaus als Versuchsträger für Bautechniken

Hallo Dixip,

ja, genauso stelle ich mir das vor: erst mal die Häuser einzeln bauen, jeweils mit etwas Umgebung, damit sie als Einzel-MOCs besser aussehen. Dann, wenn alle Häuser eines Viertels komplett sind, die Zwischenräume überarbeiten und Straßen etc. einfügen, so dass alles aus einem Guss erscheint. Das kann man dann natürlich vergleichsweise schnell überarbeiten (z.B. für Gemeinschaftsanlagen auf Ausstellungen o.ä.)

LG

Armin



mkolb
24.10.2014, 22:37

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Kleines Fachwerkhaus als Versuchsträger für Bautechniken

naja, für eine Studie kann man das gerade so annehmen ...

ok, ich finde es verdammt gut, warum nur Studie ? Ich wäre froh, es so toll hinzubekommen.
Finde das Gebäude sehr gut gelungen. Könnte zu meiner kleinen Burg gut passen. Mal schauen, ob ich mir
da was abschaue ...

Tschau
Martin


http://www.born2brick.de

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meine Anlagen im Internet:

http://www.martin-kolb.de/bricks

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Larsvader
25.10.2014, 17:53

Als Antwort auf den Beitrag von arminpfano

Re: Kleines Fachwerkhaus als Versuchsträger für Bautechniken

Hallo Armin,

tolles Haus!

Mit Innenausbau und Keller.
Sieht sehr gut aus!
Interessant finde ich die Befestigung der Seiten mit dem Flexschlauch!

Lars, der ebenfalls schon Fachwerkhäuser gebaut hat